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Vodafone übernimmt Liberty
Wie sind deutsche Kunden betroffen?

Für fast 19 Milliarden Euro übernimmt Vodafone große Teile des Europa-Geschäfts vom US-Kabelnetzbetreiber Liberty Global, darunter auch die deutsche Tochter Unitymedia. Damit greift Vodafone die Deutsche Telekom an, die bisher einen Marktanteil bei den Breitbandkunden von rund 40 Prozent hält.

Von Brigitte Scholtes | 09.05.2018
    Eien Frau geht telefonierend an einem Vodafone-Shop in London vorbei.
    Vodafone hat angekündigt, in Deutschland aktiver zu werden und bis 2022 etwa 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Anschlüssen zu versorgen (AFP/ Justin Tallis)
    Mit der Übernahme kommt auch die Liberty Global-Tochter Unitymedia zu Vodafone. Und damit schließen die Briten einige weiße Flecken auf der Landkarte in Deutschland. Unitymedia betreibt in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen das Kabelnetz. In diesen drei Bundesländern konnte Vodafone bisher nur Internet und Mobilfunk anbieten. Mit der Privatisierung der Deutschen Telekom hatte die 1998 das TV-Kabelnetz verkaufen müssen - an mehrere Anbieter. Von denen blieben im Lauf der Jahre drei übrig: Tele Columbus als kleinster, Unitymedia und Kabel Deutschland. Kabel Deutschland aber wurde von Vodafone schon vor fünf Jahren geschluckt. Nun kann der britische Telekom-Konzern also auch ein flächendeckendes Kabelnetz anbieten, gut für Vodafone, sagt Markus Bendner, Vermögensverwalter beim Bankhaus MerckFinck:
    "Der Vorteil von dieser Transaktion für Vodafone wäre, dass damit neben Mobilfunk eben auch Daten angeboten werden können. Daten sind ja gewissermaßen auch das neue Gold, würde ich mal formulieren. Der wer die meisten oder besten Daten in der besten Qualität anbieten kann, der wird langfristig im Wettbewerbeben am besten dastehen oder überleben."
    Ist das Geschäft aber auch gut für die Kunden in Deutschland? Das sei noch nicht abzusehen, meint Bendner:
    "Es ist natürlich klar, dass Vodafone dann jetzt zum wichtigsten Spieler am deutschen Markt wird oder auch in anderen Ländern. Und es stellt sich ja dann die Frage, ob dann tatsächlich über gebündelte Pakete, über Mobilfunkgebühren bzw. auch über Daten die Preise etwas steigen könnten."
    Preise könnten sinken, Brüssel wird entscheiden
    Verbraucherschützer äußern sich noch nicht zu möglichen Auswirkungen. denn für die bisherigen Vodafone-Kunden dürfte sich zunächst nichts ändern. Bis die Unitymedia-Kunden tatsächlich zu Vodafone wechseln, dürfte auch noch einige Zeit vergehen. Sie werden dann wahrscheinlich umworben, neben dem Kabelanschluss auch andere Dienste zu nutzen: Mobilfunk und Internet als auch Kabel, erklärt Markus Bendner von Merck Finck:
    "Beispielsweise Online-Streamingdienste wie Netflix, die sind ja darauf angewiesen, dass ein gutes Kabelnetz da ist. und von der Seite her ist es natürlich, wenn man dann so eine Paketlösung wählt, für den Verbraucher schon von Vorteil, weil man dann von einem zuverlässigen Partner eben wirklich gute Qualität geliefert bekommt."
    Um neue Kunden zu gewinnen, könnten zunächst die Preise sogar sinken, denn Vodafone hat angekündigt, in Deutschland aktiver zu werden und bis 2022 etwa 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Anschlüssen versorgen zu wollen. Den Bonnern erwächst also ein noch mächtigerer Konkurrent. Weil aber Vodafone und die Deutsche Telekom die einzigen sind, die solche Pakete aus einer Hand anbieten können, sorgen sich die übrigen Wettbewerber am Markt: Sie setzen notgedrungen auf Glasfaserkabel, der Ausbau dieses Netzes ist jedoch teuer. Ob die Kartellbehörden die Übernahme genehmigen, ist noch nicht klar – wegen des großen Volumens wird wahrscheinlich ohnehin die EU-Kommission in Brüssel darüber entscheiden.