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Vom Umgang mit wütenden Kindern

Fernsehton: Das ist Lukas. Lukas wird schnell wütend. Er flippt aus und schlägt seine Schwester. Hier läuft einiges schief.

Von Jacqueline Boysen | 25.02.2005
    Das ist ein Fall für die Diplompädagogin Katja Saalfrank - die Super-Nanny von RTL, die es auf eine Einschaltquote von mehr als 20 Prozent bringt:

    Mit ihrer langjährigen Erfahrung will sie Lukas und seiner Familie helfen. Die Familie weiß nicht mehr weiter. Besonders Mutter Nicole ist überfordert und völlig verzweifelt.

    Katja Saalfrank und ihr Team quartieren sich bei der gestressten Familie ein und zeichnen die Konflikte zwischen der 28-jährigen Mutter, dem 40-jährigen Vater, ihrer gemeinsamen kleinen Tochter und dem vermeintlich schwierigen Sohn aus einer ersten Beziehung der Mutter auf.

    Die ersten Tage will Katja Saalfrank die Familie kennen lernen. Ich finde, Lukas ist trotzdem fröhlich, bei allen Dingen, die da in der Luft liegen.

    Die Super-Nanny, selbst Mutter von vier Kindern, geht resolut zu Werk. Auch in ihrem - wie RTL bemerkt - schwierigsten Fall analysiert sie schonungslos die innerfamiliären Missstände: Lukas werde vernachlässigt, seine Wutanfälle sind Hilferufe an die Mutter.

    Es ist keine schöne Atmosphäre. Er darf nicht sprechen, am Tisch, da sagt er, will soviel essen wie der Papa und auch so groß werden wie der Papa, aber er darf nichts sagen. - Du bist jetzt ruhig - Er darf nicht sprechen, er reagiert seine Wut ab an der kleinen Schwester.

    Auch der Vater kommt nicht gut davon.

    Dean hat in der Erziehung nix zu melden.

    Die RTL-Doku-Soap spart nicht an Emotionen - wird die Mutter mit dem Vorwurf konfrontiert, sie verweigere sich ihrem Sohn, bricht sie vor laufender Kamera in Tränen aus.

    Was sind das für Tränen? Weinst Du aus Wut? … Er kämpft die ganz Zeit darum, dass Du ihn anschaust.
    TV-Pädagogin Saalfrank weiß Rat: sie breitet ein großes Poster aus, auf dem sie handschriftlich Elternregeln und Kinderregeln notiert hat.

    Erst die Elternregeln: Alle dürfen ausreden. Alle bekommen eine Antwort. Kinder brauchen Erklärungen. Was versprochen ist, muss gehalten werden.

    Am Rockzipfel hängen die Kinder ihr nicht, aber es fällt auf, dass sie die energische Konfliktlöserin als Vertrauensperson akzeptieren: sie nimmt die Kinder ernster als diese es von ihren Eltern gewöhnt sind. Lukas dankt ihr, dass seine Mutter im Verlauf der Aktiontherapie lernt, ihm Zeit zu widmen, die so genannte Mamazeit.

    Alles geht gut, aber dann will er nicht einsehen, dass er ins Bett muss.

    Resigniert muss die Super-Nanny feststellen, dass ihre Schützlinge wieder in ihre alten Muster verfallen, ihre Hilfe trotz ablaufender Sendezeit weiter gebraucht wird.

    Mir wär´s lieber, wenn Du noch bleibst.