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Verbände und Vereine in der Coronakrise
"Ich glaube nicht, dass das große Vereinssterben droht"

DOSB-Präsident Alfons Hörmann fordert in der Coronakrise mehr finanzielle Unterstützung des Bundes für Verbände und Vereine. Doch Elvira Menzer-Haasis, Vorsitzende der Konferenz der Landessportbünde, versichert: Die Mittel reichen aktuell noch aus. Belastbare Zahlen soll eine Studie in zwei Wochen liefern.

Von Mathias von Lieben | 13.05.2020
Das Bild ist vom Besucherrang aus gemacht; man sieht unten die Teilnehmer an halbrunden Tischen und oben Zuschauer auf der Tribüne. Von der Decke hängt eine viereckige Digitaluhr herab.
Der Sportausschuss des Bundestages hat sich in einer Sitzung über die Lage in den Sportvereinen informiert. (Christoph Soeder/dpa)
Alfons Hörmann warnt schon lange vor den möglichen Folgen der Corona-Pandemie für den Sport – vor allem in finanzieller Hinsicht. Bereits in der vergangenen Woche sprach der DOSB-Präsident daher im Sportausschuss des Bundestags vor, um für finanzielle Unterstützung des Bundes zu werben. Diese sei nötig, sagte er am Wochenende im Deutschlandfunk-Sportgespräch "…weil das große Sterben der Verbände auf nationaler Ebene und das große Sterben der verschiedenen Vereine und Organisationen außerhalb der Fußball-Bundesliga in den nächsten Monaten eine dramatische Entwicklung nach sich ziehen wird. Also die Stunde der Wahrheit ist da näher als da manchem im Moment bewusst ist."
Entwarnung von den Landessportbünden
Die bereits aufgelegten Programme und Soforthilfen der Bundesländer allein würden nicht ausreichen. Mit Spannung erwartet wurde bei der heutigen Sitzung im Sportausschuss daher der Besuch von Elvira Menzer-Haasis. Sie ist nicht nur Vorsitzende des Landessportbundes Baden-Württemberg, sondern auch der Konferenz aller 16 Landessportbünde. Wie sieht es bei den Vereinen und Verbänden an der Basis aus? Darüber informierte sie die Sportpolitiker und –politikerinnen. Ganz so dramatisch wie von DOSB-Präsident Hörmann geschildert, scheint die Lage laut Menzer-Haasis aber nicht zu sein:
"Also ich glaube nicht, dass das große Vereinssterben droht. Aber die Vereine sind sehr unterschiedlich gestrickt. Es gibt Einzelfälle, die tatsächlich in finanzieller Not sind und es gibt einige Fälle, in denen absehbar ist, wenn es noch länger dauert, ist das ein nachlaufendes Problem."
Zwar könne sie noch keine abschließende Prognose tätigen. Doch für die angesprochenen Einzelfälle – meist Vereine mit hauptamtlichen Mitarbeitern - würden die Mittel derzeit allerdings ausreichen:
"Also im Moment sieht es so aus, als ob sie in der aktuellen Lage ausreichen die Programme, die aufgelegt sind in den verschiedenen Bundesländern. Die sind alle bisher noch in keinster Weise abgerufen."
Die Bundesländer haben bereits zum Großteil landesspezifische Fördermittel bereitgestellt: u.a. exklusive Sofortprogramme für Sportverbände und -vereine. Sachsen stellt bspw. 20 Millionen Euro für Zuschüsse und Darlehen zur Verfügung. Zudem verweisen einige Länder auch auf den Corona-Schutzschirm der Bundesregierung, den auch viele Vereine mit wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb sowie freiberufliche Übungsleiter und –leiterinnen in Anspruch nehmen könnten.
Dagmar Freitag: Anträge mit Fantasiesummen nicht zielführend
"Unter diesem Gesichtspunkt muss man natürlich auch hinterfragen, warum uns schon vor Wochen gleich zu Beginn der Pandemie ein Schreiben des DOSB mit dem Ruf nach einem großen Rettungsschirm erreicht hat. Ich glaube, es macht sehr viel Sinn, dass man das Ganze mal mit einem gewissen Augenmaß angeht. Es ist ganz deutlich, dass noch keine belastbaren Zahlen vorliegen", sagt daher Dagmar Freitag, SPD-Politikerin und Vorsitzende des Sportausschusses. Belastbare Zahlen sollen dann in zwei Wochen vorliegen, wenn der DOSB in der nächsten Ausschuss-Sitzung eine von ihm in Auftrag gegebene Studie zum finanziellen Bedarf der Verbände vorstellt. Erst dann gebe es ein Gesamtbild, so Dagmar Freitag: "Jetzt Anträge zu stellen mit Fantasiesummen halte ich jedenfalls nicht für zielführend."
Gemeint ist damit ein Antrag der FDP-Fraktion, die einen Notfallfonds über 300 Millionen Euro für den Breitensport fordert - plus 30 Millionen an kurzfristiger Hilfe für den Sport. André Hahn, Obmann der Links-Fraktion im Sportausschuss, macht heute aber deutlich: "Was es nicht geben kann, ist eine Doppelförderung. Da wo die Länder helfen, der Bund noch mal drauflegt, wird nicht zu machen sein."