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Vor dem Weltspartag
Die Deutschen sparen nicht mehr

23 Prozent der Deutschen leben ohne Vorsorge, bei den Einkommen unter 1.000 Euro im Monat sind es sogar 47 Prozent: Viele Deutsche haben in puncto Sparen resigniert. Die Folgen für gesellschaftlichen Zusammenhang könnten gravierend sein, warnen Kritiker.

Von Theo Geers | 24.10.2017
    Sicherheit bei der Geldanlage geht vor, Rendite ist nachrangig: Bei den Deutschen steht nach wie vor die selbst genutzte oder auch vermietete Immobilie ganz oben bei der Geldanlage, erst danach kommen Wertpapieranlagen. Und auch wenn wegen der guten Wirtschaftlichen Lage 59 Prozent der Deutschen ihre eigene finanzielle Lage gegenwärtig als gut bewerten - einem Großteil der Bevölkerung droht im Alter eine gravierende Versorgungslücke, so Georg Fahrenschon, der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes:
    "23 Prozent betreiben keine Vorsorge der Deutschen, 13 Prozent, weil sie sich schlicht und einfach nicht in der Lage sehen."
    Fehlender Zinseszinseffekt
    Besonders dramatisch ist die Lage bei den unteren Einkommen. Bei denen, die weniger als 1000 Euro im Monat verdienen, sorgen 47 Prozent nicht für Später vor, in der nächsthöheren Einkommensgruppe von 1000 bis 1500 Euro sind es immer noch 40 Prozent.
    "Wir reden über sechs Millionen Haushalte in Deutschland. Da sind jetzt quasi die jeweiligen Partner, respektive Kinder nicht mitgezählt. Sechs Millionen Haushalte, bei denen entweder die Hälfte oder immerhin 40 Prozent keinerlei Art von Vorsorge betreibt."
    Viele Deutsche - fast 40 Prozent - haben in puncto Sparen aber auch resigniert - vor allem wegen der niedrigen Zinsen - und die bereiten mehr als der Hälfte der Deutschen die größten Kopfschmerzen beim Sparen. Jeder spürt, das fehlende Zinseszinseffekte den Vermögensaufbau enorm erschweren, denn um das auszugleichen, müssten eigentlich mehr gespart werden - und zwar deutlich.
    Breite Schichten ohne Chance auf Vermögensaufbau
    "Um den ausgefallenen Zinseszinseffekt zu kompensieren müssten wir in diesen Zeitraum bis 2030 über alle Deutschen 700 Milliarden Euro zusätzlich sparen das ist ein unwahrscheinlicher Wert, und da fehlen uns 60 Milliarden Euro, die wir wieder zusätzlich pro Jahr wieder sparen müssten, das ist nicht erreichbar."
    Und das kann auch gravierende Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhang haben, wenn breite Schichten keinerlei Chance auf Vermögensaufbau haben. Um das zu ändern, fordern die Sparkassen, die Förderung vermögenswirksamer Leistungen auszubauen. Bisher liegt die Fördergrenze bei monatlich 40 Euro, für die es eine Sparförderung gibt. Eine Verdopplung sowie eine Erhöhung der Förderung selbst würde den Staat gut 220 Millionen Euro im Jahr kosten. Das wären 0,5 Prozent der 47 Milliarden Euro, die der Bund allein 2016 durch die Niedrigzinspolitik der EZB sparte.