Donnerstag, 25. April 2024

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Volkswagen-Basis zu Tarifstreit
"Die machen mit uns ja, was sie wollen"

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie droht die Gewerkschaft bei Volkswagen mit der Ausweitung von Warnstreiks. Die Belegschaft sei von bisherigen Angeboten des Arbeitgebers enttäuscht. Skandale wie Tier- und Menschenversuche mit Stickstoffdioxid kämen zudem immer kurz vor den Tarifverhandlungen, argwöhnen die Streikenden.

Von Dietrich Mohaupt | 01.02.2018
    Mitarbeiter von Bosch nehmen am 01.02.2018 in Waiblingen (Baden-Württemberg) an einem Warnstreik der Gewerkschaft IG Metall teil.
    Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie konzentriert sich die IG Metall mit ihren 24-stündigen Warnstreiks zunehmend auf die Autobauer und ihre Zulieferer. (dpa-Bildfunk / Christoph Schmidt)
    Gar nicht so einfach, derzeit wirklich gut gelaunte VW-Beschäftigte zu treffen – im Gegenteil, die Zeichen stehen eindeutig auf Sturm in dieser Tarifauseinandersetzung bei VW:
    "Die Stimmung ist allgemein nicht sehr gut in der Belegschaft. Die machen mit uns ja, was sie wollen - fahren Milliarden-Gewinne ein und uns wollen sie abspeisen. Das wird auf jeden Fall eine harte Auseinandersetzung - denn diese Angebote, was die da machen. Das geht ja eigentlich gar nicht."
    IG-Metall-Verhandlungsführer: "Eine Mogelpackung"
    Dieses Angebot enthalte unter anderem eine Tariferhöhung um insgesamt 5,5 Prozent in zwei Schritten, erläutert der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, VW-Personalchef Martin Rosik.
    "Wir haben im ersten Schritt eine Einkommensverbesserung um 3,5 Prozent angeboten und ein Jahr später eine weitere Verbesserung um zwei Prozent - darüber hinaus haben wir die Forderung der IG Metall aufgegriffen, die Altersversorgung um einen Beitrag von 50 Euro im Monat zu verbessern."
    Eine Mogelpackung, so nennt der IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger das mit Blick auf die von VW geplante Laufzeit des neuen Tarifvertrags von immerhin 30 Monaten.
    "Wenn man die beiden Erhöhungen auf die gesamte Laufzeit rechnet, dann ist das ja gerademal der Inflationsausgleich."
    Und das mit dem zusätzlichen Beitrag zur betrieblichen Altersvorsorge - das könne VW eigentlich nicht wirklich ernst meinen, so Gröger weiter. Schließlich verlange das Unternehmen, dass die Beschäftigten als Ausgleich dafür auf freie Tage zu Weihnachten und Silvester verzichten.
    "Über das reine Lippenbekenntnis, dass das ein wichtiges Thema sei, ist Volkswagen leider nicht hinweggekommen. Und es ändert auch nichts, wenn Volkswagen sagt, ja, wir können uns zusätzliche Beiträge in die betriebliche Altersversorgung vorstellen, Volkswagen aber im Gegenzug verlangt, dass das die Beschäftigten ganz alleine finanzieren."
    "In 4. Verhandlungsrunde dann auch zu Lösungen kommen"
    Insgesamt sei die Belegschaft sehr enttäuscht so Gröger. Für die nächste Verhandlungsrunde am 20. Februar erwarte er ein wirklich konstruktives Angebot von VW.
    "Wenn man das mal zusammenfasst und sagt, wir haben ein Mini-Angebot beim Entgelt, wir haben keinen zusätzlichen Arbeitgeberbeitrag bei der betrieblichen Altersversorgung, und man zieht mal einen Strich drunter. dann ist das kein Angebot, dann ist das ein Minusangebot! Ich appelliere an Volkswagen, jetzt endlich einen großen Sprung auf uns zuzumachen, damit wir in der vierten Verhandlungsrunde auf Basis eines deutlich verbesserten Angebots dann auch zu Lösungen kommen können."
    Skandale kommen "immer vor den Tarifverhandlungen ans Licht"
    Einfach wird das nicht - das spüren auch die Beschäftigten. Vor allem weil der neuerliche Skandal rund um die Diesel-Abgasversuche mit Affen und möglicherweise sogar an Menschen weiter am Image des Unternehmens kratzt. Einfach so wegstecken lassen sich diese Vorwürfe nicht - aber, die Belegschaft scheint in dieser Situation zusammenzurücken.
    "Komischerweise kommen solche Sachen immer ein paar Wochen vor den Tarifverhandlungen ans Licht. Im Moment ist es so: Volkswagen wird von allen Seiten bombardiert - und das gerade vor den Tarifverhandlungen, also. Es wird immer nur Volkswagen erwähnt - Mercedes, BMW hängt genauso drin! Die kommen immer in der zweiten, dritten Reihe irgendwie - aber weil wir sowieso die Arschlöcher vom Dienst sind, stehen wir auch in der ersten Reihe!"