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Vor 105 Jahren geboren
Mildred Shapley-Matthews und ihr Kleinplanet

Vor nicht einmal hundert Jahren schien die Welt in den Augen vieler Astronomen gleich hinter der Milchstraße zu enden. Zwar hatten immer größere Teleskope viele lichtschwächere nebelhafte Objekte sichtbar gemacht, doch war deren Natur damals noch heftig umstritten.

Von Hermann-Michael Hahn | 15.02.2020
Mildred Shapley sitzt auf diesem Foto einer Astronomengruppe vor der ersten Reihe auf dem Boden (mit Mütze), ihr Vater Harlow (im hellen Anzug und abgelegtem Hut) links der Mitte.
Mildred Shapley sitzt auf diesem Foto einer Astronomengruppe vor der ersten Reihe auf dem Boden (mit Mütze), ihr Vater Harlow (im hellen Anzug und abgelegtem Hut) links der Mitte (Harvard Obs)
Einer, der sie nicht für Galaxien, sondern für weit entfernte Teile der Milchstraße hielt, war Harlow Shapley, Astronom am Mount Wilson Observatorium.
Seine Tochter Mildred, heute vor 105 Jahren geboren, hatte von ihm das Interesse an der Astronomie geerbt. Sie arbeitete nach dem Studium und einer Familienpause zunächst elf Jahre am Jet Propulsion Lab in Pasadena.
Ihr kam eine besondere kosmische Ehre zu: Ein Mitarbeiter Shapleys hatte ein Jahr nach ihrer Geburt den Kleinplaneten (878) Mildred genannt. Allerdings ging Mildred recht bald im Sterngewimmel verloren.
Später arbeitete Mildred Shapley-Matthews für zehn Jahre als Forschungsassistentin in Norditalien, kehrte dann aber in die USA zurück. Hier wirkte sie am Lunar and Planetary Science Institute in Tucson, Arizona, entscheidend am Aufbau der berühmten Publikationsreihe "Space Science Series" mit. Noch weit über das übliche Pensionsalter hinaus agierte sie als Mitherausgeberin zahlreicher Fachbücher zur Planetenforschung.
1991, da war Mildred Shapley-Matthews 76 Jahre alt, wurde der nach ihr benannte Kleinplanet endlich wiedergefunden.
2016 ist die große Forscherin kurz vor ihrem 101. Geburtstag gestorben.