Mittwoch, 24. April 2024

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Voyage surprise
Dann lieber mit AC/DC ausrutschen

Didier Deschamps gibt AC/DC die Schuld am rutschigen Rasen von Marseille. Da hat die deutsche Mannschaft heute im Stade de France bessere Voraussetzungen. Was die musikalischen Nebengeräusche betrifft, leider nicht.

Von Victoria Reith | 16.06.2016
    Die Sängerin Helene Fischer und die Spieler der Fussball Nationalmannschaft feiern am 15.07.2014 beim Empfang an der Fanmeile am Brandenburger Tor in Berlin.
    Helene Fischer und ihre Fans 2014 am Brandenburger Tor in Berlin. (dpa / picture alliance / Robert Schlesinger)
    Zunächst einmal Entwarnung, was den Rasen der heutigen Partie der deutschen Elf betrifft. Im Stade de France in Paris fanden in den letzten Wochen keine größeren Konzerte statt, die mit dem von AC/DC in Marseille vergleichbar wären. Nach der Einschätzung von Frankreichs Nationalcoach Didier Deschamps war das Konzert der legendären Rocker (inzwischen mit Axl Rose) der Grund, wieso beim Spiel der Gastgeber gegen Albanien die Protagonisten ständig ausrutschten. Er sagte nach dem Spiel: "Als ich Bilder sah, wie Leute von dem Konzert kamen, da habe ich nur gedacht: Oh mein Gott."
    Die durch Rocker verursachte Rasenglätte wird der deutschen Mannschaft heute vermutlich nicht widerfahren, sie spielt im Stade de France in Paris am Abend gegen Polen. Dort treten erst nach der Europameisterschaft im Juli im Abstand von neun Tagen Beyoncé und Rihanna auf. Bis dahin steht dort alles im Zeichen des Fußballs. Das soll aber nicht heißen, dass die deutsche Mannschaft von Musik gänzlich unbehelligt ist.
    Jerome Boateng hat seit einem Jahr einen Management-Deal mit Jay Z’s Label Rocnation, posierte mit dem Rapper und versucht, von der Berühmtheit des Rappers auch jenseits des Atlantiks zu profitieren. Angesichts Boatengs jüngster Rettungsaktion ist allerdings die Frage, wer da in wessen Glanze badet:
    Lukas Podolski besinnt sich musikalisch ganz auf seine kölsche Herkunft und hat einen bekannten Karnevalssong mit den "Brings" aufgenommen. Halleluja! Toni Kroos gab einst bekannt, er stehe auf Pur – wer es nicht glaubt, hier gibt es ein Beweisfoto.
    Fußballturniere sind immer begleitet von Nebengeräuschen, die manche Musik nennen. Herbert Grönemeyer muss dieses Jahr noch mal für die ARD ran, nachdem es 2006 mit "Zeit, dass sich was dreht" nichts wurde mit dem Weltmeistertitel im eigenen Land. Aber eigentlich erinnern sich ja alle eh nur noch an "Dieser Weg" von Xavier Naidoo, der damals noch nicht in Verbindung mit sogenannten Reichsbürgern gebracht wurde.
    Andreas Bourani wurde 2014 für seinen Song "Ein Hoch auf uns" gefeiert, als wäre er selbst Weltmeister geworden, während sich die echten frisch gebackenen Titelträger am Brandenburger Tor als Maskottchen von Helene Fischer inszenierten.
    Dann lieber ausrutschen mit AC/DC.
    * Kleiner Trost: Deutschland ist als Niemandsland des fußballerischen Rock'n'Roll nicht allein! Man nehme nur den offiziellen Song zur EM von David Guetta mit dem schwedischen Popstar Zara Larsson. Und die spanische Fußball-Nationalmannschaft hat es wirklich getan – und in diesem Jahr die spanische Version von "Fußball ist unser Leben" herausgebracht. "La Roja baila" – "Die Roten tanzen". Hoffentlich morgen gegen die Türkei dann wirklich.
    Unter "Voyage surprise" (dt.: "Fahrt ins Blaue") bildet die DLF-Sportredaktion in den kommenden Wochen Hintergründiges, Humorvolles, Abseitiges rund um die Europameisterschaft in Frankreich ab.