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Viel Geld, viele Ideen, kein Ergebnis
Die unendliche Geschichte des Regionalflughafens Parchim

Der chinesische Investor Jonathan Pang glaubt fest daran: Parchim Airport in Mecklenburg-Vorpommern soll der Ort werden, wo China auf Europa trifft. Kritiker haben da ihre Zweifel, denn zuletzt sind in Parchim vor zwölf Jahren Passagiere ein- und ausgestiegen. Und neue sind noch nicht in Sicht.

Von Alexa Hennings | 07.01.2017
    Das Terminalgebäude ist am 03.05.2016 auf dem Flugplatz Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) zu sehen. In der Abfertigungshalle wird der Dokumentarfilm "Parchim International" vorgestellt. Für den Streifen begleiteten die Filmemacher den chinesischen Investor Pang sieben Jahre in Deutschland und China mit der Kamera. «Parchim International» kommt am 19. Mai 2016 bundesweit in die Kinos und erzählt vom Versuch den defizitären Airport in Mecklenburg zu einer Drehscheibe für den Fracht- und Passagierverkehr zwischen China, Europa und Afrika zu entwickeln. Foto: Jens Büttner | Verwendung weltweit
    In den Flughafen Parchim stecken bisher 55 Millionen öffentliche Fördergelder. (picture alliance / dpa / Jens Büttner)
    Wer am Parchimer Flughafen steht, der kann seltsame Dinge erleben. Ein großes Verkehrsflugzeug schwebt heran, landet - und startet sofort wieder durch. Ohne anzuhalten. "Touch and go" heißt das in der Fliegersprache, die Prozedur gehört zur Ausbildung. Es sieht aus, als habe es sich der Pilot kurzfristig anders überlegt und wolle doch nicht bleiben in Parchim, Mecklenburg.
    Mit so einem kurzen Hüpfer auf dem Rollfeld hat es sich auch schon mit Flugbewegungen im "Parchim International Airport" - so der offizielle Name. Dann gehört der Luftraum wieder den Gänsen und die Wiese neben der Startbahn den Kaninchen.
    In diesem Flughafen stecken bisher 55 Millionen öffentliche Fördergelder. 66 Millionen Euro hat das Land Mecklenburg-Vorpommern darüber hinaus schon in den Ausbau und Erhalt des Flugplatzes in Rostock-Laage gepumpt. Verluste all überall - deshalb ist die öffentliche Hand deutschlandweit bestrebt, Regionalflughäfen zu privatisieren.
    Das Verhängnis fast aller Regionalflughäfen
    In Lübeck ist das gelungen, im Juli 2016 übernahm dort der Arzt und Medizintechnik-Unternehmer Winfried Stöcker den Flughafen. Vorerst betreibt er ihn nur für private Sport- und Geschäftsflieger. Sein Plan: Eine Privatklinik und ein Hotel sollen gebaut und Linienflüge für zahlungskräftige Patienten eingerichtet werden. Bevor Winfried Stöcker den Flughafen kaufte, waren zwei andere Investoren nach kurzer Zeit spurlos verschwunden, ein Deutschägypter und ein Chinese. Auch in Frankfurt-Hahn ist der Kauf durch einen chinesischen Investor geplatzt. Dagegen nimmt sich Parchim geradezu beständig aus: Hier gibt es - bereits seit 2007 - einen neuen Besitzer: Jonathan Pang aus China. Der Flughafen ist seitdem kein Millionengrab mehr - zumindest nicht für öffentliche Gelder. Allerdings: Einen richtigen Flugbetrieb gibt es dort auch nicht. Außer für Gänse.
    Der Tower vom Flughafen Frankfurt-Hahn in Lautzenhausen, aufgenommen 2012
    Auch der Flughafen Frankfurt-Hahn war einst als Erfolgsmodell geplant. Doch die Realität sieht anders aus. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Es ist bereits zwölf Jahre her, dass hier Passagiere ein- und auscheckten. Damals gab es Ferienflieger nach Bulgarien und Mallorca, erinnert sich Eberhart Schulze, der Chronist des Flughafens.
    "Alle Flüge haben nur ein paar Mal stattgefunden, weil die dann gelockt wurden nach Laage oder Hamburg oder Berlin."
