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Vor Pariser Klimagipfel
Unterschiedliches Echo auf nationale Klimaschutzpläne

Vor der Klimakonferenz in Paris haben die teilnehmenden Staaten deutlich gemacht, was sie tun wollen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Nach der Auswertung beurteilt die UN die 146 nationalen Klimaaktionspläne als wichtigen Schritt zum angestrebten 2-Grad-Ziel. Umweltschutzorganisationen bewerten die Ziele jedoch zwiespältig.

Von Johannes Kulms | 30.10.2015
    Der französische Ausseminister Laurent Fabius (2.v.l) spricht am 20. Oktober 2015 in Bonn auf der Klimakonferenz neben der Generalsekretärin des Klimarsekretariats der Vereinten Nationen, Christiana Figueres.
    Die eingereichten Klimaschutzpläne der 146 Staaten decken 86 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen ab, erklärte das UN-Klimasekretariat. (dpa/picture alliance/Oliver Berg)
    INDC – das ist die englische Abkürzung für "Intended Nationally Determined Contribution". Mit den INDC sollen die einzelnen Staaten vor der UN-Klimakonferenz in Paris deutlich machen, was sie tun wollen, um den Treibhausausstoß zu reduzieren. 146 dieser nationalen Klima-Aktionspläne hat das UN-Klimasekretariat ausgewertet. Klimasekretariatschefin Christiana Figueres gibt sich hoffnungsvoll:
    "Die gute Nachricht ist: Ohne diese INDC wären wir auf dem Weg zu einem Temperaturanstieg von 4-5 Grad bis zum Jahr 2100. Wenn aber alles das umgesetzt wird, was die INDC vorsehen, könnte der Temperaturnanstieg auf unter 3 Grad begrenzt werden. Die International Energy Agency geht von 2,7 Grad aus."
    CO2-Einsparmöglichkeiten bei Industrie, Verkehr und Gebäuden
    2,7 Grad – damit sei das Ziel, die globale Erwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen natürlich noch nicht erreicht, macht Figueres klar. Aber es sei eben ein wichtiger Schritt. Die eingereichten Pläne der 146 Staaten decken 86 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen ab, so das UN-Klimasekretariat. Erfasst wurden alle Industriestaaten sowie drei Viertel aller Entwicklungsländer in der Klimarahmenkonvention.
    Viele Länder sehen Einsparmöglichkeiten zum Beispiel bei der Energieeffizienz der Industrie aber auch im Verkehr und bei den Gebäuden, sagt Figueres. Laut dem nun vorgelegten Bericht könnte der weltweite Emissionsausstoß pro Kopf durch die nationalen Aktionspläne in den nächsten Jahren gesenkt werden. Nämlich um bis zu acht Prozent bis zum Jahre 2025 und bis zu neun Prozent bis zum Jahre 2030.
    "Wenn die INDCs voll umgesetzt werden, dann könnten die weltweiten Emissionen um vier Gigatonnen bis 2030 zurückgehen. So schätzen wir es ein, so geht es aber auch aus vielen anderen Analysen hervor."
    Rückenwind für die Pariser Klimakonferenz
    Das UN-Klimasekretariat erhofft sich von der Auswertung nun auch Rückenwind für die in wenigen Wochen beginnende Konferenz in Paris. Dort müssten die teilnehmenden Staaten dann deutlich machen, wie genau sie die in ihren Aktionsplänen vorgeschlagenen Maßnahmen eigentlich auch gesetzlich verankern wollen. Aber noch eine Frage sei wichtig:
    "Wie geht es danach weiter? Denn wir wissen ja, dass wir mit den vorliegenden Plänen nicht das 2-Grad-Ziel erreichen. Uns haben aber Regierungen deutlich gemacht, dass sie bereit sind, in Paris noch weiter zu gehen als jetzt in den INDCs beschrieben."
    Diese Bereitschaft sieht auch der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth:
    "Wir sind hier in Deutschland zum Beispiel aus unseren vielen engen Gesprächen mit China ganz sicher, dass China selber die Ambition hat, noch mehr und noch frühzeitiger zu leisten, sodass wir Momente haben, die vorsichtig betrachtet werden müssen, aber auch welche, die weiter optimistisch sein lassen können."
    Andere Situation als vor Klimagipfel 2009
    Es sei wichtig, dass die Teilnehmerstaaten nun im Vorfeld von Paris ihre Ziele formuliert hätten, sagt Martin Kaiser, der bei der Nichtregierungsorganisation Greenpeace die Abteilung Internationale Klimapolitik leitet. Damit sei die Situation auch eine andere als vor dem Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009:
    "Auf der anderen Seite ist es so, dass gerade die großen Emittenten von Treibhausgasen, wie die USA wie China, Indien aber auch Deutschland, noch viel zu wenig tun, um tatsächlich die weltweite Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu stabilisieren. Und da muss Paris dann tatsächlich einen zusätzlichen Beitrag leisten, dass die Länder ab jetzt tatsächlich alle fünf Jahre ihre Klimaschutzziele verschärfen müssen. Weil ansonsten wird die globale Anstrengung nicht ausreichen."
    Zwiespältig bewerten auch Germanwatch und Brot für die Welt die formulierten Klimaziele der Staaten. Der nun vorlegte UN-Bericht zeige, dass es sich die internationale Gemeinschaft nicht erlauben könne, die Klimaschutz nach dem Pariser Gipfel auf die lange Bank zu schieben, so Germanwatch.