Voyeuristische Selbstversuche

Der Überwacher in uns

Man sieht die Anschlüsse eines Laptops.
Wie durchsichtig wird ein ganz normales Leben, wenn da einer ist, der es überwacht? © Georg Cadeggianini / Tina Klopp
Von Georg Caddegianini und Tina Klopp · 22.12.2017
Viel ist in letzter Zeit über die technischen Möglichkeiten der Überwachung geschrieben worden, über Kontobewegungen, Staatsgeheimnisse, Kundendaten. Doch das eigentliche Phänomen dahinter ist vermutlich deutlich älter als Merkels Handy, alltäglicher als NSA und Snowden und grundsätzlicher als die Vorratsdatenspeicherung.
Wir alle sammeln ständig Informationen über andere Menschen. Da ist der Blick ins Kellerabteil der Nachbarn oder ins Badschränkchen der Partygastgeber, der laute Streit der Bekannten und das Telefonat in der U-Bahn. Wir beobachten und lauschen, dechiffrieren verborgene Absichten und geheime Schwächen. Es geht um Neugier, um Macht, und um Kontrolle.
Hier nun überwacht die eine den anderen: Sie versucht, geheime Seiten ans Tageslicht zu zerren, schaut in Müllsäcke und durchs Schlüsselloch, fängt private SMS ab und spitzelt in seinem Freundeskreis. Er versucht, sich zu schützen. Und während der Gejagte anfängt, sich selbst zu zensieren - wohl aus Angst, Seiten zu offenbaren, die er bislang lieber verborgen hat - erwacht umgekehrt bei ihr der Jagdtrieb, der Wunsch nach noch mehr Information, noch mehr Kontrolle, bis hin zum Einbruch in die Privatwohnung.
Unterstützt wird die Jägerin von Überwachungsexperten, die demonstrieren, was sie herauszufinden in der Lage wären, wenn man sie denn ließe: darunter Hacker, Psycholinguisten, Wohnpsychologen, Profiler, Modeforscher, Esoteriker, Privatdetektive.
Produktion: DLF 2015