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Vor 260 Jahren geboren
Pierre-Joseph Redouté: Der Mann, der die Blumen liebte

Auf Tischdecken, Regenschirmen und Kaffeebechern: Die Blumenbilder von Pierre-Joseph Redouté sind auch heute noch präsent. Der Pflanzenzeichner wirkte im 18. Jahrhundert in Paris und begeisterte mit seiner Kunst sogar die französische Kaiserin. Dennoch lebte Redouté in den Jahren vor seinem Tod in bescheidenen Verhältnissen.

Von Carmela Thiele | 10.07.2019
    Pierre Joseph Redouté, peintre de fleurs, les liliacees, 1802 - 1816 | Verwendung weltweit
    Pierre Joseph Redouté wurde als der Pflanzenzeichner bekannt (dpa/ Liszt Collection)
    Ein duftiger Bausch rosafarbener Blütenblätter, deren gezackte Ränder der Pflanze etwas Eigensinniges geben. Pierre-Joseph Redouté zeichnete die Strauch-Pfingstrose aus dem Garten von Schloss Malmaison kurz vor ihrem Verblühen. Die Kaiserin Joséphine baute in ihrem riesigen Gewächshaus bei Paris Blumen aus aller Welt an, und Redouté war ihr bevorzugter Illustrator. Um 1810 stellte er eine Auswahl bedeutender und seltener Pflanzen aus ihren Anlagen für einen Prachtband zusammen. Schon Königin Marie Antoinette hatte Redoutés Dienste in Anspruch genommen. Hans Walter Lack, Experte für historische botanische Illustration:
    "Mit seiner weichen Linienführung, mit seinem kaum merkbaren ornamentalen Schwung, seinem Raffinement, Pflanzen auf einem Blatt anzuordnen, und seinem häufigen, von seinem - oftmals von der botanischen Gemeinschaft kritisierten - Verzicht auf eine detaillierte Darstellung der Blütenstrukturen und die Verwendung des Mikroskops traf Redouté genau den Geist seiner Zeit und seiner Auftraggeber, die bereit waren, für seine Blätter hohe Preise zu bezahlen."
    Genauigkeit, Komposition und Farbe
    Redouté musste der Erfolg gefallen. Der am 10. Juli 1759 geborene Zeichner stammte aus einer kinderreichen Kunsthandwerkerfamilie in den Ardennen. Im Alter von 23 Jahren war er einem seiner Brüder nach Paris gefolgt. Zu Beginn zeichnete Redouté ohne Auftrag Pflanzen im Jardin du Roi, der bereits unter Ludwig XIII. angelegt worden war und sich weltweit zum Zentrum der botanischen Forschung entwickelt hatte. Seine Darstellungen verkaufte er an einen Straßenhändler, der sie in Kupfer stechen und kolorieren ließ. Ein hoher Beamter der Justizverwaltung, Charles Louis L’Heritier de Brutelle, entdeckte das Talent des jungen Mannes und machte ihn mit führenden Botanikern und Illustratoren bekannt. Anders als seine Kollegen, verliehe Redouté jeder einzelnen Pflanze einen ganz besonderen Charme:
    "Erhellt durch die Erfahrung habe ich mich den umfassendsten botanischen Arbeiten gewidmet und glaube, dass mir in dreifacher Hinsicht ein Erfolg gelungen ist, nämlich in der Genauigkeit, in der Komposition und in der Farbe, deren Verbindung allein die botanische Illustration zur Perfektion führen kann."
    L’Heritier de Brutelle schickte den Zeichner nach London, wo er ein neues Tiefdruckverfahren kennenlernte, den Farbpunktstich, den Redouté im Laufe seiner Karriere immer mehr perfektionierte. Mit Hilfe eines kleinen Rädchens wurden - ohne Konturlinien zu ziehen - unzählige punktförmige Vertiefungen in die Kupferplatte gedrückt. Die unterschiedlichen Partien der so dargestellten Blüten und Stängel betupfte man mit den gewünschten Farben und drehte die Platte mit einem saugfähigen Papier durch die Presse. Dank dieser Drucktechnik gelang es dem Zeichner, seine Werke vervielfacht in hervorragender Qualität anzubieten. Seine berühmtesten gedruckten Sammelwerke sind "Les Liliacées" von 1803 und "Les Roses" aus dem Jahre 1824. Hans Walter Lack:
    "Rédoutés Popularität hat zwei bedeutende Konsequenzen: Seine heute weit verstreuten Aquarelle und Graphitzeichnungen erzielen auf dem Kunstmarkt Spitzenpreise. Das gilt ebenso für seine zahlreichen Kupferstiche wie für die Prachtwerke. Den Farbpunktstichen wiederum stehen zahlreiche preiswerte Reproduktionen gegenüber, die weite Verbreitung gefunden haben."
    Bis zuletzt galt seine Liebe den Blumen
    Von diesem Nachruhm konnte Redouté zu Lebzeiten nichts ahnen. Sein Stern begann zu sinken, als seine beste Auftraggeberin, Kaiserin Joséphine, 1814 erkrankte und starb. Vorbei war die Zeit, als er mit seiner Familie in einer Pariser Wohnung mit neun Zimmern lebte und sich ein Landhaus leisten konnte. Der 56-Jährige war nun gezwungen, vornehme Damen in der Kunst der Blumenillustration zu unterrichten. Er versuchte auch mit besser bezahlten, opulenten Blumenstilleben das Geschäft anzukurbeln, was aber misslang. Der Geschmack hatte sich geändert. Pierre-Joseph Redouté starb 1840 in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Überliefert ist, dass er kurz zuvor noch eine allerletzte frische Lilie gezeichnet haben soll, die ihm seine Tochter gebracht hatte.