Donnerstag, 18. April 2024

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Videobeweis im Radsport
"Mit Sicherheit kein Allheilmittel"

Der Welt-Radsportverband UCI will bei wichtigen Rennen ab der kommenden Saison Bildschirm-Schiedsrichter einsetzen - eine Reaktion auf den Fall Peter Sagan, der nach einem vermeintlichen Ellbogen-Check von der Tour de France 2017 ausgeschlossen wurde. UCI-Kommissär Alexander Donike warnte im Dlf jedoch vor allzu großen Erwartungen.

Alexander Donike im Gespräch mit Klaas Reese | 30.12.2017
    Peter Sagan war nach der 4. Etappe und einem vermeintlichen Ellenbogen-Check gegen Mark Cavendish im Schlusssprint von der Tour de France 2017 ausgeschossen worden - eine Fehlentscheidung, wie sich später herausstellte.
    Peter Sagan war nach einem vermeintlichen Ellenbogen-Check gegen Mark Cavendish am 4.7.2017 von der Tour de France ausgeschossen worden - eine Fehlentscheidung, wie sich später herausstellte. (imago sportfotodienst)
    Erst Anfang Dezember 2017 gab die UCI zu, im Fall der Suspendierung Peter Sagans von der Tour de France im Juli 2017 falsch entschieden zu haben: Nach Sichtung detaillierter Videoanalysen, die zum Zeitpunkt der damaligen Entscheidung noch nicht zur Verfügung gestanden hatten, kam die UCI zum Ergebnis, dass es sich um einen unglücklichen Rennunfall gehandelt habe - und nicht, wie zunächst angenommen, um einen vorsätzlichen Ellbogen-Check von Peter Sagan gegen Mark Cavendish, der im Zielsprint der 4. Etappe am 4.7.2017 bei einem Sturz schwer verletzt wurde.
    Lediglich ein Hilfsmittel
    Als Konsequenz kündigte die UCI zudem an, dass die Jury bei wichtigen Rennen wie der Tour de France und dem Giro d'Italia künftig von einem zusätzlichen Experten bei der Videoanalyse unterstützt werden soll. Eine Entscheidung, die UCI-Kommissär Alexander grundsätzlich begrüßt: "Den Videobeweis im Radsport braucht es, weil die Wettkampf-Kommissäre den Sprint im Grunde genommen nicht sehen", erklärte Donike im Dlf, "sondern sie haben feste Positionen bei der Überwachung des Rennens." Eine lückenlose Überwachung des gesamten Rennfeldes zu jeder Zeit sei damit nach Einschätzung von Alexander Donike jedoch weiterhin nicht möglich. Der Videobeweis könne auch im Radsport, ähnlich wie im Fußball, lediglich ein Hilfsmittel sein - und kein Allheilmittel.
    Die UCI entsende nun erfahrene Kommissäre zu einigen Weltcup-Rennen, um das konkrete Prozedere zu testen. "Ich denke", so Donike, "mit den Frühjahrsklassikern in Europa wird auch der Videobeweis kommen."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.