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Vor 500 Jahren 
Hernán Cortés‘ Aufbruch zur Eroberung des Aztekenreiches

Hernán Cortés war ehrgeizig, machthungrig und skrupellos. Ohne diese Charaktereigenschaften wäre es ihm wohl auch kaum gelungen, Mexiko zu erobern, das damalige Reich der Azteken. Am 10. Februar 1519 nahm der Spanier mit elf Schiffen und rund 550 Soldaten vom Cap St. Antonio auf Kuba aus Kurs auf das mexikanische Festland.

Von Irene Meichsner | 10.02.2019
    Gemälde von Hernán Cortés
    Hernán Cortés (1485-1547) (Index / Heritage-Images)
    Elf Schiffe, rund 550 Soldaten, 16 Pferde, zehn schwere und vier leichtere Geschütze, dazu die nötige Munition: Dass es dem Spanier Hernán Cortés gelungen ist, mit so einer winzigen Truppe Mexiko zu erobern, das damalige Reich der Azteken, bleibt eines der erstaunlichsten Phänomene der Weltgeschichte. Cortés, der einer verarmten spanischen Adelsfamilie entstammte, hatte sich 1506, im Alter von vermutlich 24 Jahren, nach Übersee eingeschifft, um dort sein Glück zu machen. Er war ehrgeizig, machthungrig und skrupellos, hatte mit anderen "Konquistadoren" ansonsten aber nicht allzu viel gemein. Hugh Thomas, Autor des Standardwerks "Die Eroberung Mexikos":
    "Cortés war eine weitaus kultiviertere Persönlichkeit als zum Beispiel Pizarro, der Eroberer von Peru, der, nach allem, was man weiß, weder lesen noch schreiben konnte. Cortés mag kaltblütig und rücksichtslos gewesen sein, aber er wusste sich gut auszudrücken ... ganz ähnlich wie ein Höfling, der er ja tatsächlich hatte sein wollen."
    "Er ist Jurist gewesen, er hat ja studiert in Salamanca, kommt zwar aus kleinen Verhältnissen, hat sich aber hochgearbeitet, und vielleicht ist das auch der Grund für sein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis gewesen", erklärt Nikolai Grube, Professor für Altamerikanistik an der Universität Bonn.
    Vom Schützling zum Generalkapitän
    Seit 1511 lebte Cortés auf Kuba. Er war zeitweise Sekretär von Diego Velázquez, dem Statthalter der Insel, und suchte auf der ihm zugeteilten "Kommende", das heißt: auf einem von der indigenen Bevölkerung bestellten Grund und Boden, erfolgreich nach Gold. 1518 ernannte Velázquez seinen Schützling zum "Generalkapitän" einer geplanten Expedition in das eben erst von den Spaniern entdeckte Land der Azteken – eine Entscheidung, die er angesichts der Selbstherrlichkeit, mit der sich Cortés in die Vorbereitungen stürzte, aber schon bald bereute.
    "Unter Trommel- und Trompetenschall ließ Cortés, öffentlich ausrufen, daß jeder, der mit ihm zur Eroberung und Kolonisierung der kürzlich entdeckten Länderausziehen wollte, seinen Anteil an Gold Silber und Juwelen erhalte. Der Statthalter sei von Seiner Majestät ermächtigt, indianische Kommenden zu verteilen, wenn man sich in dem neuen Land festsetze", schrieb Bernal Díaz del Castillo, einer von Cortés’ Kampfgefährten, später in seiner Chronik der Ereignisse. Dass entsprechende Vollmachten seitens der spanischen Krone noch gar nicht vorlagen, kümmerte Cortés nicht weiter.
    "Er schrieb gleichzeitig überall hin an seine Freunde und forderte sie auf, sich seinem Unternehmen anzuschließen. Viele verkauften daraufhin ihre ganze Habe und schafften Waffen und Pferde an, andere stellten Vorräte aus Kassavebrot und gesalzenem Schweinefleisch bereit; ein jeder rüstete sich aus, so gut er konnte."
    Von befreundeten Kaufleuten bekam Cortés Kredite und viertausend Goldpiaster in bar.
    "Daraufhin ließ er sich ein samtenes Staatskleid machen, das mit goldenen Schleifen besetzt war, und Fahnen mit dem Wappen unseres königlichen Herrn und mit einem Kreuz auf jeder Seite."
    Abwendung von Velázquez
    Als Cortés merkte, dass Velázquez allmählich misstrauisch wurde, verlagerte er sein Hauptquartier von Santiago nach Trinidad im Süden von Kuba. Von dort ging es weiter nach Havanna im Norden, wo Cortés es schaffte, sogar einige von Velázquez’ engsten Vertrauten auf seine Seite zu ziehen – ungeachtet der Tatsache, dass ihm der Statthalter das Kommando längst wieder entzogen und befohlen hatte, ihn gefangen zu nehmen.
    "Diego de Velazquez ... brüllte vor Wut wie ein wildes Tier."
    Am 10. Februar 1519 - gleich nach der Frühmesse - gab Cortés den Befehl zum Aufbruch. Vom Sammelplatz am Cap San Antonio aus nahm sein Geschwader Kurs auf das mexikanische Festland. Dort kam es bald zu ersten Kontakten mit indigenen Stämmen, die von den Azteken unterjocht und zu Tributzahlungen gezwungen worden waren.
    "Und die sahen in den Spaniern Verbündete. Also, man kann sagen, dass die Eroberung des Aztekenreiches nur deswegen funktionierte, weil es viele indianische Hilfstruppen gegeben hat; und der Grund dafür waren interne Konflikte und Streitigkeiten in Mexiko."
    Für die mexikanischen Ureinwohner endete die Begegnung mit den Spaniern in einer Tragödie. Abertausende von ihnen fielen den blutigen Kämpfen zum Opfer, aus denen Hernán Cortés am Ende als Sieger hervorging.