    Letztlich ist dies das Verhängnis fast aller Regionalflughäfen: Es gibt immer einen attraktiveren Großflughafen in der Nähe. Seit 1870 dient das Areal vor den Toren Parchims militärischen Zwecken. Erst als Exerzierplatz, im Ersten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager, seit 1936 als Flugplatz für die Wehrmacht, später für die Rote Armee.
    "1978/79 wurde die Start- und Landebahn auf 3.000 Meter verlängert, weil über diese lange Start- und Landebahn der jährliche Truppenaustausch für die Rote Armee für die Bodentruppen in Parchim erfolgte - für den gesamten Norden der DDR. Und so haben wir den Flugplatz 1992 in zivile Nutzung übernommen."
    Eberhart Schulze saß schon damals für die SPD in der Stadtvertretung. Bis heute ist er dort Abgeordneter. Was die Politik-Neulinge dann erlebten, war Wilder Westen im Osten.
    "Von 1993 an waren mehrere Interessenten, die den Flughafen entwickeln wollten zu einem zivilen Personen- und Frachtflughafen. Alle diese Interessenten haben das Handtuch geworfen und waren Spekulanten. Auch die Engländer, die an der Entwicklung des Flughafens gar kein Interesse hatten, die wollten nur Geld machen - glaubten Geld machen zu können mit dem Grund und Boden."
    Investor trägt die monatlichen Betriebskosten
    Ein Schweriner Staatssekretär, der nach dem Einfädeln der Geschäfte mit der englischen Plane-Stadion-Group auf einen Posten derselben wechselte, ein deutscher Freiherr, der sich mit dem Kauf des Flughafens übernahm, dazwischen immer Jahre des Wartens und des Hineinpumpens öffentlicher Gelder.
    "Der Landkreis hat den Flughafen übernommen, weil er davon ausging, es muss etwas für die Region getan werden. Der Flughafen ist in der Größenordnung das Einzige, was wirklich zieht. Und dann kamen die Chinesen, Herr Pang. Die Mitarbeiter vom Landratsamt haben sich an Ort und Stelle in China davon überzeugt, dass das Unternehmen vernünftig ist. Und dass das etwas werden kann."
    Vereinbart wurde ein Kaufpreis von 30 Millionen Euro. Doch auch der Landkreis Ludwigslust-Parchim musste länger als gedacht auf die Ratenzahlungen von Jonathan Pang und seinem Logistikunternehmen "Link Global" warten. Schließlich einigte man sich und verzichtete auf die "Restzahlung" von zwölf Millionen Euro. Dafür verpflichtete sich der neue Besitzer, die monatlichen Betriebskosten von 300.000 Euro zu tragen, mehr als 40 Arbeitsplätze zu erhalten und in den Ausbau des Flughafens zu investieren. Die Zusagen wurden bisher eingehalten - und das ist schon weit mehr, als die Versprechen der vorangegangenen Investoren wert waren. Seitdem weht eine rote Fahne auf dem Parchimer Flughafen, rot mit goldenen Sternen. Die Fahne Chinas.
    Der chinesische Flughafen-Investor Jonathan Pang auf dem Flugplatz Parchim
    "Ich glaube an dieses Projekt. Ich weiß, dass es gut ist." Der chinesische Flughafen-Investor Jonathan Pang über sein Flughafenprojekt Parchim. (dpa / Jens Büttner)
    Jonathan Pangs verzweifelt-verwegene Versuche, das Mecklenburger Städtchen zum "internationalen Luftfracht-Drehkreuz" zu machen, sind derzeit in dem Dokumentarfilm "Parchim International" zu besichtigen. Der mehrfach prämierte Dokumentarfilm von Stefan Eberlein und Manuel Fenn hat einen Running Gag: die asthmatisch klappernde Rundum-Leuchte auf dem alten Parchimer "Tower".
    Der Turm in seinem Pappwand-Ambiente erinnert eher an ein Baumhaus auf Stelzen als an einen Flughafen-Tower. Im Film hoppeln Hasen über die Startbahn und die Belegschaft sitzt mehr oder weniger untätig herum. Ständig muss eine Berufsfeuerwehr bereit stehen. Schon in den ersten Jahren nach dem Kauf besuchten nur ein paar Touch-and-go-Flieger das Areal. Im Kontrast dazu stehen die Visionen von Jonathan Pang, die er im Film ausführt.
