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Vom Elfenbeinturm in die Einkaufspassage

Zwischen Modegeschäften und Mobilfunkläden stellen Wissenschaftler ihre Forschung zum Thema Klimawandel aus. Auf der sogenannten Hamburger Klimawoche wollen sie auf diese Weise Schaufensterbummler für den Klimawandel sensibilisieren.

Von Verena Herb |
    Die Liste der Akteure, die bei der Hamburger Klimawoche mitmachen, ist lang - und die Ausstellungsfläche in der Europa Passage im Zentrum der Stadt ist groß. Zwischen Modegeschäften und Mobilfunkläden stellen insgesamt 40 Teilnehmer - zum großen Teil wissenschaftliche Institute, aber auch die Verbraucherzentrale und die Stadt Hamburg Projekte und Arbeiten vor, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen:

    "Hamburg ist quasi so eine Art Hotspot der Klimaforschung. Es gibt hier sehr etablierte Institute, die sich mit dem Thema Klimawandel und Erdsystemforschung beschäftigen","

    … erklärt Frank Schweikert. Er hat die Klimawoche in Hamburg organisiert. Sie ist die Eröffnung der UN Global Climate Week, die - neben Hamburg - auch in New York stattfindet.

    ""Die Idee dieser Klimawoche war, diese Forschung einmal aus dem Turm herauszugreifen, um sie der Öffentlichkeit und den Medien zu präsentieren. Weil ja der Klimawandel viel, viel schneller kommt, als viele es schlechthin für wahr haben wollen."

    Vor der Einkaufspassage, schräg gegenüber der Binnenalster, haben die Organisatoren die Aldebaran aufgedockt: Die Aldebaran ist ein Forschungsschiff - auf dem Wissenschaftler gemeinsam mit Journalisten über die Meere fahren und an verschiedenen Stellen die Auswirkungen des Klimawandels erforschen. Frank Schweikert gibt ein Beispiel:

    "Wir waren in Belize, das ist in Mittelamerika, am zweitgrößten Barriereriff der Welt, und haben dort die Folgen des Klimawandels untersucht. Wir haben vor allem unter die Wasseroberfläche geguckt und geschaut, was denn der Anstieg des Meeres und der Anstieg der Meerestemperatur mit den Meeresorganismen macht, und festgestellt, dass große Teile von Korallen, von Steinkorallen, von Algen überwuchert worden sind. Weil Algen sich viel leichter an veränderte Umweltbedingungen anpassen können, als Korallenriffe. Und damit riskieren wir einen relativ großen Teil der globalen Korallenriffe."

    Willkommen an Deck - heißt es dann auch, wenn man die gläserne Drehtür der Passage passiert.

    Frank Schweikert ist zufrieden. Seit den vergangenen sechs Tagen haben sich mehrere 1000 Besucher angesehen, welche Veränderungen und Probleme der Klimawandel mit sich bringt. Mit der Rolltreppe geht es hinauf in die zweite Etage, vorbei am Technik und am Informationsdeck, genauer gesagt: auf das Forschungsdeck. Links, neben Eisdiele und Schuhgeschäft: drei gläserne Boxen. Der Inhalt: der Lebensraum Tiefsee. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Marine Biodiversitätsforschung DZMB stellen hier aus:

    "Wir haben die Wissenschaftler gebeten, mit ihren Labors hier herzukommen in die Einkaufspassage, damit die Besucher auch mal sehen, wie und unter welchen Bedingungen die Wissenschaftler auch arbeiten. Wir haben hier zum Beispiel einen Teil der sogenannten Hamburger Zoologischen Sammlung. Das ist die drittgrößte Zoologische Sammlung, die es hier in Deutschland gibt. Und auf den Forschungsreisen der Aldebaran wurden einzelne Tiere für diese Sammlung gesammelt, bestimmt."

    Obwohl fast drei Viertel der Erdoberfläche von Ozeanen bedeckt ist, sind sechs Mal mehr Landlebewesen als Meeresorganismen bekannt. Die große Forschungsaufgabe der Wissenschaftler des DZMB sind daher die Taxonomie, also die Klassifikation und die Systematisierung, der Meeresbewohner.

    Die gläsernen Boxen sind nur ein Beispiel von vielen. So werden großformatige Meerespanoramen gezeigt, ein Klimaglobus des deutschen Klimarechenzentrums und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie lassen die Besucher in die Zukunft blicken: Bis ins Jahr 2100 kann man verschiedene Klimasimulationen ansehen. Aber auch über das Prinzip der Klimahäuser können sich die Besucher informieren, oder sich Kunst zum Thema Klima anschauen.

    Seal the Deal - so heißt das Motto der Hamburger Klimawoche. In einer Ecke der Passage hängt ein großes, weißes Segel: Zahlreiche Unterschriften haben schon darauf Platz gefunden. Das Segel soll nach Kopenhagen, wo im Dezember die UN Klimakonferenz stattfinden wird, und soll Druck auf die politischen Akteure ausüben, damit sie in Dänemark die notwendigen Entscheidungen im Kampf gegen den Klimawandel treffen.

    Heute Abend endet die Woche im Zeichen des Klimas mit einer "Klimanacht". Von 18 bis 24 Uhr gibt es Vorträge, Podiumsdiskussionen und ein Klima-Theater.