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Vor der Fusion: Hamburg

Die Stärken der Hochschulen bündeln, ihr Profil im nationalen und internationalen Wettbewerb schärfen und Doppelangebote in Forschung und Lehre abzubauen - das ist das Ziel des parteilosen Hamburger Wissenschaftssenators Jörg Dräger. Deshalb hat der ehrgeizige Politiker die Fusion der gewerkschafts- und berufsnahen Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) mit der Universität Hamburg durchgedrückt. Die Zwangsehe soll im nächsten Jahr gegen den entschiedenen Widerstand der Betroffenen erfolgen. Der neueste Plan Dägers wurde am Dienstag in der Hansestadt beschlossen. Die entsprechenden Studiengänge der Kunsthochschule (HfbK), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TU) sollen in einer Architektur-Universität mit Sitz in der Hamburger Hafencity gebündelt werden. Dräger hat auch diese Fusion gegen den Willen der Betroffenen durchgesetzt.

Von Werner Nording | 15.09.2004
    Wir haben die Chance, profilierte Angebote zusammenzulegen - im Rahmen der Stadtplanung, der Architektur, des Bauingenieurwesens - in eine eigenständige Hochschule, die so groß sein wird, dass sie über die Grenzen Hamburgs hinweg in Deutschland ausstrahlen kann.

    Die Bauhochschule soll aus den drei gleichberechtigten Departements Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik sowie der Stadtplanung bestehen und 1500 Studierende haben. Sie soll zum 1. Oktober des nächsten Jahres gegründet werden und 2009 bezugsfertig sein. Dräger geht es dabei natürlich nicht nur um die wissenschaftliche Profilierung, der Hamburger Wissenschaftssenator muss angesichts des rigiden Sparkurses des Senats auch seinen Beitrag zur Haushaltssanierung leisten.

    Wir wollen Doppelungsangebote vermeiden, wollen die Fachkulturen jeweils konzentriert an einem Standort stattfinden lassen. Es gibt viel Zuspruch, es gibt auch Kritik, aber wir werden jetzt einige Monate haben, wo wir die Details des Konzeptes diskutieren können und werden mit den meisten Betroffenen eine Einigung haben, dass das ein zukunftsweisender Weg für die Wissenschaft, aber auch für die Baukultur in Hamburg ist.

    Bei der Kunsthochschule, der HAW und der TU kommt dagegen wenig Jubel über die Zwangsfusion auf. Im Juni 2003 hatte der Hamburger Senat eine grundlegende Reform der Ausbildung im Bereich Bauen beschlossen. Die Sprecherin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Katharina Jeorgapopulosm, hält mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg.

    Es gab einen Moderationsprozess, der die Fusion HAW und HfbK moderiert hat, der ist in gewisser Weise gescheitert, so sind wir mit den Problemen schon eine ganze Weile konfrontiert. Wir haben einen anderen Schwerpunkt, wir haben die ohnehin schon bestehende Fusion mit den Bauingenieuren und den Geomatikern und haben auch immer eine solche Architektur vertreten, die in dieser Vernetzung arbeitet.

    Der HAW geht es darum, dass das Architekturstudium in der neuen Bauuniversität wie bisher auch Bewerbern ohne Abitur offen steht. HAW-Präsident Michael Stawicki gehe es nicht um die Ausbildung von Stararchitekten. Vielmehr müssten an der neuen Bauhochschule Baumeister ausgebildet werden, die auch Butter-und-Brot-Bauten errichten könnten. Damit habe sich Stawicki durchgesetzt, sagt seine Sprecherin:

    Er befürwortet eine solide Ausbildung, eine realistische Architekturausbildung, nicht nur den Stararchitekten, der sich auch mit einfachem Häuserbau beschäftigt, und er befürwortet auch die Internationalisierung der Studienabgänger. In dem Sinne kommt es der Architektur, wie er sie sich vorstellt, sehr nahe, was da passiert.