    Ideen und Luftnummern
    "Parchim Airport wird ein Erfolg. Warum? Weil der Flughafen Parchim ein guter Ort ist. Er liegt sehr zentral mitten in Europa. Alle Flugzeugtypen können hier landen. In China sagen wir: Man muss Steine ins Wasser werfen, die einen zur Jade führen. Wir haben schon einige Steine geworfen, bald finden wir Jade. Parchim wird der Ort sein, wo China Europa trifft. Und wir sind Parchimer. ich bin ein Parchimer."
    Einfluglotse im Tower. Auf dem Rollfeld stehen mehrere Flugzeuge.
    Bisher dient der Flughafen Parchim in Mecklenburg-Vorpommern nur als sogenannter Touch-and-go-Flughafen. (dpa-Zentralbild)
    Der Film zeigt, welch mitunter bizarren Mühen sich Herr Pang unterzieht, um asiatische Investoren, afrikanische Minister und chinesische Parteisekretäre für sein Flughafenprojekt in Deutschland zu begeistern. Plan Nummer eins: Parchim soll ein Drehkreuz der internationalen Luftfracht werden. Doch bevor es losgeht, fallen die Preise für Luftfracht drastisch, der Plan wird aufgegeben.
    Idee Nummer zwei: In Afrika vorgefertigte Waren sollten hergeflogen und in einem Industriepark auf dem Flughafengelände fertiggestellt werden. Auch das: eine Luftnummer. Plan drei: Chinesische Touristen sollen einfliegen, in Luxusshops einkaufen und im Luxushotel übernachten - beides zu errichten neben der Rollbahn. Jonathan Pang, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammt, wird interviewt, als er in seiner Luxuslimousine über die Parchimer Landebahn rollt.
    "Ich habe in China den Wandel von einem armen zu einem reichen Land miterlebt. Die Leute haben Geld, sie reisen jetzt und wollen genießen."
    Zwischen paradisische Visionen und harter Realität
    Und dann stellt er einem ungläubig schauenden Publikum seine Vision von "Parchim International" vor, dem, wie er im Film sagt, "größten Duty-free-Center der Welt."
    "Es gibt eine Passage mit Läden von Gucci, Prada, Armani. Dieser Flughafen wird den Berliner Flughafen ersetzen. Ein fliegendes Land außerhalb von Deutschland, ein fliegendes Land außerhalb von allem. Wie im Paradies."
    Die paradiesischen Visionen indes treffen bei Parchimer Bürgern auf Skepsis. Roswitha Liebenow, Leiterin eines Jugend- und Familientreffs:
    "Nach den ersten hochfliegenden Hoffnungen auf riesige Gewerbegebiete und auf eine blühende Zulieferindustrie und auf viel mehr benötigtem Wohnraum – nach all diesen Hoffnungen hat sich doch ein bisschen mehr Realismus breitgemacht und manch einer mag von dem Flughafen gar nichts mehr hören."
    Parteiübergreifende Unterstützung für chinesischen Investor
    Tischlermeister Christoph Maaß, Abgeordneter der Stadtvertretung, hat bisher all die wechselnden Konzepte mit durchgewinkt. Parteiübergreifend waren und sind sich alle Parchimer Stadtpolitiker einig, den chinesischen Investor zu unterstützen - so fantastisch sich die Pläne auch ausnehmen.
    "Bei aller Skepsis, dort ein Riesen-Einkaufszentrum hinzusetzen - man kann es ja keinem verwehren, wenn einer das aus eigenen Mitteln dort bauen will, ohne Fördermittel! Man muss sehen, ob das Konzept aufgeht. Und Visionäre sind schon oft belächelt worden für ihre Ideen. Vielleicht wird es was, ich bin da zumindest recht optimistisch, dass es was wird. Und wenn nicht, dann ist es das hundertprozentige Risiko des Unternehmers Pang."
    Christoph Maaß leitet einen alteingesessenen Familienbetrieb. Doch wer lässt sich heute noch Schränke und Regale bauen? Im Schaufenster seines Hauses in der Parchimer Altstadt hat der Tischlermeister Holzplatten ausgestellt, die man als Tisch und Stuhl auf Bierkästen stecken kann. Für Angler und Grillfreunde ist das der Renner. Mit 25 Euro ist man dabei. Auch in den anderen Geschäften überwiegen preiswerte Angebote. Deshalb glaubt der Tischlermeister nicht, dass die Luxusshopping-Idee am Flughafen den Parchimer Ladenbesitzern schadet.
