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Vor 10 Jahren
Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull

Vor 10 Jahren brach der Vulkan Eyjafjallajökull im Südwesten Islands aus - und brachte mit seinen Aschewolken den Flugverkehr in ganz Europa zum Erliegen.

Von Monika Seynsche | 20.03.2020
    Die durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull produzierte Aschewolke legte den europäischen Luftraum im April 2010 tagelang lahm
    Die durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull produzierte Aschewolke legte den europäischen Luftraum im April 2010 tagelang lahm (EPA / S. Olafs / dpa picture alliance)
    Der Geländewagen kämpft sich über eine holprige Schotterpiste im Südwesten Islands. Am Steuer sitzt Bryndís Brandsdóttir, Seismologin an der Universität von Island in Reykjavik.
    "Der Eyjafjallajökull begann 1991 sich zu regen. In den folgenden Jahren nahm die seismische Aktivität dann immer wieder zu und ab. 2010 wurde er dann wieder aktiv, ähnlich wie in den 1990er-Jahren. Deshalb habe ich zunächst gezögert, mitten im Winter zum Vulkan rauszufahren. Aber Anfang März konnten wir es nicht länger aufschieben, der Berg hat regelrecht nach uns geschrien."
    Am 20. März 2010 schlugen die Geräte Alarm
    Die Forscherin baute rund um den gletscherbedeckten Vulkan zusätzliche Seismometer auf, die jedes Zittern unter der Erde auffangen sollten. Am 20. März 2010 schlugen die Geräte Alarm.
    Aus einer Seitenflanke des Vulkans floss glühende Lava. Diese erste Eruption des Eyjafjallajökull war noch relativ harmlos und dauerte bis zum 12. April. Dann herrschte einen Tag Ruhe, bevor sich plötzlich eine kilometerlange Spalte direkt unterhalb des Gipfels auftat und der Vulkan explosionsartig ausbrach.
    Heiße Magma kam dabei in Kontakt mit der kalten Eisdecke über dem Vulkan, kühlte sich rasend schnell ab und zerplatzte dadurch in feinste Aschepartikel. Die feine Vulkanasche wehte nach Südosten und legte den Flugverkehr in großen Teilen Europas für Tage lahm. Denn Vulkanasche kann im schlimmsten Fall zu einem Ausfall von Flugzeugturbinen führen. Etwa 100.000 Flüge mussten gestrichen werden, mehrere Millionen Menschen saßen tagelang fest.
    Der allergrößte Teil der Vulkanasche aber ging auf Island selbst nieder. Die Bäuerin erzählt Bryndís Brandsdóttir ihre Geschichte.
    "Sie hat 30 Kühe auf die Snæfellsnes-Halbinsel bringen müssen, 300 Kilometer von hier."
    Vulkan lockt Touristen an
    Die restlichen Kühe, Kälber und Bullen stehen seit März im Stall, denn auf den Weiden rund um die Farm droht ihnen durch die Vulkanasche eine Fluorvergiftung. Die Bauern von Seljavellir haben ihre Farm in den Jahren nach dem Vulkanausbruch aufgegeben. Ihr Nachbar betreibt heute ein Museum mit einer Ausstellung über den Ausbruch. Der Tourismus habe in Island nach 2010 massiv zugenommen, sagt der Geophysiker Magnús Tumi Guđmundsson von der Universität von Island.

    "Nach der Finanzkrise waren die Preise in Island relativ günstig. Und dann hat der Ausbruch des Eyjafjallajökull Island in aller Welt auf einen Schlag bekannt gemacht. Viele Touristen wollten sich das anschauen. Island ist heute ein ganz anderer Ort als noch vor zehn Jahren. Die Touristenzahlen haben sich seitdem verdrei- bis vervierfacht."
    Gletscher erholt sich nur langsam
    Magnús Tumi Guđmundsson erforscht seit Jahrzehnten Vulkanausbrüche unter Gletschern wie den des Eyjafjallajökull. 2010 legte sich durch den Ausbruch eine bis zu 20 Meter dicke Ascheschicht auf das Eis. Heute sei die Bergspitze wieder weitgehend weiß, sagt der Geophysiker. Aber erholt habe sich der Gletscher noch immer nicht.
    "Der Eyjafjallajökull hatte keine gute Zeit in den letzten zehn Jahren. Er leidet unter dem Klimawandel und den wärmeren Sommern, aber eben auch immer noch unter den Folgen der Eruption. Die gewaltigen Ascheschichten des Ausbruchs werden vom Wind immer wieder aufgewirbelt und legen sich auf den Schnee. Die schwarze Asche nimmt viel mehr Sonnenenergie auf als weißer Schnee und lässt den Gletscher des Eyjafjallajökull dadurch noch schneller schmelzen als es der Klimawandel allein könnte."