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Vorwurf der sexuellen Belästigung
Fox News trennt sich von umstrittenem Starmoderator

Der amerikanische TV-Moderator Bill O'Reilly ist entlassen worden. Er soll Frauen sexuell belästigt haben. Seine erfolgreiche Nachrichtenshow generierte bisher hohe Werbeeinnahmen. Der rechtskonservative Sender muss sich nun neu orientieren.

Von Marcus Pindur | 20.04.2017
    Bill O'Reilly am 29. November 2015 in Maryland
    Der TV-Moderator Bill O'Reilly muss den konservativen US-Kabelsender Fox News verlassen. (imago stock&people)
    Man habe sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt, so hieß es bei Fox. Nach einer "gründlichen und sorgfältigen Prüfung der Anschuldigungen", habe sich der Sender mit O'Reilly geeinigt, dass dieser seine Arbeit bei Fox News nicht fortsetzen werde, teilte das Unternehmen mit. Doch ganz so einfach war die Trennung bestimmt nicht. O'Reilly war ein Star der rechtskonservativen Szene in den USA, so der Medienredakteur der Washington Post, Callum Borchers:
    "Er war das Gesicht des Senders seit seiner Gründung. Er war der erfolgreichste Moderator im Kabelfernsehen der letzten 15 Jahre. Das ist eine monumentale Entwicklung. Teils sogar wichtiger als der Abgang des Vorstandsvorsitzenden Roger Ailes im vergangenen Jahr. Denn er hat hinter den Kulissen gewirkt. Bill O'Reilly war jeden Abend im Wohnzimmer der Leute präsent."
    Vorwurf der sexuellen Belästigung bei Fox ist kein Einzelfall
    Bill O'Reilly und Roger Ailes haben ab jetzt etwas gemeinsam: Beide wurden wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gefeuert. Letztes Jahr musste der Fox-Vorstandsvorsitzende Ailes den Sender verlassen, weil die Fox-Starmoderatorin Megyn Kelly ihn öffentlich der sexuellen Belästigung geziehen hatte.
    Für das konservative Nachrichtenprogramm Fox News kommt es einem Erdbeben gleich: Die Sendung "The O'Reilly Factor" war die meistgesehene Nachrichtenshow in den amerikanischen Kabelkanälen – und eine Geldmaschine. Zwischen Januar 2015 und September 2016 generierte O'Reilly angeblich fast 300 Millionen Dollar an Werbeeinnahmen. Zwischen zwei und drei Millionen Zuschauer schalteten jeden Abend ein, um die Mischung aus Information und Entertainment aus sehr konservativer Sicht zu sehen.
    O'Reilly, das Denkmal des rechtskonservativen, christlich-fundamentalistischen Amerikas, wackelte schon seit Wochen.
    Die New York Times hatte im März berichtet, dass O'Reilly und sein Sender insgesamt umgerechnet 12,2 Millionen Euro Schweigegeld an fünf Frauen gezahlt hätten, die dem 67-Jährigen sexuelle Belästigung vorgeworfen hätten. Die Frauen mussten sich verpflichten, die Vorwürfe nicht öffentlich zu machen und keine Klagen einzureichen. Es handle sich um Frauen, die entweder für O'Reilly arbeiteten oder in seiner Sendung regelmäßig zu Gast waren. Sexuelle Belästigung – offensichtlich kein Einzelfall bei Fox.
    Unsichere Zukunft für Fox
    Wegen der Vorwürfe verlor O'Reillys Talksendung in den vergangenen Wochen zahlreiche große Werbekunden. Der Medienkonzern 21st Century Fox steht nun unter Druck, sich ein neues Gesicht zu geben. Eine Erneuerung sei auch dringend nötig, meint der New-York-Times-Medienredakteur Jim Stewart:
    "Die Zukunft von Fox steht auf dem Spiel. Sie haben eine alternde Zuschauerschaft. Sie müssen jetzt Jahrzehnte in die Zukunft schauen: Wer wird sich in Zukunft dieses Programm anschauen, wer wird dort arbeiten wollen? Die Botschaft weiblicher Angestellter, aber auch jüngerer Männer ist laut und deutlich: Das ist nicht hinnehmbar, und sie wollen nicht in einer Firma mit solch einer Unternehmenskultur arbeiten."
    O'Reilly befindet sich derzeit in einem längeren Urlaub, wie es heißt. In einem schriftlichen Statement erklärte er: Wegen seiner Berühmtheit ziehe er Klagen von Personen an, die Geld von ihm wollten.
    O'Reilly hat einen Freund im Weißen Haus. Donald Trump nutzt Fox News vielfach, um seine Sicht der Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen. Vor einigen Tagen stellte sich Trump hinter O'Reilly. Dieser sei ein guter Mensch, sagte der Präsident der New York Times. Er glaube nicht, dass O'Reilly irgendetwas falsch gemacht habe.