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Verkehr
Wie die Franzosen die E-Mobilität vorantreiben

Von Ursula Welter | 06.08.2014
    Das Lokal-Fernsehen der Bretagne beim Ortstermin.
    Die zuständigen Behörden der 50-tausend-Seelen-Stadt Lorient haben gerade Ladestationen für Elektroautos installieren lassen. Ladezeit: 25 bis 30 Minuten, Reichweite: 120 km.
    Frankreich hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. 8000 Ladestationen gibt es im Flächenland, bis Ende des Jahres soll die Zahl verdoppelt werden.
    "So recht kommt das Elektroauto nicht voran in Frankreich", sagt die Fernsehmoderatorin. Und der Fachredakteur erklärt, warum das so ist.
    "Schauen Sie sich die Landkarte Frankreichs an, die großen Städte sind recht gut versorgt. 1200 Ladestationen für Elektroautos im Großraum Paris, auch Lyon, Avignon, auch andere größere Städte sind recht gut versorgt. Aber der ländliche Raum wartet".
    Und soll in den kommenden Monaten bevorzugt gefördert werden.
    Aus dem Bild der Hauptstadt sind die Elektroautos längst nicht mehr wegzudenken. Einen Schub erfuhr die Bewegung, als die Stadt Paris im Oktober 2011 dem Unternehmer Bolloré das öffentliche Autoverleihsystem „Autolib" anvertraute. Elektroautos zum Mieten, Abonnieren, nach dem Vorbild des bereits erfolgreichen Systems für Leihfahrräder.
    Vielerorts wurde Parkfläche für die kleinen, grauen Elektro-Fahrzeuge mit Stromkabel freigeräumt, der Protest der Anwohner hingenommen. Bolloré setzt auf Batterien mit Speichern aus Lithium-Metall-Polymeren, mit diesem Teil seines Unternehmens ging er 2013 erfolgreich an die Börse. Marktführer in Frankreich aber ist Renault, die Elektromodelle von Peugeot und Citroën rangieren auf den hinteren Plätzen.
    Die französische Umweltministerin hat das Ziel ausgegeben: 7 Millionen Ladestationen bis 2030:
    "Ich wünsche mir, sagt Ségolène Royal, dass wer ein altes Diesel-Auto verkauft, ein Elektroauto kaufen kann. Dazu muss die Industrie noch viel mehr tun, damit die Preise sinken."
    Vorerst hilft der Staat nach. Ob geliehen oder gekauft, wer sich in Frankreich für ein Elektroauto entscheidet, bekommt 6.300 Euro dazu. Allerdings lag diese "steuerliche Ermunterung", wie sie in Frankreich genannt wird, vor den jüngsten Sparbeschlüssen noch bei 7.000 Euro. Auf die Absenkung dieser Prämie führen die Experten auch den leichten Rückgang der Zulassungen im ersten Halbjahr zurück. 4.302 Elektroautos wurden in den ersten sechs Monaten zugelassen. Das entspricht gerade einmal 0,5 Prozent aller Neuzulassungen in Frankreich.
    Wie umweltfreundlich Elektroautos, deren massive Förderung sich die Regierung auf die Fahnen geschrieben hat, tatsächlich sind - mit dieser Frage musste sich gerade der französische Werberat beschäftigen. Am Ende untersagte er den Firmen, ihre Autos als 100prozentig "sauber" und "ökologisch" zu bezeichnen und folgte damit der Klage von Atomstromgegnern und Umweltschützern. Schließlich sei nicht gesichert, dass der Strom für die Autos auch aus Erneuerbaren Energien komme.