    "Es sind Handtaschen zum Schnäppchenpreis von 2.000 Euro. Das ist nicht das Klientel, das in Parchim vorhanden ist. Es wird ja auf die Superreichen abgezielt, die dann mit Steuervorteil im Einkaufstempel besuchen sollen und dort den nötigen Umsatz betreiben. Daran sollte man jetzt erst einmal glauben und sehen, was daraus wird."
    Alle paar Monate ein neuer, hoffnungsvoller Aufmacher
    Das Wort Glauben hört man oft, wenn man in Parchim auf den Flughafen zu sprechen kommt. Der Investor hat Hoffnungen geweckt in der Stadt. Doch die ersten fünf Jahre tat sich wenig. In dieser Zeit musste Jonathan Pang, der nicht nur als Freizeitsportler beim Laufen die lange Distanz liebt, die Idee eines Frachtflughafens aufgeben. Sein Engagement zu beenden, liegt Jonathan Pang fern. Er investierte in einen neuen Tower, in die Sanierung der Rollbahn und in das Umfeld des Flughafens. Alle paar Monate ein neuer, hoffnungsvoller Aufmacher in der Lokalpresse.
    Schweriner Volkszeitung, Januar 2015:
    "Der Probebetrieb im neuen Tower läuft bereits auf Hochtouren. Eine Chance für Mecklenburg und Parchim kommt mit Sicherheit angeflogen."
    Juni 2015:
    "Hochfliegende Pläne in der Pampa. Nächstes Frühjahr soll es so weit sein: 300 Touristen aus China sollen täglich in Parchim landen und ihre Deutschland- oder Europa-Tour beginnen."
    Und auch das Schweriner Wirtschaftsministerium ist zuversichtlich.
    Presseerklärung Juni 2015:
    "Es bestehen derzeit keine Anhaltspunkte, die Pläne des Investors als unrealistisch einzustufen. Der touristische Incoming-Verkehr aus China ist ein innovatives Segment zur Erweiterung des Luftverkehrsspektrums in Mecklenburg-Vorpommern."
    Nach wie vor fehlende Passagiere
    Seit 2016 landen in Parchim Flugzeuge, die hier im Auftrag der Lufthansa technisch gewartet und umgerüstet werden. Doch die Passagiere - die schon seit 2014 angekündigt sind - fehlen nach wie vor. Bürgermeister Dirk Flörke glaubt dennoch an das neue "Airport-Village" Luxus-Shopping-Projekt:
    "Die Idee dahinter ist, dass der Chinese wirklich auf Luxus steht, dass in China das aber aufgrund der Besteuerung doch relativ teuer ist. Und dass man hier diesen Wunsch der Chinesen nach Luxus und diesen Outlet-Gedanken zusammenbringt. Und als Bürgermeister wünscht man natürlich dem Investor, natürlich, dass dieses Konzept aufgeht."
    So richtig sicher sein, dass nun nicht wieder eine neue Idee am Horizont erscheint, kann man sich jedoch nicht. Im September 2016 hat die Flughafenleitung dem Schweriner Verkehrsministerium mitgeteilt, ab sofort seien die Beschäftigten in Kurzarbeit und der Flughafen bleibe sonntags geschlossen.
    Der neue Leiter des Flughafens, Jens Lindemann, war zu keinem Interview bereit. Der Bürgermeister bleibt dennoch optimistisch: In das Airport-Village versprach Herr Pang einen dreistelligen Millionenbetrag zu investieren.
    "Man darf nicht vergessen, er hat ja im Grund genommen, diesen Flughafen und die Mitarbeiter über Jahre bezahlt ohne nennenswerten Flugbetrieb. Das sind schon Größenordnungen. Wenn es dann wirklich zum Baubeginn kommt, dann gehe ich felsenfest davon aus, dass natürlich auch die Parchimer Wirtschaft von diesem Bau und der Umsetzung dieses Projektes profitieren wird, ob das Bau ist, Zulieferung, nachher Service, Wartung, Arbeitsplätze im Hotelbereich usw.."
    Kaum Chancen für die einheimische Wirtschaft
    In diesem Punkt kann Tischlermeister Maaß die Zuversicht des Bürgermeisters nicht ganz teilen.
    "Es wird über Generalunternehmer vergeben werden und die werden sich kaum der einheimischen Wirtschaft in Größenordnungen bedienen. Ich denke, dann ist eher die Chance, die sogenannten kleinen Brötchen dann hier zu haben."
