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Vor 225 Jahren
Das Kunstmuseum Louvre wird in Paris eröffnet

Wo einst Frankreichs Könige residierten, befindet sich heute das meistbesuchte Museum der Welt. Der Louvre besitzt über eine halbe Million Kunstwerke: von der griechisch-römischen, ägyptischen und orientalischen Antike bis hin zu europäischer Skulptur, Malerei und Graphik.

Von Björn Stüben | 18.11.2018
    Die Glaspyramide im Eingangsbereich des Louvre in Paris. Sie wurde vom Architekten I.M.Pei entworfen und gehört zu seinen großen Kunstwerken.
    Die Eingangspyramide zum Pariser Louvre nach dem Entwurf von I.M. Pei (dpa / picture alliance / Maxppp Didier Saulnier)
    Auch das deutsche Fernsehpublikum saß 1965 gebannt vor den Bildschirmen, als die Titelmusik der französischen Vorabendserie "Belphégor" erklang. Darin geisterte Juliette Gréco als furchteinflößendes, ganz in Schwarz gehülltes Phantom durch die labyrinthischen Gänge der ägyptischen Abteilung des Louvre. Es waren immer wieder die gewaltigen Dimensionen dieses heute weltgrößten Museums, die die Fantasie von Filmemachern und Literaten beflügelten. Der Louvre hatte seit dem 12. Jahrhundert den französischen Monarchen als Residenz gedient und war ständig erweitert worden. Nachdem Ludwig XIV. 1682 den Sitz der Monarchie nach Versailles verlegt hatte, blieb das weitläufige Königsschloss in großen Teilen ungenutzt. Die Eröffnung eines ersten Museums in seinen Mauern fiel ins Jahr 1793, wie Pierre Rosenberg, sein einstiger Direktor, erläutert:
    "Zwei Daten sind von Bedeutung. Der 10. August 1793, der erste Jahrestag des Sturzes der Monarchie, wurde als Symbol gewählt, aber wirklich eröffnet wurde nichts. Tatsächlich war es dann der 18. November, an dem das 'Zentral-Museum der Künste' seine Tore dem Publikum auf Dauer öffnete."
    Freier Zugang zur Kunst, nicht nur für Monarchen
    Die Idee, die Kunstbestände der königlichen Sammlungen, deren Grundstock bereits im 16. Jahrhundert gelegt wurde, öffentlich zugänglich zu machen, tauchte bereits kurz vor der Revolution auf. Doch erst die politischen Umwälzungen führten zur Gründung des Museums wie Sophie Picot-Bocquillon, Historikerin am Louvre, erläutert:

    "Es war eine Zeit, in der die Gedanken, die sich während der Aufklärung entwickelt hatten, umgesetzt wurden. Die Idee, Museen zu gründen, gefiel den Zeitgenossen. Künstler und Kunstliebhaber wollten nun endlich freien Zugang zu den Meisterwerken der Kunst bekommen, die bisher in königlichen Kabinetten eingeschlossen waren. In einem neu gegründeten Museum konnten dann bedeutende Werke der Malerei vor allem den bildenden Künstlern als Modelle zugänglich gemacht werden."
    Das französische Kunstmuseum Louvre am Abend.
    Das französische Kunstmuseum Louvre in Paris (imago stock&people, 81768398 )
    Doch gerade in der radikalen Phase, in die die Revolution mit dem Sturz der Monarchie eintrat, waren Kunst und Kunsthandwerk des Ancien Régime großen Gefahren ausgesetzt:
    "Einerseits wurden viele Kunstwerke im ganzen Land durch einen ungebändigten Vandalismus zerstört, anderseits entstand aber auch ein Bewusstsein für das eigene Kulturerbe. Das neu gegründete Museum sollte dieses Erbe schützen. Man erkannte, dass die bisher der Monarchie oder der Kirche vorbehaltenen Werke künstlerischen und eben auch historischen Wert besaßen."
    "Louvre besitzt die besten Gemälde der Welt"
    Seit Ludwig XIV. den Louvre verlassen hatte, begann der schleichende Verfall. Künstler hausten in seinen Mauern, und nur die Kunstausstellung mit Werken der Absolventen der Akademie der Schönen Künste, der alle zwei Jahre hier abgehaltene "Salon", hauchte dem Louvre noch Leben ein. Die große, baufällige Galerie wurde zum ersten Ausstellungsort des neuen Museums. Knapp sechshundert Werke konnten hier 1793 erstmals ausgestellt werden, darunter Werke von Poussin, Raphael, Rubens, Caravaggio, Veronese und Tizian. Napoleon bereicherte mit seinen Raubzügen durch die Museen der besiegten Nachbarstaaten und Ägyptens die Kunstbestände des seit 1804 "Musée Napoléon" genannten Louvre. Es war der erste Direktor Vivant Denon, der das Museumskonzept nachhaltig prägen sollte:

    "Vivant Denon wollte, dass der Louvre die besten Gemälde der Welt besitzt. Er veranlasste zudem eine chronologische Hängung der Werke, da er die Entwicklung der Malerei bis in seine eigene Zeit hinein verdeutlichen wollte. Auch die Anordnung nach Schulen der Malerei geht auf ihn zurück. Denons Vision von der Präsentation von Kunstwerken war somit bereits die, die auch heute noch in unseren Museen vorherrscht."
    Der Louvre, der mit seiner Glaspyramide als zentralem Eingangsbereich 1989 Aufsehen erregte, besitzt heute über eine halbe Millionen Kunstwerke: von der griechisch-römischen, ägyptischen und orientalischen Antike über die Kunst des Islam bis hin zu europäischer Skulptur, Malerei und Graphik. Hiervon sind lediglich 35 000 ausgestellt, die jedoch jährlich über 8 Millionen Besucher anlocken. Für die Schaffung des ersten Universalmuseums der Vereinigten Arabischen Emirate erkaufte sich dessen Emir 2007 Know-how und Namen des Louvre für die kommenden 30 Jahre. Und so steht seit Ende 2017 auch ein Louvre Abu Dhabi inmitten des arabischen Wüstenstaubs.