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Profiligen im Aufwind

Der Aufwind ist deutlich spürbar: Noch nie haben die großen deutschen Profiligen so viel eingenommen, wie im Geschäftsjahr 2012/2013. Fast alle Klassen, die von der Deloitte Sport Business Gruppe und der Hochschule Koblenz untersucht wurden, haben ein deutliches Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr hingelegt.

Von Marina Schweizer | 22.12.2013
    Was die Art der Erlöse betrifft, gibt es eine Besonderheit, so Dirk Mazurkiewicz vom Institut für Sportmanagement und Sportmedizin der Hochschule Koblenz:
    „Da unterscheiden sich, denke ich, diese Ligen vielleicht auch von der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga, die ja in einem hohen Maße von Medieneinnahmen profitieren. Wo Medien- und Zuschauereinnahmen und Sponsoring ich sag mal drei große Kuchenstücke ausmachen. Ist hier das allergrößte Kuchenstück die Einnahmen durch Sponsoring.“
    Einen großen Anteil daran haben vor allem regionale Sponsoren.
    Die 3. Fußball Liga hat ihren Umsatz um 21 Prozent gesteigert, in der ersten Basketball-Bundesliga waren es 13 Prozent. Und die Basketballer setzen damit einen Trend fort: Innerhalb der letzten fünf Jahre haben die Erlöse ihrer ersten Liga um 75 Prozent zugenommen. Geschäftsführer Jan Pommer hat seine eigene Erklärung:
    „Die Klubs haben sich sehr reingehängt, haben in die Nachwuchsförderung investiert. Wir haben die Standards noch mal deutlich angehoben und das zahlt sich auf der Sponsorenseite und auch bei den Tickets offenbar aus. Und das führt dann dazu, dass man mehr Geld einnimmt. Das ist erfreulich, aber das muss jetzt auch weitergehen.“
    Die deutsche Eishockey Liga DEL konnte um sieben Prozent Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zulegen.
    Der Erfolg liegt laut Dirk Mazurkiewicz auch daran, dass in den Ligen eine Professionalisierung auf Managementebene stattgefunden hat: Das Bild sei nicht mehr geprägt von ehemaligen Top-Sportlern, die später ins Management gerutscht sind.
    „Es kommen dort Leute, wenngleich immer noch einige ehemalige Sportler, die doch genau wissen, dass das Umfeld - Sponsoren, Zuschauerbetreuung - eine viel größere Bedeutung hat, und die schlägt sich dann auch in kaufmännischem Handeln wider. Ich glaube einfach, dass man noch sensibler geworden ist, zu erkennen: Wir können nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen.“
    Was Professionalisierung betrifft, hat sich auch in der Basketball-Bundesliga in den letzten Jahren einiges getan. Das bekräftigt Jan Pommer, Geschäftsführer der Liga, selbst Jurist und nicht Ex-Profi.
    „Da gibt es natürlich auch ehemalige Spieler, die teilweise einen ganz hervorragenden Job machen. Aber es gibt eben auch viele, die von außen hinzugekommen sind. Und das ist eben ein Zeichen dafür, dass es tatsächlich immer professioneller zugeht und diesen Trend müssen wir fortsetzen. Wir versuchen das auch dadurch zu unterstützen, dass wir sehr viel mit den Klubs arbeiten, wir machen Workshops, wir laden Experten ein. Versuchen also, tatsächlich einen Know-how-Transfer herzustellen und dafür zu sorgen, dass diejenigen, die das Geschäft verantworten, dann tatsächlich auch immer kompetenter werden.“
    Die einzige Profiliga, bei der es nach dem Finanzreport nicht weiter bergauf gegangen ist, ist die Handball Bundesliga. Der Gesamtumsatz der HBL war um drei Prozent rückläufig. Der Grund, so Mitautor Mazurkiewicz: Der Hype nach dem Handball-Märchen von 2007 ist jetzt etwas abgeflacht. Trotzdem ist die Handball-Bundesliga die profitabelste Spielklasse der vier untersuchten Ligen.
    Die 3. Liga im Fußball ist zwar beim Umsatz den anderen drei Ligen deutlich überlegen. Trotzdem hat sie im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von gut 11 Millionen Euro geschrieben. Dirk Mazurkiewicz von der Hochschule Koblenz weist zur Erklärung in Richtung zweite Liga.
    „Wir stellen einfach fest, dass der Sprung zur zweiten Liga immer größer wird. Und um diesen Sprung zu meistern, müssen aber diejenigen, die sagen: Wir wollen aber aus der dritten Liga in die Zweite aufsteigen zuteilen in ein Risiko gehen. Und das trauen sich dann immer 4 -5 Vereine zu. Aber 4-5 Vereine können nicht aufsteigen. Und damit haben wir einfach welche, die das Risiko eingegangen sind und leider das Spiel verlieren. Und die fallen dann in einer Saison, in der sie aufsteigen wollten, aber nicht konnten, in so eine Art Finanzierungloch – so wollen wir es mal nennen.“
    Studienautor Mazurkiewicz geht davon aus, dass die Ligen insgesamt das Wachstum auch in Zukunft halten können. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch:
    Das Wachstum ist aber nie so groß, dass es dauerhaft dazu beiträgt, davon auszugehen, dass an allen Standorten – egal in welcher Liga – das Niveau gehalten werden kann. Denn das liegt oftmals in den Händen auch einzelner Akteure, Sponsoren oder einer Sponsorengruppe, die dazu beiträgt, in dieser Liga die Rolle zu spielen. Und sobald dann diese Akteure ausscheiden, scheidet leider auch dieser Standort aus der Liga.“
    Wenn große Sponsoren wegfallen, geht es wirtschaftlich auch ganz schnell mit den betroffenen Klubs bergab.