Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Vorort von Falludscha
Irakische Armee entdeckt Massengrab

In der vom IS kontrollierten und von der irakischen Armee eingekesselten Stadt Falludscha wächst die Verzweiflung. Mehrere Menschen ertranken bei dem Versuch, über den Fluss Euphrat vor den Kämpfen zu fliehen. Soldaten entdeckten ein Grab mit etwa 400 Leichen.

05.06.2016
    Ein Panzer fährt durch sandiges Gelände, im Hintergrund schwarzer Rauch.
    Die irakischen Truppen rücken auf Falludscha vor. (AFP/AHMAD AL-RUBAYE)
    Wie ein Armeeangehöriger berichtete, handelt es sich bei den meisten Toten um Soldaten, die vom IS festgehalten und umgebracht worden seien. Eine offizielle Bestätigung aus Bagdad gab es dafür nicht. Falludscha liegt rund 70 Kilometer westlich der irakischen Hauptadt und wurde im Januar 2014 von IS-Kämpfern eingenommen. Ende Mai begann die irakische Armee mit einer Offensive, um die Stadt von der Terrormiliz zu befreien. Sie wird dabei von US-Kampfflugzeugen und schiitischen Milizen unterstützt und hat Falludscha nach eigenen Angaben inzwischen fast vollständig eingekesselt.
    Kühlschränke und leere Benzinfässer als Fluchtmittel
    Für die verbliebenen rund 50.000 Einwohner wird die Lage immer bedrohlicher. Laut UNO haben sie kaum noch Zugang zu Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Viele fliehen vor den Kämpfen zwischen Armee und IS und nehmen dabei den gefährlichen Weg über den bis zu 300 Meter breiten Fluss Euphrat. Der Chef des Provinzrates, Schakir al-Essawi, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, alles, was schwimme, sei den verzweifelten Menschen für die Überfahrt recht: "Sie nutzen leere Kühlschränke, Holzschränke und leere Benzinfässer, um daraus Flöße zu bauen." Den irakischen Behörden zufolge sind bereits vier Menschen im Euphrat ertrunken, neun werden vermisst.
    Auch in Syrien ist der IS unter Druck
    Auch in Syrien gerät der IS zunehmend in Bedrängnis. Am Wochenende stieß die Regierungsarmee erstmals seit fast zwei Jahren in die Provinz Rakka vor, eine Hochburg der Dschihadisten. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden die Truppen von Präsident Baschar al-Assad dabei von russischen Einheiten unterstützt.
    Außerdem setzen syrische Rebellen den IS unter Druck. Nach US-Angaben entrissen sie der Terrormiliz in den vergangenen Tagen die Kontrolle über rund hundert Quadratkilometer zwischen Rakka und der türkischen Grenze.
    In der nordsyrischen Stadt Aleppo wurden von Rebellen gehaltene Viertel durch neue Luftangriffe getroffen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden neun Menschen getötet.
    (am/bö)