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Vom Unkraut zum Alleskönner

Im Klimaschutz, gegen das alljährliche Hochwasser und zur Bekämpfung von Feinstaub wird Moos eingesetzt. Die Liste der Verwendbarkeit von Moosen lässt sich noch lange fortsetzen. In Bayern, dem Bundesland mit den meisten deutschen Arten, werden seit mehr als 25 Jahren Moose gezüchtet und getestet. Dabei kam es schon zu so manch erstaunlichen Erkenntnissen.

Von Wolfgang Nitschke | 23.11.2007
    Moose sind für die meisten Menschen eher ein Unkraut, welches im schönen englischen Rasen wuchert oder dem man mit dem Hochdruckreiniger auf der Terrasse zu Leibe rücken muss. Doch von Unkraut kann nicht die Rede sein. "Ohne Moos nix los" sagt der Volksmund und dieser Spruch stimmt im wahrsten Sinne des Wortes - ohne Moos gäbe es nämlich gar keinen Wald. Dr. Herbert Preiß vom bayerischen Landesamt für Umwelt.

    "Moos ist ein ideales Keimbett für die Baumkeimlinge. Auf dem trockenen Waldboden können Baumkeimlinge überwiegend nicht keimen, sondern sie brauchen ein Keimbett und das sind Moospolster eben idealerweise, weil sie eben entsprechende Luftfeuchtigkeit bereitstellen. Und das ist eine ideale Voraussetzung um den Wald überhaupt entstehen zu lassen."

    Etwa 1100 verschiedene Moosarten gibt es in Deutschland, von denen 965 Moose auch in Bayern vorkommen. Weit mehr, als in anderen Bundesländern, wie man im Moosatlas nachlesen kann. Marcel Huber, Staatssekretär im bayerischen Umweltministerium.

    "Der Moosatlas zeigt uns die Verteilung der verschiedenen Moosarten auf Deutschland. Man kann aufgrund dieses Atlasses erkennen, dass Bayern 85% dieser Moosarten beheimatet. Das liegt natürlich daran, dass in Bayern eine sehr große geologische und auch klimatische Vielfalt vorhanden ist – vom Hochgebirge bis zu den Flusstälern."

    Alle Moosarten haben die Fähigkeit Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen. Die eine Art mehr, die andere weniger. Das Schlafmoos beispielsweise, welches an den Stämmen von Laubbäumen wächst, nimmt besonders gut Schwermetalle auf. Seit 1981 werden an 300 Standorten in Bayern jährlich Schlafmoosproben genommen und untersucht und die Proben beweisen, dass die Schwermetallbelastung der Luft deutlich zurückgegangen ist. Seit der Einführung des bleifreien Benzins ist der Bleigehalt in der Luft beispielsweise um 85% gesunken. Andere Moosarten können Auskunft darüber geben, ob der Boden zu nass, zu trocken, zu sauer oder zu stark verdichtet ist und Torfmoose haben eine Eigenschaft, die momentan an Aktualität kaum zu überbieten ist.

    "CO2-Speicherung und -Einlagerung ist eine besonders wichtige Eigenschaft von Moosen. Man muss wissen, dass Torf, dass Moore zum großen Teil aus Moosen bestehen und gerade dort kann man diese CO2-Einlagerung, als CO2-Senke sehr gut verwenden. Man muss sich vorstellen, allein zehn ZentimeterTorfschicht entspricht derselben CO2-Speicherkapazität, wie ein hundertjähriger Wald."

    Schon allein deshalb sind der Erhalt und die Renaturierung von Mooren ein Beitrag zum Klimaschutz und darüber hinaus speichern die Torfmoose nicht nur CO2, sondern auch Wasser. Das 20-40-fache ihres Gewichtes können die Moose an Wasser aufnehmen – eine Funktion, die man sich im Hochwasserschutz zu Nutze machen kann.

    Und wundern Sie sich nicht, wenn an Autobahnen und vielbefahrenen Straßen in Großstädten zukünftig Moosstreifen angelegt werden sollten. Jüngste Forschungen haben ergeben, dass es Moosarten gibt, die Feinstaub aus der Luft absorbieren. Solche Moose kann man gezielt züchten und den Feinstaub dort, wo er entsteht bekämpfen. Moose sind also wahre Alleskönner und nicht nur in der Weihnachtszeit als Dekoration für die Krippe nützlich.