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Volks- und Raiffeisenbanken im Aufwind

Die Volks- und Raiffeisenbanken gelten nicht gerade als Global Player der Finanzwirtschaft. Aber dieser Eindruck trügt: Sie haben in der Finanzkrise an Statur gewonnen und dem Staat nicht auf der Tasche gelegen. Das Gewicht der Banken ist so hoch, dass sogar die Commerzbank-Aktie heute durch sie beeinflusst wurde.

Von Michael Braun | 09.07.2013
    Je tiefer der Kurs fällt, umso wilder die Gerüchte um die Commerzbank. Die Deutsche Bank werde sie übernehmen, hieß es vor zwei Wochen. Nun kam auf, auch die genossenschaftliche Bankengruppe könne sie integrieren. Heute legte der Commerzbank-Kurs um zeitweise 5,4 Prozent zu. Klar, dass Uwe Fröhlich, der Präsident aller Volks- und Raiffeisenbanken, darauf wenig konkret bis gar nicht antwortet, und wenn, dann mit Süffisanz:

    "Das würde ich jetzt in den Bereich der Spekulation überweisen. Wir sind nicht angesprochen worden, und es gibt auch keine konkreten Pläne. Wir freuen uns aber immer, eine vernünftige Alternative für Kunden der Commerzbank auf der Privatkunden oder Firmenkundenseite zu sein."

    An Selbstbewusstsein mangelt es der nach den Sparkassen zweitgrößten deutschen Bankengruppe nicht. Das liegt auch daran, dass sie ohne Staatshilfe durch die Krise gekommen ist. Und das wiederum scheint auch am Geschäftsmodell zu liegen:

    "Wir sind eine konservativ aufgestellte Bankengruppe. Wir haben auch nicht die höchsten Erträge. Wir streben nicht nach maximale Rendite",

    so Gerhard Hofmann, einst Bundesbankvorstand, jetzt bei den Volks- und Raiffeisenbanken unter anderem für die Sicherungseinrichtung zuständig, also dafür, dass drohende Schwierigkeiten bei einer der rund 1100 Volks- und Raiffeisenbanken frühzeitig erkannt und im Verbund gelöst werden, und zwar so, dass alle Einlagen aller Kunden erhalten bleiben, nicht nur die bis 100.000 Euro. Rücklagen dafür hätten die Genossen, sagt Verbandspräsident Fröhlich:

    "Mit einem Verbundkapital von inzwischen 72 Milliarden Euro ist die Gruppe kapitalstark und vor wirtschaftlichen Unwägbarkeiten gut geschützt."

    Und an diese Reserven wollen sie niemanden ranlassen. Vermutlich morgen wird die EU-Kommission einen Vorschlag veröffentlichen, wie sie sich den Abwicklungsmechanismus für marode Banken in Europa vorstellt. Und die deutschen Genossenschaftsbanken haben den Verdacht, die Kommission werde vorschlagen, zum Beispiel Reserven im deutschen Bankensystem für wankende südeuropäische Institute zu verwenden, und sei es nur als stabilisierende Reserve. Da verstehen die Genossen keinen Spaß, sagte Verbandsvorstand Hofmann:

    "Für uns ist das kein Spiel."

    Und Präsident Fröhlich ließ deutlich wissen:

    "Gegen eine Vergemeinschaftung von Bankrisiken zu Lasten deutscher Kreditinstitute werden wir konsequent angehen. Denn das sind wir unseren Kunden und unseren Mitgliedern schuldig."

    Dabei haben die Genossen im vorigen Jahr durchaus von den Rettungsbemühungen profitiert. 2011 hatten sie unter Abschreibungen auf südeuropäische Staatsanleihen gelitten, voriges Jahr konnten sie wieder zuschreiben. Dadurch sprang die Kapitalrendite des Verbundes von 8,9 auf 13,5 Prozent. Die Kundschaft wurde gut mit Krediten versorgt: In der Branche sank die Kreditvergabe voriges Jahr um 0,1 Prozent, die Genossen vergaben 4,2 Prozent mehr.