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Vor zehn Jahren
Bad Bank als Ausweg aus der Bankenkrise

Ein Blick zurück: Die Finanzkrise war noch nicht überwunden. Und in den Bilanzen der Banken, da schlummerten viele Risiken, die einige Banken in ihrer Existenz bedrohten. Das war vor zehn Jahren. Als Rettungsmaßnahme wurden unter anderem Bad Banks eingerichtet. Eine gute Idee - damals und heute?

Von Brigitte Scholtes | 13.05.2019
Blick auf die Skyline von Frankfurt
Bankenstadt Frankfurt am Main (picture alliance/chromorange/Andreas Pulwey)
"Bad Banks" – damit sind nicht die bösen Banken und ebensolche Banker gemeint, die Anfang vorigen Jahres in der ZDF-Serie die Zuschauer in ihren Bann zogen. Die Möglichkeit zur Einrichtung einer "Bad Bank", die die Bundesregierung vor zehn Jahren schuf, die war schon Monate vorher in der Politik und Finanzwirtschaft intensiv diskutiert worden. Sollten alle Banken in die Pflicht genommen werden oder nur einzelne Institute? Josef Ackermann, damals Chef der Deutschen Bank, hatte Anfang 2009 dazu eine klare Meinung:
"Ich bin nicht für eine nationale 'Bad Bank', weil, glaube ich, die Größenordnung alles sprengen würde, auch politisch nicht darstellbar wäre. Ich bin für dezentrale Lösungen, so wie es, glaube ich, jetzt auch angedacht ist."
Vorreiter war die Westdeutsche Landesbank
So kam es also auch. Und die erste, für die eine solche "Bad Bank" gegründet wurde, war im Herbst 2009 die Westdeutsche Landesbank, die WestLB, die in den Folgejahren aufgelöst wurde. Sie galt als eine Art Pilotprojekt für andere Banken, deren Bilanzen ebenfalls von toxischen Wertpapieren belastet waren. So wurden auch für die Anfang Oktober 2009 verstaatlichte Hypo Real Estate die faulen Kredite im Herbst 2010 in ein solches Institut ausgelagert. Warum? Das erläuterte Jörg Asmussen, damals Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, so:
"Wir gründen und aktivieren die 'Bad Bank'. Wir sind mitten in dieser Phase, diese Transaktion durchzuführen, diese soll am 30.9. abgeschlossen werden. Das ist eine zentrale Voraussetzung für die Stabilisierung der Bank und damit auch für die Stabilisierung des gesamten deutschen und europäischen Finanzmarktes."
Ein Konzept, das durchaus gut funktioniert hat
Die Idee: Die Auslagerung des Wertpapiermülls und fauler Kredite in eine "Bad Bank", ein separates Institut also, soll die Kernbank von diesen Risiken abschirmen und ihr den Neuanfang erleichtern. Die toxischen Papiere werden nach und nach an risikofreudige Investoren verkauft, ein Konzept, das auch ganz gut funktioniert hat in den letzten Jahren, meint Hans-Peter Burghof, Finanzexperte der Universität Hohenheim:
"Die Wirtschaft ist ja auch gut gelaufen, und man nimmt ja, wenn man so etwas abwägt, auch immer das, was gut geht am Anfang, wo man also gute Erträge hat. Und ich bin mal gespannt, wo wir am Ende rauskommen. Und bei der Commerzbank ist der Staat immer noch beteiligt, und die Aktienkurse sind nicht so, dass man das Gefühl hat, dass wir da so ganz ohne Verluste rauskommen."
Neue Risiken - nächste Krise
Doch wegen der Erfahrung der Finanzkrise ist die Aufsicht für die Banken stark verschärft worden. Mehr als die Hälfte der Zeit seien Vorstand und Aufsichtsrat der Banken mit diesen sehr bürokratischen Themen beschäftigt. Das könnte negative Folgen haben, fürchtet Finanzexperte Burghof:
"Da sehen wir: Unser Bankensystem ist deutlich ineffizienter geworden, weniger marktwirtschaftlich, weniger Kunden, weniger am Geschäft orientiert. Das ist ein neues Risiko. Das alte Risiko in der Finanzkrise werden wir so nicht mehr kriegen. Ich fürchte aber, dass wir neue Risiken bekommen, dass die nächste Krise anders sein wird, und dass möglicherweise auch die Überregulierung, die wir heute haben, zu der neuen Krise beitragen kann."