Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Versager

Im Jahr 1981 überantwortet der Autor die letzte Entscheidung für oder gegen ein Kind seiner damaligen Lebensgefährtin. Von Anfang an versagt er sich, seinen Wunsch nach dem Kind auszudrücken. Beim Abbruch selbst sitzt er neben dem Geschehen.

Von Egon Koch | 20.05.2011
    Der Anblick der abgesaugten Gewebeklumpen schockiert ihn zutiefst. Ohnmächtig vor Trauer und Schuld erfährt er in der Folgezeit abermals, dass im Fall von Schwangerschaft und Abbruch sein Befinden keine Rolle spielt, nur das der Frau.

    Er zieht sich zurück und bricht das Studium ab. Der Autor ist kein Einzelfall. 2010 stehen in Deutschland 680000 Lebendgeburten etwa 110000 Abbrüche gegenüber. Tendenz: leicht fallend.

    In die Praxis des Bielefelder Psychologen Wolfgang Neumann kommen Männer mit verdeckten Depressionen, denen häufig unverarbeitete Schwangerschaftsabbrüche zu Grunde liegen.

    Bis heute sind der Autor und seine frühere Partnerin traurig darüber, dass sie das Kind, es wäre 30 Jahre alt, nicht bekommen haben.

    Immerhin können sie das tun, was sie sich damals versagten: ehrlich miteinander darüber sprechen.

    DLF 2011