Freitag, 29. März 2024

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VW und Coronavirus
"Autobranche wird nach Staatshilfen rufen"

Das große Problem für die Autobranche sei die abnehmende Nachfrage, sagte Autoanalyst Jürgen Pieper im Dlf. Er rechne damit, dass die Autobranche Staatshilfen fordern werde - dies wäre gerechtfertigt. Hoffnung setzt er in den chinesischen Markt, der von einer Bedrohung zur Hoffnung geworden sei.

Jürgen Pieper im Gespräch mit Sebastian Schreiber | 17.03.2020
VW-Logo steht auf dem Verwaltungshochhaus vom Volkswagen Werk
Volkswagen stoppt die Produktion in Europa weitgehend (picture alliance/Sina Schuldt/dpa)
Volkswagen will die Produktion in Europa weitgehend stoppen. Aber der Autokonzern habe ein großes Polster, sagt Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler im Dlf. Es seien gut 20 Milliarden Euro Liquidität vorhanden, die in diesem Jahr sicherlich zum Teil eingesetzt würden, glaubt Pieper. Er rechne zwar für das erste Halbjahr mit Verlusten bei VW, allerdings betonte er auch: zwei drei Monate Produktionsstillstand "kann man durchhalten." Wichtig sei, dass sich die Situation in der Industrie insgesamt im zweiten Halbjahr verbessere, "dass wir vielleicht im vierten Quartal so etwas wie Normalzustand haben."
Ein Fußgänger mit einem Mundschutz geht in Tokio an einer Leuchttafel mit Börsennotierungen vorbei 
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Vor allem Zulieferer betroffen
Es könne aber auch sein, dass die Branche das ganze Jahr unter Druck bleibe, "dass wir dann in der Rezession stecken und dass wir erst 2021 wieder so etwas wie Normalzustand haben." Pieper rechnet damit, dass die Autobranche in zwei, drei Monaten nach Staatshilfen rufen werde, vor allem Zulieferer sieht er betroffen. "Wenn Märkte wegbrechen, ist dieser Ruf nach Staatshilfen auch gerechtfertigt."
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher.
Ökonom Fratzscher - "Je länger es dauert, desto mehr Insolvenzen wird es geben"
In der aktuellen Corona-Krise sei der kritische Faktor für die Wirtschaft Zeit, sagte der Ökonom Marcel Fratzscher im Dlf. Vor allem kleinen Betrieben müsse jetzt mit Geld geholfen werden, beispielsweise mit Transfers.
Das größte Problem aus Sicht des Autoanalysten sei die weggebrochene Nachfrage. "Das zweite sind sicherlich die Krankheitsfälle." Die Lieferketten sieht Pieper noch halbwegs intakt.
In China laufen Produktion und Nachfrage wieder an
China, wo das Virus zuerst aufgetaucht war, sei inzwischen "von der Bedrohung zur Hoffnung geworden. Dort beginnen Produktion und Nachfrage hochzulaufen. Vielleicht werde man Mitte des Jahres sagen: "China ist der einzige Punkt, der die Autoindustrie aus der Megakrise herausziehen kann."
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