    700 Arbeitsplätze sind im Gespräch, sollte das Airport-Village einmal stehen.
    "Interessant sind solche Zahlen immer. Meine Befürchtungen gehen in eine ganz andere Richtung: Wo kriege ich überhaupt genügend qualifiziertes Personal her? Interessant wäre, hier wieder Leute zurück in die Region zu bringen, aber das sind sehr, sehr weit gesteckte Ziele, da möchte ich überhaupt nicht drüber spekulieren."
    Vor untergehender Sonne startet ein Verkehrsflugzeug am Dienstag (22.02.2011) vom Flughafen Hannover in den Abendhimmel. Foto: Holger Hollemann dpa/lni | Verwendung weltweit
    Noch liegt im Dunkeln, ob die erhofften 3.000 chinesischen Passagiere pro Tag auf dem Flughafen Parchim laden werden. (dpa)
    Spekuliert wurde zu lange, ob in Parchim, in Laage, in Lübeck. Alle anvisierten Passagierzahlen blieben ein Traum. Angesichts der vielen Fehlplanungen will die EU-Kommission ab 2024 nur noch Flughäfen fördern, die pro Jahr mehr als drei Millionen Passagiere haben. Rostock-Laage erreicht trotz der neuen Idee, Kreuzfahrttouristen ein-und auszufliegen, kaum mehr als 200.000 Passagiere.
    "Ich denke, der Kardinalfehler wurde Anfang der 90er-Jahre gemacht, als man im Falle der Militärflughäfen, die wir hier im Norden reichlich haben, der Meinung war, man müsse jeden Flughafen am Leben erhalten. Egal, was es kostet. Dort hätte man schon einen radikaleren Schnitt machen müssen und nach anderen Konzepten für diese Flächen suchen sollen, als hier in Mecklenburg-Vorpommern jeden Flughafen am Leben zu erhalten."
    An der Realität vorbei spekuliert
    Trotz der - sehr selten vergebenen - 24-Stunden-Fluggenehmigung, Wochenenden eingeschlossen, trotz ausreichender Parkplätze, besonders langer Start-und Landebahn selbst für die größten Verkehrsflugzeuge und trotz kurzer Wege: All die Vorteile, die man in Parchim zu haben glaubt, reichten bisher nicht für den großen Durchbruch aus. Andreas Steinhoff, Fußballtrainer aus Parchim, ist nach all den Jahren desillusioniert:
    "Also, wir Parchimer glauben da nicht dran. Da müsste wirklich was Tolles mal passieren. Er hat ja auch die Konkurrenz, was Fracht betrifft Rostock-Laage usw... Ich spreche sicher für viele Parchimer: Von uns aus braucht es den nicht geben."
    Unmut ja, nennenswerter Widerstand nein
    Eberhart Schulze, Stadtvertreter und Flughafenchronist, hat wohl Unmut und Desinteresse unter Parchimer Bürgern, aber noch keinen nennenswerten Widerstand bemerkt. Hier lebt man schon seit vielen Jahrzehnten mit Fluglärm. Anders als zu jenen Zeiten, in denen Tag und Nacht Militärflugzeuge und Hubschrauber starteten und landeten, erscheinen selbst die kühnsten Projekte des Herrn Pang mickrig: 3.000 chinesische Touristen pro Tag, das sind nicht mehr als zehn Flugzeuge, überschlägt Eberhart Schulze den Worst - oder doch den Best Case.
    "Wir waren uns immer einig, dass wir ihn arbeiten lassen wollen. Immer in der Hoffnung, dass er ehrlich ist. Der erste Ehrliche! Und es hat keinerlei Skandale, nichts gegeben."
    "Ich glaube an dieses Projekt. Ich weiß, dass es gut ist. Ich schaffe das, aber viele Leute haben kein Vertrauen. Sie wollen dir schaden und deine Idee zunichte machen. Ich will ihnen zeigen, dass sie falsch liegen und ich richtig. Alles dauert viel länger, als ich es mir vorgestellt habe. Ich möchte diesen Flughafen zum Laufen bringen, um mir selbst zu beweisen, dass ich es kann. Um mir über meinen Wert klar zu werden. Das Projekt kann zehn Jahre dauern, 100 Jahre oder bis in alle Ewigkeit."