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Virus
Geflügelpest breitet sich schnell aus

Vor gut zehn Jahren sorgte die Vogelgrippe in Europa für eine regelrechte Hysterie. Dabei war die Krankheit für die Bevölkerung praktisch ungefährlich. Trotzdem nehmen Behörden und Geflügelzüchter die aktuellen Ausbrüche der Tierseuche in Deutschland sehr ernst. Denn es handelt sich um eine besonders schwere Form, die Geflügelpest, und sie verbreitet sich schnell.

Von Johannes Kulms | 09.11.2016
    Ein Schild informiert am 06.11.2014 über den Ausbruch der Geflügelpest in einem Mastputenbetrieb im Kreis Vorpommern-Greifswald.
    Die Geflügelpest breitet sich in Deutschland rasch aus. (picture alliance / dpa - Bernd Wüstneck)
    Naturschützer, Behörden und Geflügelzüchter sind alarmiert: Gleich an mehreren Orten ist der Erreger H5N8 nachgewiesen worden - eine gefährliche Form der Vogelgrippe.
    Der Erreger wird auch als Geflügelpest bezeichnet und ist für den Tod von 30 Reiherenten verantwortlich, die am westlichen Bodenseeufer nahe Konstanz gefunden wurden. Das hat das Friedrich-Loeffler-Institut für Tierseuchen bestätigt. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk will dazu heute Nachmittag in einer Pressekonferenz Stellung nehmen.
    Bereits gestern hatte sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Robert Habeck darüber informiert, dass der Geflügelpest-Erreger H5N8 im Kreis Plön festgestellt wurde und die Todesursache für mehr als 200 Wildvögel ist.
    Mit einer Stallpflicht für Geflügel im ganzen Bundesland soll nun ein Ausbreiten des Erregers verhindert werden. In Schleswig-Holstein gibt es rund fünf Millionen Tiere.
    "Ich habe mich entschieden, in diesem Fall der Sicherheit absoluten Vorrang zu geben. Der Sicherheit in erster Linie der Bestände der Hausgeflügelrassen. Es ist schon schlimm genug, dass die Wildvögel betroffen sind. Es muss aber alles versucht werden, dass auch die Hausgeflügelbestände geschützt werden, dem gilt dieses Aufstallungsgebot."
    Für Menschen ist Geflügelpest vermutlich ungefährlich
    Für Menschen sei der Geflügelpest-Erreger nach derzeitigen Kenntnissen nicht gefährlich, sagte der Grünen-Politiker mit Verweis auf die Bundesanstalt für Risikobewertung. Eine Ansteckung über infizierte Lebensmittel ist nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung "theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich".
    Was den Behörden besondere Sorge macht, ist das Tempo und die Art und Weise, wie sich der Geflügelpesterreger verbreitet. Und befürchtet Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister, dass nun womöglich eine ganz neue Dimension auf Europa zukommen könnte:
    "Ja. Die Sorge ist da. Gespeist aus den Erfahrungen der Vergangenheit, bei den H5N1-Vieren und auch den Sommervorfällen. Jedenfalls sind die ersten Befunde so schnell und so massiv aufgetreten, dass wir groß besorgt sind und entsprechend auch diese letztlich sehr radikale Maßnahme ergriffen haben."
    Unklar ist zur Zeit, ob es mögliche Verbindungen gibt beim Auftreten des Geflügelpest-Erregers. Denn der H5N8 wurden nicht nur in Schleswig-Holstein und am Bodensee diagnostiziert. Die Geflügelpest wurde auch in Polen, Kroatien und in Ungarn festgestellt.