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Vorwürfe gegen Kurden
Rachefeldzug oder Gefechtsschäden?

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen kurdische Kämpfer im Nordirak. Nach der Rückeroberung von IS-Gebieten hätten sie dort systematisch Häuser zerstört. Die Regionalregierung der Kurden weist das zurück. Das Brisante: Aus Deutschland bekommen die Kurden militärische Unterstützung.

20.01.2016
    Ein Soldat aus der Einheit von der kurdischen Peschmerga
    Ein Soldat der kurdischen Peschmerga-Einheiten (Sebastian Backhaus, dpa)
    Peschmerga-Kämpfer und andere kurdische Milizen hätten im Norden des Irak Tausende Häuser mit Planierraupen, gesprengt und niedergebrannt, heißt es in einem Bericht von Amnesty International. Die Organisation hat dafür 13 Dörfer und Städte besucht und mit mehr als 100 Augenzeugen und Opfern der Angriffe gesprochen. Außerdem beruft sich Amnesty auf Satellitenbilder, die eine "massenhafte Zerstörung" zeigen sollen. Die kurdischen Truppen "scheinen eine mutwillige Kampagne zu führen, um mit Gewalt die arabische Bevölkerung zu vertreiben", sagte die Amnesty-Beraterin für Krisensituationen, Donatella Rovera. Betroffen seien die Provinzen Niniwe, Kirkuk und Dijala.
    Keine Rückkehr möglich
    Bei den Aktionen soll es sich um Racheakte gegen Araber handeln, weil diese IS-Terroristen unterstützt hätten. Zurückkehren zu ihren ehemaligen Wohnorten können die Betroffenen dem Bericht zufolge nicht. Kurdische Truppen würden sie daran hindern.
    Die kurdische Regionalregierung wies die Vorwürfe zurück. Die Schäden gingen noch auf Gefechte der kurdischen Peschmerga mit dem IS sowie die Luftangriffe der US-geführten Allianz zurück, sagte Regierungsvertreter Dindar Sebari. Zudem würden alle Zivilisten, auch Kurden, aufgefordert, sich von der Front fernzuhalten und vorerst nicht in einige Dörfer zurückzukehren.
    Deutschland unterstützt Kurden militärisch
    Nachdem die Terrormiliz IS seit Sommer 2014 Gebiete im Nordirak erobert hatte, kämpften kurdische Peschmerga dort gegen die Terroristen. Dazu bekamen sie internationale Hilfe. Die Bundeswehr lieferte militärische Ausrüstung und Waffen samt Munition in den Nordirak sowie weiteres Material an die Regierung in Bagdad - insgesamt über 1800 Tonnen. In diesem Jahr sollen die kurdischen Peschmerga weitere Waffen bekommen.
    In der Vergangenheit hatten Menschenrechtler schon mehrfach kritisiert, dass die Kurden im Nordirak Menschenrechte verletzen.
    (pr/jasi)