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Verpackungen
Verbraucher können Plastikrecycling verbessern

Rund 12 Prozent der verarbeiteten Kunststoffe in Deutschland seien recycelte Kunststoffe, erklärte Sebastian Bayer von der Drogerikette dm im Dlf. Je besser die Verbraucher in Deutschland den Müll trennen würden, desto mehr Plastik könnte aus dem gelben Sack für neue Verpackungen rausgeholt werden.

Sebastian Bayer im Gespräch mit Georg Ehring | 07.03.2019
Gelbe Säcke mit Plastikmüll warten auf die Abholung durch das Entsorgungsunternehmen. Konstanz, Baden-Württemberg.
Aus dem Plastik der gelben Säcke werden neue Verpackungen hergestellt (picture alliance / Erich Häfele)
Georg Ehring: Die Fastenzeit hat begonnen und neben vielen anderen Ideen liegt auch Plastikfasten im Trend. Möglichst wenig Plastik zu verwenden, das kann der Umwelt nutzen. Ein anderer Weg wäre es, Plastik wiederzuverwerten, und zwar zu hochwertigen Produkten. Viel zu viel Abfall wird nach wie vor verbrannt und eine Initiative der Drogeriebranche, zusammen mit einer Reihe von Herstellern will das ändern. Ins Leben gerufen wurde sie von der Drogeriekette DM und ihren Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung, Sebastian Bayer, begrüße ich am Telefon. Guten Tag, Herr Bayer!
Sebastian Bayer: Guten Tag, Herr Ehring.
Ehring: Herr Bayer, wieviel Plastik wird überhaupt stofflich verwertet? Wie ist da die Quote inzwischen?
Bayer: Es gibt Zahlen aus dem Jahr 2017. Da ist es so, dass in Deutschland etwa 14,4 Millionen Tonnen Kunststoff verarbeitet wurden. Dabei wurden 1,8 Millionen Tonnen sogenannte Reclicate, das heißt recycelte Kunststoffe eingesetzt. Das heißt, wir sprechen grob von zwölf Prozent.
Ehring: Das ist ja ziemlich wenig. Wie lässt sich das denn erhöhen? Was sind da die Hindernisse, warum das nicht passiert?
Bayer: Ein Hindernis ist bestimmt, dass es heute für Verpackungen bei Drogerieartikeln und Lebensmitteln nur einen gesetzlichen Standard gibt. Das heißt, es gibt nur den Standard der Lebensmitteltauglichkeit, wenn Sie Reciclate, recyceltes Plastik verwenden wollen. Das ließe sich sehr leicht erhöhen, indem der Gesetzgeber hier mehrere Standards gesetzlich definiert, nämlich neben der Lebensmitteltauglichkeit auch einen Kosmetikstandard als zweiten und als dritten noch einen Standard für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, denn Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel können in einer anderen Verpackungsqualität abgepackt werden als Lebensmittel.
Ehring: Geht es da um die Reinheit, oder darum, welcher Kunststoff das ist?
Bayer: Sowohl als auch. Es geht um die Reinheit als auch um die Frage, um welchen Kunststoff es sich handelt. Die Reinheit bezieht sich ja maßgeblich auch darauf, welcher Aufwand betrieben wird, um es zu reinigen. Bei Lebensmitteln dürfen da keinerlei Abstriche gemacht werden.
Mülltrennung und Recycling
Ehring: Es ist ja auch so, dass wir Verbraucher Müll trennen. Wir tun den gesamten Plastik in den gelben Sack oder in die gelbe Tonne. Andere Länder, beispielsweise Schweden, sehen vor, dass man auch das Plastik nach seinem Stoff noch trennt, dass man zum Beispiel PVC und PET in unterschiedliche Behälter wirft. Wäre so etwas bei uns auch sinnvoll?
Bayer: Das wäre denkbar. Ich glaube allerdings nicht, dass das notwendig ist. Heute übernehmen die Entsorgungsbetriebe diese Aufgabe. Das heißt, sie trennen die unterschiedlichen Verpackungen in ihre Fraktionen. Von daher ist das zentral organisiert durch die Entsorgungsbetriebe. Allerdings haben wir hier schon noch einen sehr großen Hebel, denn je besser die Kunden, die Verbraucher in Deutschland in den privaten Haushalten den Müll trennen, desto mehr Plastik können wir aus dem gelben Sack wieder rausholen und zu neuen Verpackungen machen.
Ehring: Wenn wir nicht nach Plastiksorten unterscheiden sollen als Verbraucher, wie können wir dann die Mülltrennung verbessern?
Bayer: Es gibt schon Dinge, die man berücksichtigen muss. Nehmen Sie ein klassisches Beispiel: den Joghurtbecher. In dem Moment, wo Sie einen Joghurtbecher, der zum Teil aus drei Fraktionen besteht, nämlich einer Papierbanderole, dem Plastikbecher und einem Aludeckel, in dem Moment, wo Sie diese drei trennen beim Müll, fällt es natürlich auch den Entsorgungsbetrieben leichter. Da ist es natürlich besser, Sie machen das, und da können die Kunden schon auch einen Beitrag leisten. Nehmen Sie sogenannte gesleevte Produkte, Verpackungen, die noch mal eine Plastikbanderole darum haben, ist es natürlich besser, sie wird noch mal abgetrennt von der Flasche. Auch da kann man den Entsorgungsbetrieben helfen.
Ehring: Sie haben jetzt eine Initiative gegründet, die das Recycling verbessern soll. Was wollen Sie da machen?
Bayer: Na ja. Das Ziel ist es, zunächst einmal eine Aufklärungskampagne bei den Kunden zu machen und somit die Akzeptanz von sogenannten Recyclaten in unseren Verpackungen zu steigern. Wenn uns das gelingt, dann wird das dazu führen, dass immer mehr Hersteller und auch Händler vermehrt Reciclate für ihre Verpackungen verwenden werden und wir es somit irgendwann schaffen, die Wertstoffe, den Plastik als Wertstoff im Kreislauf zu führen.
"Verbundverpackungen sind eine Herausforderung in"
Ehring: Eine besonders problematische Substanz sind ja Verbundverpackungen, die aus mehreren Stoffen bestehen, zum Beispiel Milch- oder Saftkartons. Gibt es da auch eine Lösung?
Bayer: Ja. Verbundverpackungen sind eine Herausforderung in der Tat. Es gibt allerdings immer mehr Lösungen am Markt. Das heißt Verpackungsalternativen. Nehmen Sie zum Beispiel Zahncremes. Auch das ist eine Verbundverpackung, die Zahnpastatube, und da sind am Markt mittlerweile Alternativen verfügbar. Das ist das eine, was wir sehen. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass die Maschinenparks der Entsorgungsbetriebe immer besser werden. Das heißt, auch da wird es leichter fallen, die Verbundverpackungen wieder in die einzelnen Fraktionen zu zerlegen und zu trennen.
Ehring: Sebastian Bayer, Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung von DM war das. Wir redeten über Recycling von Plastik. Herzlichen Dank für das Interview.
Bayer: Ich bedanke mich, Herr Ehring.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.