Freitag, 29. März 2024

Archiv


Versichert tanken

Trotz großer Informationskampagne und Benzingipfel: Die meisten Autofahrer lehnen E10, den Treibstoff mit bis zu zehn Prozent gemischtem Ethanol, nach wie vor ab. Heute prescht der Ölkonzern Shell mit einer eigenen Initiative vor.

Von Georg Ehring | 29.03.2011
    Der Mineralölkonzern Shell will die Akzeptanz von Superbenzin mit zehn Prozent Bioethanol durch eine kostenlose Versicherung fördern. Wer mindestens 30 Liter E10-Sprit tankt, kann eine Police abschließen, die für Schäden durch den neuen Kraftstoff aufkommt. Kunden müssen sich dafür vorab oder innerhalb von drei Tagen nach dem Tanken auf der Internetseite des Unternehmens registrieren. Sie bekommen dann Reparaturen erstattet, wenn es einen Schaden durch E10-Kraftstoff gibt. Wichtigste Bedingung dabei: Die Versicherung zahlt nur dann, wenn der Kunde mindestens zu 80 Prozent E10-Kraftstoff von Shell getankt hat und dies durch Tankbelege oder beispielsweise Kreditkartenabrechnungen oder Ähnliches nachweisen kann. Außerdem muss das Auto natürlich E10 vertragen können und darf nicht vor 1996 zum ersten Mal zugelassen worden sein.

    Für Shell dient die Aktion also der Absatzförderung nicht nur von E10 allgemein, sondern auch von Sprit der eigenen Marke.
    Partner ist übrigens die Deutsche Familienversicherung und auch die könnte davon profitieren. Sie ist auch als KFZ-Versicherer tätig und könnte durch Shell Kontakt zu potenziellen Kunden ihrer Haftpflicht- und Kaskoversicherung bekommen. Interessant vielleicht auch die Laufzeit der E10-Police: Nach 18 Monaten endet der Versicherungsschutz automatisch und ohne Kündigung.

    Die Versicherung ist nicht die einzige Aktion zur Förderung des Absatzes des neuen Kraftstoffes. Gestern hatten die deutschen Autohersteller - also Audi, BMW, Ford, Mercedes, Opel, Porsche und Volkswagen - eine Garantieerklärung abgegeben, um den Verbrauchern die Angst vor Motorschäden zu nehmen. Mehr als 90 Prozent der Benzin-Autos haben mit der höheren Ethanol-Beimischung nach Angaben von Herstellern und Mineralölindustrie keine Probleme, inzwischen liegen an den Tankstellen auch Listen der Deutschen Automobil-Treuhand (DAT) aus, in denen jeder Kunde sehen kann, ob sein Fahrzeug dazugehört.

    Trotzdem kommt der Absatz von E10 offenbar nicht in Gang: Der Mineralölkonzern Total stellt die Produktion in seiner Raffinerie Leuna um - er produziert also wieder mehr herkömmliches Superbenzin und weniger E10. Damit passe man sich dem Verbraucherverhalten an, so die Begründung des Unternehmens gegenüber dem Berliner "Tagesspiegel".

    Die Verwirrung der Benzinkunden ist übrigens um eine weitere Facette reicher: An manchen Tankstellen ist offenbar gar kein E10 drin, auch wenn es draufsteht. Manche Pächter haben die neuen Sortenschilder schon angebracht, bevor der Kraftstoff zur Verfügung stand, so die Erklärung hierfür. Dieses Problem wird sich vermutlich in Kürze lösen, es gibt ja mehr als genug E10-Kraftstoff auf dem Markt.