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Vor 70 Jahren
Bank deutscher Länder wurde gegründet

Am 1. März 1948 wurde in Frankfurt die Bank deutscher Länder gegründet. Das Zentralbankprovisorium trat an die Stelle der Berliner Reichsbank, die Hitlers Angriffskrieg per Notenpresse finanziert und Deutschland in die Inflation gestürzt hatte.

Von Jutta Hoffritz | 01.03.2018
    Das alte Verwaltungsgebäude der Deutschen Bundesbank in Frankfurt, in dem auch deren Vorläufer, die Bank deutscher Länder, untergebracht war.
    Das alte Verwaltungsgebäude der Deutschen Bundesbank in Frankfurt, in dem auch deren Vorläufer, die Bank deutscher Länder, untergebracht war. (dpa)
    Deutschland 1945. Hitler ist besiegt, das Land liegt in Trümmern. Nach sechs Jahren Krieg ist die Reichsmark nichts mehr wert. Wer in der Inflation überleben will, muss hamstern, tauschen und schachern. Der amerikanische Regisseur Billy Wilder greift diese Stimmung in seinem Film "Eine auswärtige Affäre" auf und lässt Marlene Dietrich vom Berliner Schwarzmarkt singen.
    Um eine neue Währung zu schaffen und die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, wird am 1. März 1948 in Frankfurt die Bank deutscher Länder gegründet. Dass die neue Zentralbank erst drei Jahre nach Kriegsende gegründet wurde und auch dann ein Provisorium blieb, hatte damit zu tun, dass vier Siegermächte in Deutschland das Sagen hatten. Und die hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen. Die Russen gingen von Planwirtschaft aus, die drei anderen Alliierten waren der Marktwirtschaft verpflichtet. Aber während Franzosen und Briten die Infrastruktur der zentralistisch aufgebauten Reichsbank zu nutzen gedachten, wollten die Amerikaner eine neue, nach Bundesländern organisierte Notenbank.
    Ein pragmatischer Kompromiss
    "Die Amerikaner waren Anhänger einer föderalen Struktur aus zwei Gründen. Zum einen weil es ihrer eigenen amerikanischen Tradition entsprach. Zum zweiten gab es eine klare Skepsis dagegen, dass Deutschland eine neue starke Zentralbank, wie die Reichsbank vor 1945 erhielt, weil man die Befürchtung hatte, dass eine solche starke Zentralbank in ferner Zukunft wieder ein Instrument einer deutschen Regierung sein könnte, um beispielsweise Rüstung zu finanzieren, um Aggression zu finanzieren", erklärt Magnus Brechtken, vom Institut für Zeitgeschichte in München. Allerdings, so Brechtken, erzwangen die Umstände schon bald einen pragmatischen Kompromiss:
    "Die Briten hatten in ihrer Zone Kohle und Stahlvorkommen, im Ruhrgebiet. Die Amerikaner brauchten, wie alle anderen Mächte, auch Kohle und Stahl. Aber auf Grund der Preisbindung mussten die Briten die Förderung von Kohle und Stahl in hohem Maße subventionieren. Und deswegen brauchten sie Geld aus der amerikanischen Zone. Man brauchte eine Institution, die die Konten ausgleicht."
    Währungsreform am 20. Juni
    So gründeten Amerikaner und Briten schließlich die Bank deutscher Länder. Die französische Besatzungszone schloss sich wenig später an - gerade noch rechtzeitig, um die Währungsreform am 20. Juni mitzumachen. Diese Währungsreform war der Ausgangspunkt des beeindruckendsten Aufschwungs, der je auf deutschem Boden stattgefunden hat.
    "Wenn einer tüchtig arbeitet und fleißig ist und noch dazu sparsam, dann muss er es zu etwas bringen. Das ist das ganze Geheimnis des so genannten deutschen Wunders. Voraussetzung ist allerdings ein gesundes Geld, eine stabile Währung."
    So erklärte der Präsident der Bank Wilhelm Vocke das Phänomen, das man Wirtschaftswunder nannte.
    Allerdings sorgte die Währungsreform nicht nur für wirtschaftliche Erholung im Westen, sondern verschärfte auch die politischen Spannungen mit dem Osten. Als die Russen merkten, dass die anderen Alliierten die Reform alleine vorantrieben, fürchteten sie den Ausverkauf knapper Ost-Waren gegen harte West-Währung. Das wollten sie um jeden Preis verhindern.
    Die sowjetische Berlin-Blockade
    Am 20. Juni trat die Reform in Kraft. Und am 24. Juni um sechs Uhr morgens riegelten die Sowjets die Autobahn nach West-Berlin ab, unterbrachen den Schiffs- und Fernbahnverkehr und kappten die Stromversorgung.
    "Die Berlin-Blockade war ein erster Höhepunkt im Kalten Krieg."
    Allerdings lief auch im Westen nicht alles so reibungslos, wie es im Nachhinein aussehen mag. Die Alliierten hatten bei der neuen Zentralbank auf Unabhängigkeit von der Politik gedrungen und diese zunächst mithilfe der Alliierten Bankenkommission überwacht. Doch als die Alliierten sich 1951 zurückziehen wollten, versuchte die Bundesregierung, die Kontrolle über die Bank an sich zu reißen.
    "Nach 1945 waren führende Politiker wie Konrad Adenauer und Fritz Schäffer als Finanzminister der Meinung, dass die Bundesbank letztlich auch ein Instrument oder zumindest in einer gewissen Weisungsgebundenheit zur Bundesregierung stehen müsse."
    Erst als die Bundesregierung diesen Anspruch aufgab, endete das Nachkriegsprovisorium. Am 1. August 1957 wurde aus der Bank deutscher Länder die Deutsche Bundesbank.