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Vor 100 Jahren gestorben
Theodore Roosevelt - Moderner Politiker konservativer Prägung

Er war einer der vielseitigsten und eigenwilligsten US-Präsidenten. Der von manchen als aggressiver "Cowboy-Politiker" verschriene Theodore Roosevelt betrieb allerdings eine umsichtige Außenpolitik - und auch seine innenpolitische Leistung überdauerte seine beiden Amtszeiten.

Von Bert Oliver Manig | 06.01.2019
    Das Mount Rushmore National Memorial in den Black Hills im US-Bundesstaat South Dakota. Aufnahme von 2006. Die Erinnerungsstätte mit den Büsten der US-Präsidenten (l-r) George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln wurde in den Jahren 1927-1941 von G. Borglum gestaltet.
    Der zweite von rechts in Mount Rushmore: Theodore Roosevelt (picture alliance / dpa / Friedel Gierth)
    Amerika um 1900 war ein Land von unvergleichlicher Dynamik. In New York wurden die ersten Wolkenkratzer gebaut, die Bevölkerungszahl der USA überschritt die Marke von 80 Millionen und die Wirtschaft produzierte bereits mehr Stahl als die bis dahin führenden Wirtschaftsnationen Großbritannien und Deutschland zusammen.
    Niemand repräsentierte dieses junge Amerika besser als Präsident Theodore Roosevelt, der 1901 mit 42 Jahren als der bis heute jüngste Amtsinhaber ins Weiße Haus in Washington einzog, nachdem sein Vorgänger William McKinley einem Attentat zum Opfer gefallen war.
    Bändigung des zügellosen Kapitalismus
    Der Republikaner Roosevelt war ein moderner Politiker konservativer Prägung, der seinen Landsleuten Sicherheit und Wohlstand in Zeiten des rasanten Wandels versprach:
    "Die guten alten Leitbegriffe Ehre, Anstand, Rechtschaffenheit und gesunder Menschenverstand sollten für alle gelten. Wir müssen dafür sorgen, dass jeder in unserem Land seine reelle Chance bekommt."
    Roosevelts Programm zielte auf eine Bändigung des zügellosen Kapitalismus. Er stärkte die Kontrolle über monopolistische Großunternehmen und Banken, auch griff er zugunsten der Arbeiter in die Lohnkonflikte ein; unersetzliche Naturdenkmäler wie den Grand Canyon entzog er der wirtschaftlichen Nutzung, indem er die Zahl der Naturreservate stark ausweitete.
    1904 errang Roosevelt einen triumphalen Sieg bei der Präsidentschaftswahl und wurde für eine zweite Amtszeit eingeschworen. Theodore Roosevelts Popularität gründete weniger in seiner großen politischen und rhetorischen Begabung als in seiner vielseitigen und faszinierenden Persönlichkeit.
    Dem Nachkommen einer reichen und alteingesessenen New Yorker Familie niederländischen Ursprungs war die Rolle als Volkstribun nicht in die Wiege gelegt. Doch der stark kurzsichtige und unter Asthma leidende Junge, der von Privatlehrern unterrichtet wurde, nahm nach Demütigungen durch andere Kinder Boxunterricht und entwickelte sich zu einer Führernatur.
    Zeitlebens blieben für ihn Sportarten wie Boxen, Reiten und Football die Schule der männlichen Persönlichkeit: "Jeder Mann kann sich, wenn er will, soweit schulen, um ein anständiger Querfeldeinreiter zu werden!"
    Nach dem Jurastudium in Harvard lebte Roosevelt einige Jahre als Cowboy in North Dakota, ein später sehr nützliches Alleinstellungsmerkmal innerhalb der politischen Klasse.
    Als aggressiver "Cowboy-Politiker" verschrien
    Zu nationaler Popularität aber brachte es der Vater von drei Kindern 1898, als er nach der Kriegserklärung an Spanien sein Amt als Stellvertretender Marineminister niederlegte, um aus verwegenen Cowboys und Sportreitern ein Freiwilligenregiment, die "Rough Riders", aufzustellen, das er im Kampf um Kuba selbst an vorderster Front befehligte.
    Doch wenngleich er bei vielen als aggressiver "Cowboy-Politiker" verschrien war - als Präsident betrieb er eine umsichtige und kluge Außenpolitik getreu seinem berühmten Motto: Zitat "Sprich leise und trage einen dicken Knüppel. Dann wirst Du es weit bringen!"
    Für seine Rolle als Vermittler zwischen Russland und Japan und in der Ersten Marokkokrise erhielt Theodore Roosevelt 1906 den Friedensnobelpreis. 1908 verzichtete er in der Tradition George Washingtons auf eine dritte Amtszeit, doch 1912 warf er seinen Hut noch einmal in den Ring und trat für die neu gegründete Progressive Party bei der Präsidentschaftswahl an:
    "Uns leiten die Prinzipien des Fairplay und der gerechten Chance für jeden Mann und jede Frau in den Vereinigten Staaten - in politischer Hinsicht wie in wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten."
    Doch er unterlag dem Demokraten Woodrow Wilson, eine dritte Amtszeit blieb Roosevelt ebenso verwehrt wie eine Rückkehr aufs Schlachtfeld an der Spitze einer Freiwilligentruppe, die er 1917 nach dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg anstrebte.
    Am 6. Januar 1919 starb Theodore Roosevelt in seinem Haus in Oyster Bay.