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Von positiven Stimmen und Systemsoldaten

Sie war erwartungsgemäß gut besucht, die 23. Sitzung des Sportausschusses des Bundestags. Auch Ralf Grengel, Manager von Claudia Pechstein sowie der Präsident der Deutschen Eisschnelllaufgemeinschaft Gerd Heinze, verfolgten von der Besuchertribüne aus die Debatte.

Von Robert Kempe | 09.02.2011
    Was sie hörten, war größtenteils Unterstützung für die Entscheidung des Bundesinnenministeriums, Claudia Pechstein nach Ablauf ihrer Dopingsperre nicht mehr in die Sportförderung der Bundespolizei aufzunehmen. Vor allem aufgrund ihres Verhaltens und der hohen Fehlzeiten hätte das Bundesinnenministerium keine andere Wahl gehabt.

    Die Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag, SPD:

    "Es ist durchaus kontrovers diskutiert worden, einhellig war wohl die Meinung, dass es richtig ist Frau Pechstein nicht mehr in die Sportfördergruppe der Bundespolizei aufzunehmen. Ansonsten gab es durchaus unterschiedliche Einschätzungen der einzelnen Kolleginnen und Kollegen, ob Frau Pechstein nun zurecht gesperrt worden war oder nicht. Nur das war nicht die Fragestellung der heutigen Sitzung."

    Dennoch spielte diese Frage in der Sitzung eine nicht unerhebliche Rolle. So meinte Klaus Riegert, Obmann der CDU/CSU, dass er nie öffentlich das sportgerichtliche Urteil gegen Pechstein verteidigen würde. Auch die FDP zweifelte. Doch wollte sie von einer Forderung für eine vollständige Rehabilitierung Pechsteins, wie in einer internen Mail von ihrem Obmann Lutz Knopek gefordert, nichts mehr wissen. Einzig "Die Linke" forderte vom Ausschuss eine politische Rehabilitierung Pechsteins um - wie es hieß - sie auf ihrem Weg weiter zu ermutigen.

    Eine Forderung, die die Grünenpolitikerin Viola von Cramon für bedenklich hält:

    "Wenn es eine unabhängige Gerichtsbarkeit im Sport geben soll - und dafür haben ja die meisten hier plädiert - dann muss man diese Instanzen auch ernst nehmen und in ihrer Unabhängigkeit auch so belassen. Dann kann man nicht im Nachhinein hingehen und ein politisches Gremium wie den Sportausschuss des Deutschen Bundestages in den Stand versetzen und eine Rehabilitierung fordern."

    Ralf Grengel, Pechsteins Manager, kritisierte im Nachhinein den allgemeinen Konsens der Sitzung.

    "Ich hätte mir deutlich mehr - ja- Individualität gewünscht, mehr Meinung gewünscht und nicht so viele Systemsoldaten."

    Claudia Pechstein will am Samstag in Erfurt ihr erstes Rennen nach der Dopingsperre bestreiten.