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Verkehrsclub schätzt E-Autos ein
"Benziner und Diesel sind Auslaufmodelle"

Der ökologisch orientierte Autoclub VCD hat auf seiner jährlichen Auto-Umweltliste Modelle mit Elektromotor unter die Lupe genommen. Demnach rechneten sich E-Autos mit kleinem Akku, wenig Verbrauch und 50 bis 70 Kilometer Fahrleistung pro Tag am besten.

Von Daniela Siebert | 04.09.2019
"100 Prozent Charge" steht auf der Digitalanzeige eines Hybrid-Autos
Auf der Positivliste des Verkehrsclubs VCD stehen 16 reine E-Autos und drei Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge - hier die Digitalanzeige eines Hybrid-Autos (dpa/Sebastian Gollnow)
Der VCD hat keine Rangliste mit Spitzenplätzen vorgelegt, sondern eine reine Positiv-Liste, auf der sozusagen alle Fahrzeuge gleich gut sind, weil sie die Kriterien erfüllen, zu denen Verbrauchsangaben, Reichweiten und CO2-Ausstoß gehören.
Insgesamt stehen 16 reine E-Autos auf der Liste und drei Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge. Dazu der verkehrspolitische Sprecher des VCD Michael Müller-Görnert mit Einzelheiten.
"Da sind darunter der BMW i3, der VW e-Golf, oder der Smart, aber dann auch viele Fahrzeuge von Renault, Nissan, Hyundai und Kia. Das sind Fahrzeuge die also auch im Verbrauch okay sind, weil es gibt ja auch Elektrofahrzeuge, mit immens hohen Verbräuchen, insbesondere die sogenannten SUV und schweren Luxusautos, die sind nicht in unserer Liste, weil die sind ökologisch sehr bedenklich und deswegen keine Lösung."
VCD: "Ganz rasch unsere Emissionen gegen Null bringen"
Bei den Hybrid-Autos bewertet der VCD je ein Fahrzeug von Hyundai, Kia und Toyota positiv, darunter sogar ein SUV von Kia.
In der Vergangenheit beurteilte die VCD-Autoliste auch und vor allem Benzin- und Diesel- Fahrzeuge. In diesem Jahr geht es ausschließlich um Elektroautos. Die Begründung:
"Der Dieselskandal war sicherlich ein Auslöser, weil die Nachwirkungen erleben wir ja jetzt noch tagtäglich fast, immer wieder gibt es Meldungen, dass Fahrzeuge nach wie vor mit höheren Schadstoffwerten ertappt werden, aber letztendlich ist das entscheidende der Klimawandel und wir haben uns verpflichtet, ganz rasch unsere Emissionen gegen Null zu bringen. Das heißt auch der Verkehr muss hier mitspielen, und das geht nur mit emissionsfreien Antrieben. Denn jedes Auto, das mit Benzin und Diesel heute zugelassen wird, pustet ja noch die nächsten 15 Jahre CO2 aus. Deswegen muss jetzt rasch der Wechsel kommen, Benziner und Diesel sind Auslaufmodelle."
E-Auto-Hersteller müssen noch keine Messungen veröffentlichen
Allerdings ist die VCD-Positivliste in diesem Jahr auch aus anderen Gründen sehr lückenhaft: es wurden nur Fahrzeuge reingenommen, deren Hersteller Angaben nach dem neuen WLTP-Messverfahren gemacht haben, das als genauer und realistischer gilt als das bisherige NEFZ-Verfahren.
Gesetzlich verpflichtet sind die Hersteller bislang allerdings noch nicht, diese Angaben für E-Autos zu liefern, obwohl sie diese bereits vorliegen haben.
Und noch eine weitere Datenlücke hat die diesjährige VCD-Autoliste schrumpfen lassen.
"Das andere Problem ist, dass viele Hersteller gerade ihre aktuellen Modelle einem Facelift unterziehen, die bekommen eine größere Batterie, stärkere Motoren, da lagen die Daten noch nicht vor, oder viele Ankündigungen von neuen Modellen, die waren halt Ankündigungen, aber die Modelle waren noch nicht genehmigt, sie hatten noch keine Typ-Prüfwerte, insofern konnten die uns noch nicht mitgeteilt werden. Deswegen ist das Angebot gerade ein wenig beschränkt, weil der große Run geht auf nächstes Jahr, da wollen die Hersteller ja eine regelrechte E-Offensive starten."
Äußerst lückenhafte und kurze VCD-Positiv-Liste
Weil es dazu keinerlei Daten gab, taucht beispielsweise auch der Tesla 3 nicht in der Bewertung auf.
Audi, Opel, Citroen und Peugeot kommen nicht vor, weil sie laut VCD
"die Teilnahme abgesagt" haben.
So ist diese Positiv-Liste also äußerst lückenhaft und kurz.
Dafür bietet sie viele Hintergrundinformationen. Es sind immer mehr Elektroauto-Modelle auf dem Markt, damit steige auch die Nachfrage, beobachtet der Verkehrsclub. Allerdings hinke Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Der Marktanteil hier beträgt 2,6 Prozent.
Laut Michael Müller-Görnert würden die Hersteller zu wenig werben. Auch die Kaufprämie reiche da nicht. Andere Länder seien deutlich weiter.
Verbraucher durch lange Lieferzeiten abgeschreckt
Auch zum Teil monatelange Lieferzeiten für E-Autos schreckten viele Verbraucher ab.
Nach Einschätzung des Verkehrsclubs sind Elektroautos derzeit vor allem für kommunale Flotten interessant etwa Lieferdienste und Taxis. Außerdem seien sie für Personen attraktiv, die ihr Auto zuhause oder am Arbeitsplatz aufladen können. Denn für 10 Jahre sind die Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit und die Wartungs- und Reparaturkosten sind meist geringer als bei herkömmlichen Autos. An kommerziellen Ladesäulen kann das Stromtanken dagegen sehr teuer sein.
E-Autos rechnen sich laut VCD am besten, wenn der Akku klein ist, das Fahrzeug wenig verbraucht und oft gefahren wird. Am besten 50-70 Kilometer täglich. Das ist vielleicht die Quintessenz dieser Veröffentlichung.