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Verkehrsclub Deutschland
Stärken und Schwächen bei Bus und Bahn

Wer mit Bus und Bahn unterwegs ist, der muss sich zwar über TÜV-Untersuchungen und Abgasmanipulationen keine Sorgen machen, doch er hat andere Probleme. Welche das sind, hat der Verkehrsclub Deutschland in einer Studie zur Benutzerfreundlichkeit beim öffentlichen Nahverkehr untersucht.

Von Dieter Nürnberger | 04.11.2015
    Ein Fernbus fährt am 06.11.2014 an einer Bushaltestelle vor dem Hauptbahnhof in Dresden (Sachsen) vorbei.
    Es müsste wesentlich mehr Koordination innerhalb der öffentlichen Verkehrsmittel stattfinden, meint der VCD. (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat in sechs Kommunen unterschiedlicher Größe den öffentlichen Personennahverkehr unter die Lupe genommen. Von der Großstadt bis zum Landkreis - deswegen sind die Einzelergebnisse sicherlich unterschiedlich. Dennoch aber lassen sich hier Trends ablesen - und eine Kritik tauchte immer wieder auf. Das ist die unzureichende Verzahnung der Verkehrsträger. Dieses Defizit wurde dann doch in jedem Untersuchungsgebiet festgestellt. Michael Ziesack, der Bundesvorsitzende des VCD:
    "Der eine Aufgabenträger kümmert sich nur um den Schienennahverkehr, der Aufgabenträger nur um seinen Bus- oder Straßenbahnverkehr. Und dann habe ich schnell die Situation, dass ich an nicht wenigen Stellen zwar gut mit dem Zug fahren kann, auch gut mit dem Bus - aber eben Probleme beim Umsteigen habe. Dann habe ich beispielsweise 18 Minuten Wartezeit. Da muss wesentlich mehr Koordination innerhalb der öffentlichen Verkehrsmittel stattfinden."
    Informationen oft mangelhaft
    Diese festgestellte, fehlende Verzahnung oder Verknüpfung betreffe allerdings nicht nur die unterschiedlichen Verkehrsträger, sondern eben auch andere Aspekte. Oft fehlten Fahrradständer an Haltestellen, auch seien die Informationen zur Fahrradmitnahme nicht selten mangelhaft. Welchen Fahrschein benötigt man eigentlich dafür - das seien Fragen, die viele Kunden hätten.
    Auch wir haben heute früh eine kleine Umfrage hier in Berlin gemacht. Genauer gesagt: am Bahnhof Friedrichstraße. Ein Verkehrsknotenpunkt für den Schienenregionalverkehr, für die S- und U-Bahn und für Busse. Und recht schnell fiel auf, dass die Autofahrer doch Zeit benötigen, einen Parkplatz zu finden. Einige parkten dann sogar im Halteverbot. Die Frage war, warum man sich das überhaupt antut und stattdessen nicht lieber auf den ÖPNV umsteigt? Hier sind die Antworten der Stichprobe:
    "Für mich ist es als Frau sicherer. Wenn ich abends von der Spätschicht nach Hause fahre, dann ist mir das in den Bahnen zu unsicher. Ich habe einen Behindertenausweis. Ich habe Schwierigkeiten zu laufen. Da werden Sie doch Verständnis dafür haben. Um auch flexibel sein. Ich fahre täglich mehrfach durch die Stadt, habe immer viel zu tragen - Laptop, Akten et cetera. Deshalb habe ich dieses Auto!"
    Für jeden leicht nutzbar
    Einige Themen, die die Autofahrer, also die Nicht-ÖPNV-Nutzer angesprochen haben, finden sich auch in der Untersuchung des Verkehrsclubs wieder. Ein Barriere-freier Zugang für behinderte Kunden beispielsweise. Und natürlich das Erscheinungsbild der Züge, der Bahn- und Busstationen etwa. Klar ist, eine verdreckte, dunkle Haltestelle widerspricht eben oft auch dem ganz individuellen Eindruck von Sicherheit. VCD-Chef Michael Ziesack:
    "Ich erwarte nun keinen Restaurant-Standard, wenn ich an eine Haltstelle komme. Aber es wäre schon gut, wenn ich mich dort bequem aufhalten kann. Wenn ich wetter- und verkehrssicher aufhalten und einsteigen kann. Eine Haltestelle sollte einladend und sauber sein."
    Bilanzierend kann gesagt werden, dass somit die Frage "ÖPNV-Nutzung, Ja oder Nein?" zumindest nicht allein von einem guten Fahrplanangebot oder auch von vertretbaren Preisen abhängt. Der VCD sagt, dass der öffentliche Personennahverkehr vor allem eines sein muss - nämlich für Jeden leicht nutzbar.