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Verkaufsstart des iPhone X
Das jährliche Klassentreffen der Apple-Jünger

Heute standen die Leute wieder Schlange vor den Apple-Shops. Manche stellten sich schon 24 Stunden vor der Ladeneröffnung an. Wie jedes Jahr, wenn das neue iPhone ist da. Zudem hat der teuerste Konzern der Welt gestern einmal mehr glänzende Quartalszahlen vorgelegt.

Von Mischa Ehrhardt | 03.11.2017
    Schlange vor dem Apple Store in Berlin am Tag des Verkaufsstarts des iPhone X am 3.11.2017
    Ob in Frankfurt oder wie hier in Berlin: Appleianer stehen Schlange für das neue iPhone X (imago stock&people)
    Es ist kalt am heutigen Morgen in der Innenstadt, nur vereinzelt sieht man Menschen auf den Straßen und dann ist da plötzlich eine riesige Menschentraube vor dem Apple-Shop in der Frankfurter Einkaufsstraße Fressgasse. Nur einzeln werden die Wartenden in den begehrten Laden herein gelassen, jeder wird vom Apple Mitarbeiter begrüßt als sei er ein alter Freund: Johannes, ein 28-jähriger Student, ist einer der Ersten, die wieder aus dem Laden heraus kommen, mit einer Tüte in der Hand, in der das begehrte neue iPhone steckt.
    "Ich bin jetzt 24 Stunden hier draußen in der Kälte aber es hat die meiste Zeit viel Spaß gemacht mit den ganzen Leuten hier und es ist das erste Mal, dass ich das gemacht habe, sonst habe ich das immer online bestellt, aber ich wollte das einmal mitmachen, zumindest einmal, es war echt cool."
    Umsätze und Gewinn geklettert
    Man kann solche Aktionen mit Fug und Recht einen Kult nennen. Für Produkte aus einem Konzern, der immer wieder seine eigenen Rekorde bricht: In den vergangenen drei Monaten ist der Gewinn unter dem Strich um fast 20 Prozent geklettert – auf sage und schreibe fast 10,7 Milliarden Dollar. Die Umsätze sind um zwölf Prozent geklettert. Noch besser die Aussichten – hier rechnet Apple mit einem Umsatz von bis zu 87 Milliarden Dollar im Weihnachtsgeschäft, das sind eine Milliarde Dollar Umsatz jeden Tag. Die Hälfte seiner Einnahmen fließen Apple übrigens Dank seines iPhones zu. Doch der Konzern ist auch in anderen Bereichen gut aufgestellt.
    "Es sind nicht nur Apple-Geräte, es sind auch Serviceleistungen, und da will man auch eine ganze Menge Punkte sammeln", sagt Branchenexperte Christoph Schmidt von Fegra Capital. "Zum Beispiel Apple-Pay oder auch das Musik-Abo, dass man abschließen kann: Das sind alles Wachstumsmärkte; und das integriert sich natürlich perfekt auf den Geräten. Also man deckt da im Moment alles ab."
    Der Smartphone-Tellerrand
    Ein digitales Ökosystem – so nennt man solche in sich und aufeinander abgestimmten digitalen Kommunikationswelten. Und die haben auch ihre Nachteile. Denn wenn das Smartphone zum eigenen Tellerrand mutiert, versperrt es einem die Sicht auf andere Dinge. Matthias Kettemann von der Goethe-Universität in Frankfurt:
    "Wir haben die Gefahr, dass wir in unseren kleinen Ökosystemen gefangen werden. Es gibt das Wort der Filter Bubble [Filterblase]: Wir werden immer mehr gefangen in einem Rahmen, wo wir nur von Menschen hören, die wir gut kennen oder die unsere Meinungen teilen. Wir werden nicht mehr mit anderen Meinungen konfrontiert, oder wir kaufen nur noch die Produkte eines Konzerns und denken nicht mehr über den Tellerrand hinaus. Das ist etwas, dass wir uns gerade in der Informationsgesellschaft bewusst machen müssen."
    Kettemann hat gerade eine Empfehlung für den Europarat geschrieben über den rechtlichen Umgang mit Konzernen, die digitale Dienstleistungen anbieten. Drei Kilometer weiter spielen solche Fragen heute allerdings keine Rolle – weder an der Börse, wo Anleger die glänzende Quartalsbilanz feierten und der Apple-Aktie zu einem neuen Rekord verhalfen; noch in der Fressgasse gleich nebenan. Dort standen die Apple-Fans auch am frühen Nachmittag noch geduldig in der Schlange – um als einer der Ersten das neue iPhone zu ergattern.