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Verunreinigte Polio-Impfstoffe

Die Sowjetunion hat bis zum Jahr 1981 mehrere Millionen Ampullen mit verunreinigtem Polio-Impfstoff ausgeliefert. Das berichtet das Fachmagazin "New Scientist". Die Polio-Impfungen enthielten den bei Rhesus-Affen verbreiteten Simian-Virus, kurz SV 40.

Von Thekla Jahn | 13.07.2004
    Nach der Entdeckung des Impfstoffs gegen Kinderlähmung im Jahr 1955 wurden weltweit in der Pharmaindustrie Rhesus-Affen genutzt, um den Impfstoff in großen Mengen herzustellen. 1960 wurde bei den Affen der Simian-Virus entdeckt, was zur Folge hatte, dass die Weltgesundheitsorganisation auf besonders hohe Hygienestandards beim Polio-Impfstoff bestand. Forscher der Loyolo-Universität in Chicago haben jetzt festgestellt, dass die Hygienestandards in der Sowjetunion offenbar nicht ausgereicht haben. Zwischen 1963 und 1981 waren offenbar zwei von drei Polio-Impfungen mit dem SV 40 Virus verunreinigt.

    Die Polio-Impfstoffe aus der Sowjetunion wurden nicht nur dort, sondern im gesamten Ostblock und somit auch in der DDR verwendet. In Tierversuchen hatten Forscher Hinweise gefunden auf einen möglichen Zusammenhang von SV 40 und Krebs bei Menschen.

    Prof. Erhard Geissler vom Max-Dellbrück-Centrum in Berlin-Buch ist einer der führenden SV 40- Forscher. Er antwortet auf die Frage, was die Verunreinigung der Impfstoffe für die Menschen bedeutet, die damit geimpft wurden?