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Vor den Regionalwahlen
Schottische Nationalpartei gibt sich siegessicher

Ein Sieg der Schottischen Nationalartei SNP bei den morgigen Regionalwahlen in Schottland wird erwartet. Die Partei, die seit dem Referendum 2014 auf dem Erfolgskurs ist, sieht auch in dem kommenden Volksentscheid zum Brexit eine neue Chance für Schottlands Unabhängigkeit. Die Mehrheit der Schotten will nämlich in der EU bleiben.

Von Stephanie Pieper | 04.05.2016
    Farbfoto einer Frau, Nicola Sturgeon, schottische Ministerpräsidentin und SNP Parteivorsitzende Nicola Sturgeon am 29.2.2016 in London bei einem Event zum Thema EU
    Das Gesicht der Schottischen Nationalpartei SNP: Ministerpräsidentin und Parteivorsitzende Nicola Sturgeon am 29.2.2016 in London bei einem Event zum Thema EU (Imago/Images)
    Sarah Boyack hat keinen leichten Stand, wenn sie an der Haustür auf potenzielle Wähler trifft: Die Labour-Kandidatin für den Wahlkreis Edinburgh-Zentrum ist angesehen, aber ihre Partei hat arg gelitten in den vergangenen Jahren – während die Schottische Nationalpartei SNP weiter auf einer Erfolgswelle surft. Boyack bemüht sich dennoch, optimistisch zu bleiben.
    Auch wenn die SNP in den Umfragen deutlich vorn liege, seien die Menschen zunehmend enttäuscht von ihr, macht sich die Labour-Kandidatin selbst Hoffnung. Lindsay jedoch kann sie nicht überzeugen: Die wird heute die SNP wählen; sie sagt, den schottischen Nationalisten lägen die Interessen Schottlands – und nichts anderes – am Herzen.
    Die Emotionen der Volksabstimmung sind immer noch da
    Auch Ben Macpherson von der SNP ist im Wahlkampf auf Stimmenfang. Der 35-Jährige will für Nord-Edinburgh in das Parlament einziehen. Er lobt natürlich die Regierungsarbeit seiner Partei; die SNP stehe für Schottland ein - und die Bürger fänden sie kompetent und ehrgeizig, feurig und fortschrittlich.
    Dabei war Schottland bis vor wenigen Jahren noch eine Labour-Hochburg. Doch dann erneuerte und verjüngte sich die SNP, trommelte für die schottische Unabhängigkeit und setzte das Referendum 2014 durch. Auch wenn sich damals die meisten Schotten gegen die Loslösung vom Rest Großbritanniens entschieden. Die Emotionen, die diese Volksabstimmung hervorgerufen hat, sind geblieben, sagt Parlamentsreporter Hamish MacDonell:
    "Das hat der SNP großen Zuspruch gebracht, und der hat sich gefestigt. 45 Prozent haben seinerzeit für die Unabhängigkeit gestimmt, und das sind heute fast alles SNP-Anhänger. Die Partei hat außerdem eine starke Basisarbeit – und sie hat noch dazu nach dem Referendum neue Mitglieder gewonnen."
    Ein zweiter Anlauf für Schottlands Unabhängigkeit
    Ein anderer Volksentscheid wirft seine Schatten auch in Schottland voraus: der über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens. Sollten die Briten am 23. Juni für den Brexit stimmen, die EU-freundlichen Schotten aber mit großer Mehrheit dagegen: Dann sei im zweiten Anlauf die schottische Unabhängigkeit wohl unausweichlich, stellt SNP-Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon in Aussicht:
    Kein Politiker dürfe schließlich den demokratischen Willen des schottischen Volkes missachten, argumentiert Sturgeon. Die Parteien werben unisono für die EU; von den 129 Abgeordneten im Regionalparlament will gerade mal eine raus aus dem Club; und laut Umfragen sind bis zu 60 Prozent der Schotten dafür, drin zu bleiben – so wie Keith, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.
    Aber heute ist erst einmal die Regionalwahl. Und bei der wird spannend, wer hinter der SNP zweitstärkste Kraft wird: Die im Norden lange verhassten Konservativen haben gute Chancen. Das wäre für Labour in Schottland eine weitere bittere Niederlage.