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TC Freisenbruch
Fußball-Kreisligist will nach China expandieren

Auf dem chinesischen Markt mitverdienen - was Bundesligisten schon lange versuchen, will jetzt auch der Achtligist TC Freisenbruch. Der Klub aus Essen setzt dabei auf sein außergewöhnliches Konzept: Als erster voll digitalisierter Fußball-Klub Deutschlands wird er von einer Online-Community geleitet.

Von Axel Dorloff | 23.01.2019
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    Jeder, der will, kann den TC Freisenbruch managen: Webseite des Kreisligisten (TC Freisenbruch)
    Das altehrwürdige Arbeiterstadion in Peking hat in diesen Wochen Winterpause. Anfang März beginnt in China erst die neue Fußball-Saison. Drei junge Männer aus Deutschland vom TC Freisenbruch aus Essen gucken sich an diesem Wintermorgen trotzdem die Heimat des Erstligavereins Peking Guoan an. Eigentlich hätten sie hier gerne den deutschen Trainer Roger Schmidt getroffen, aber der weilt mit seinem Team gerade im Trainingslager in Portugal.
    Digitalisierung als Türöffner
    Der deutsche Kreisligist TC Freisenbruch hat eine ähnliche Mission wie viele Fußball-Bundesligisten: die China-Expansion. Peter Ring vom TC Freisenbruch:
    "Unser Konzept sieht ja so aus, dass man sich auf unserer Webseite anmelden kann und dort über wirklich alles bestimmen oder abstimmen kann, was in so einem Fußballverein passiert. Das fängt bei der Aufstellung an, geht über die Transfers, Finanzen, Termine, letztendlich kann man sogar den Trainer rausschmeißen. Über uns wurde in einer chinesischen Fußball-App berichtet und die Resonanz war wahnsinnig. Es waren rund 6.000 Kommentare unter diesem Artikel. Und da haben wir gemerkt: Die Chinesen finden, glaube ich, ganz spannend, was wir machen."
    Also ab auf die Sportmesse ISPO nach Peking: Als Kreisligist China erobern! Der TC Freisenbruch versteht sich selbst als erster voll digitalisierter Fußball-Klub Deutschlands und wird von einer Online-Community geleitet. Und weil in China der digitale Alltag weit voran geschritten ist, müsste doch gerade das ganz gut funktionieren. Chinesen als digitale Teammanager, gerne auch als Sponsoren.
    Konzept wirft Fragen auf
    Auf den Plakaten am Messestand des TC Freisenbruch steht dann auch auf Chinesisch der Slogan: "Dein Klub - Du entscheidest". Nicht jeder Messebesucher weiß, was damit gemeint ist. Und auch deutsche Ortsnamen sind für Chinesen eher gewöhnungsbedürftig.
    "Ist das ein Unternehmen, das anbietet, Fußball-Klubs zu managen? Oder eins, dass Klubs beim Management unterstützt?" - Viele Fragezeichen, aber auch ehrliches Interesse. Gao Xingxing beäugt den Stand des TC Freisenbruch ganz genau. Wenn sich ein deutscher Fußballverein aus der achten Liga auf einer Sportmesse in China vorstellt, klingt das erstmal interessant. Zumal Fußball in China seit Jahren von höchster politischer Ebene gefördert wird.
    Gao Xingxing: "Ich möchte wissen, wie sie den Verein über ihre Webseite steuern. Sie sagen, das hier sind richtige Fußballer, aber woher kommen die? Ist das eine Software für Fans oder für Fußball-Manager? Und vor allem: WiE verdienen sie Geld, was ist das Geschäftsmodell?"
    TC Freisenbruch: Teammanger auf allen Kontinenten
    Vor rund zweieinhalb Jahren hat sich der TC Freisenbruch digitalisiert. Die angemeldeten Nutzer sind die Team-Manager, derzeit gibt es davon rund 650, mittlerweile auf allen Kontinenten. Der Nutzerbeitrag beträgt fünf Euro im Monat. Das Interesse der Chinesen an diesem Konzept ist zumindest so gut, dass Pressesprecher Peter Ring schon in die Zukunft denkt:
    "Im Sommer findet die ISPO in Shanghai statt, da müssen wir schauen, ob das vielleicht eine Option für uns ist. Wir haben hier einige Leute kennengelernt, Chinesen, aber auch Deutsche, die hier leben, die uns unterstützen wollen. Die das Projekt cool finden, die den Verein toll finden. Und die gesagt haben, sie helfen uns, dass wir hier in China Fuß fassen und uns noch bekannter machen wollen."
    Der Bekanntheitsgrad ist auf jeden Fall ausbaufähig. Immerhin: Auf der Sportmesse in Peking sind rund 30 Chinesen als Team-Manager dazugekommen. Aber da bleibt viel Luft nach oben. Für eine echte China-Expansion muss der TC Freisenbruch noch mal wiederkommen.