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Völkermord an den Armeniern
Türkei hält Gauck-Rede für unverzeihlich

Die Rede von Bundespräsident Gauck zum Völkermord an den Armeniern hat in der Türkei heftige Reaktionen ausgelöst. Das türkische Außenministerium spricht von falscher Beschuldigung. Auf die Resolution des Bundestags hat es noch nicht reagiert.

Von Gunnar Köhne | 25.04.2015
    Mevlüt Cavusoglu bei einem Interview.
    Das Haus des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu hat die historischen Ausführungen von Bundespräsident Joachim Gauck für unzulässig erklärt. (picture alliance / dpa / MAXPPP)
    Mehr als 24 Stunden nach der Rede des Bundespräsidenten zum Völkermord an den Armeniern hat das türkische Außenministerium am gestrigen späten Abend die Äußerungen Gaucks scharf kritisiert.
    In einer Erklärung hieß es, das türkische Volk werde dem deutschen Präsidenten diese Aussagen nicht vergessen und nicht verzeihen. Gauck habe kein Recht, die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg, denen vermutlich mehr als eine Million Menschen zum Opfer fielen, als Völkermord zu bezeichnen. Damit werde der türkische Nation eine Schuld angelastet, die den rechtlichen und historischen Fakten widerspreche.
    Die Rede könne langfristige negative Auswirkungen auf das deutsch-türkische Verhältnis haben, heißt es in dem Schreiben. Auf die Resolution des Bundestages zum Thema Völkermord geht der Text nicht ein.
    Zeitgleich wurden ähnliche Protestnoten gegen die Präsidenten Frankreichs, Russlands und der USA ausgesandt. Auch sie hatten gestern mehr oder weniger deutlich von Völkermord gesprochen.
    Mitte der Woche hatte die türkische Regierung nach einer Völkermord-Resolution des österreichischen Parlaments ihren Botschafter aus Wien abgezogen. Ob eine ähnlich harsche Reaktion gegenüber Deutschland geplant ist, geht aus der Erklärung des Außenministeriums nicht hervor.