Freitag, 19. April 2024

Archiv


Vom Humboldtlabor zum Humboldtforum

Seit einem Jahr ist der Schweizer Kulturmanager Martin Heller Kurator für den zentralen Veranstaltungsraum "Agora" im geplanten Humboldtforum. Nun war er zu Gast im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien - und berichtete von Gesprächen, Überlegungen und Plänen.

Von Jürgen König | 15.12.2011
    Vor einem Jahr wurde der Schweizer Kulturmanager Martin Heller zum Kurator für die "Agora", den zentralen Veranstaltungsraum im geplanten Humboldtforum, ernannt. Bisher hatte man nicht viel von seiner Arbeit erfahren, so war jetzt das Interesse im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien groß.

    Viel Konkretes hatte er nicht zu verkünden. Er berichtete von Gesprächen, Überlegungen, Absichten, Plänen. Das Humboldtforum habe er als ein "komplexes Gefüge von vielen gleichberechtigten Mitspielern" kennengelernt, die wichtigste Erkenntnis sei gewesen, dass die Grundidee, dass das Humboldtforum zu einem Zentrum außereuropäischer Kulturen zu machen, von allen Beteiligten nicht nur als nach wie vor tragfähig, sondern als "unverletzlich" anerkannt werde.

    "Das ist das, worauf auch die weitere Arbeit bauen kann, diese Idee, die Beziehungen zwischen Deutschland und der Welt hier in diesem Haus auszubreiten, zu befragen, zu zeigen und das mit der Besetzung jetzt diese verschiedenen Nutzer – Humboldt-Uni, Zentral- und Landesbibliothek und die beiden Museen aus Dahlem, das Museum asiatischer Kunst und das Ethnologische Museum. Dieser Plot ist der Kern und der ist eigentlich überhaupt nirgendwo in Frage gestellt worden."

    Die Agora, sagte Martin Heller, könne nicht einfach nur ein Veranstaltungsort werden; er sieht das gesamte Erdgeschoss als Agora – mit einer Öffnung zu den oberen Geschossen hin.

    "Das Schlimmste für dieses Haus wäre, wenn es unten jetzt zeitgenössisch wuselt und belebt ist, und dann haben wir die museale Ruhe in den oberen Geschossen, daran geht jede Institution zugrunde."

    Die Bereiche für Ausstellungen müssten so eng wie möglich mit den Veranstaltungsflächen verbunden werden, indem die Agora alle künftigen Etagen und Ebenen verbinde, könne ein "völlig neuer Typus von Museum" entstehen.

    "Wir haben uns daran gemacht, diese Ideen zum gemeinsamen Gut zu machen – aller Beteiligten. Das heißt, weg zu gehen von der Idee, ich hab mein Geschoss und da kann ich arbeiten und bitte lasst mich in Ruhe, hin zu: wir sind alle Miteigner eines gemeinsamen, kulturellen Hauses, das sich so etwas wie ein Agora-Leitbild verschrieben hat.

    Das ist eine entscheidende Wendung gewesen, die Agora als Programm zu begreifen für dieses Humboldtforum und dieses Programm nun auch so zu spielen, dass wir diese Schichten nicht einfach belassen, sondern vertikal zu verklammern versuchen, durchlässig zu machen."

    Und: ein Ort für uns, im Hier und Jetzt soll das Humboldtforum werden.

    "Das Ganze läuft auf etwas hinaus, was ich seit einiger Zeit immer als ‚Ort der Gegenwart’ bezeichne. Ich bin davon überzeugt, dass gerade auch im politischen Auftrag, den der Bundestag diesem Ort gegeben hat, dass dieser Ort gar nicht anders kann als ein Ort der Gegenwart zu sein - obschon die Hülle eine historisierende ist. Und gerade aus dieser Reibung muss etwas entstehen: Dass dieser Ort, wenn man im Schloss ist, zeigt und fühlen lässt, dass er sich mit Gegenwart und mit Zukunft beschäftigt, das wird eine der Leitlinien sein in unseren Planungen."

    Diese Planungen werden in den nächsten Jahren konkretisiert. In Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung des Bundes und den Ethnologischen Sammlungen in Berlin-Dahlem wiurd das "Humboldt-Labor Dahlem" im kleinen ausprobieren, was für das Humboldtforum geeignet sein könnte. Martin Heller ist auch daran beteiligt, genauer gesagt, seine Firma "Heller Enterprises".

    Darüber wunderte sich Luc Jochimsen, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, eine Ausschreibung habe es offensichtlich nicht gegeben. Doch Martin Heller beeindruckte das nicht. Seine Agentur sei bei jedem seiner Aufträge eingebunden, vier mitarbeiter habe er, die – zum Beispiel – "Termindinge" für ihn erledigten – mehr nicht.

    Überlegungen, Pläne, Absichten. Die Erwartungen an das Humboldtforum, das Berliner Schloss, werden größer. Die Spannung steigt. Sicher ist nur eines: Vom nächsten Jahr an wird es gebaut.