FIFA-Präsident Joseph Blatter ist mächtig in Bedrängnis geraten. Das Jahr begann damit, dass er unter Druck zahlreicher Exekutivmitglieder seinen wichtigsten Mitarbeiter, Jerome Champagne, entlassen musste. Dann die Meldungen über den schleppend verlaufenden Ticketverkauf. Ein Desaster für die FIFA ist vor allem, dass die teuren Business-Pakete kaum nachgefragt werden. Aber auch die Fans auf den billigeren Plätzen verzichten in Scharen auf die teure Reise in den südafrikanischen Winter. Die FIFA hat ihre Zahlen nach unten korrigiert und unternimmt bis zur letzten Minute alles, um die Stadien einigermaßen zu füllen.
FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke auf einer Pressekonferenz in Zürich:
""Wir mussten begreifen, dass die Welt sich ändert und es zurzeit auch wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage nicht mehr so einfach ist für die Fans, ans andere Ende der Welt zu fliegen um Fußball zu gucken. Deshalb werden wir bis zum letzten Moment alles versuchen und allen, die sich in den nächsten Tagen entscheiden, bestmögliche Angebote machen.”"
Es gibt weitere heftige Probleme. Es war ein Schock für Blatter, als sich vor wenigen Tagen die beiden mächtigsten asiatischen Funktionäre gegen ihn verbündeten. Mohamed Bin Hammam aus Katar und der Milliardär Chung Mong-Joon aus Südkorea kündigten eine Gegenkandidatur an.
Schließlich läuft derzeit die Wahnsinns-Bewerbung um die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 mit zwölf Interessenten. Probleme musste Blatter in den vergangenen Wochen vor allem in Russland bewältigen, einem der WM-Bewerber, von dem er sich Unterstützung in seinem präsidialen Wahlkampf erhofft. Nach einem Ukas von Russlands Präsident Medwedjew musste Sportminister Witali Mutko die Präsidentschaft im nationalen Verband abgeben. Gemäß FIFA-Reglement, das die Einmischung der Politik verbietet, müsste Russland eigentlich international gesperrt werden. Doch nichts passierte. Streit mit Russland kann sich Blatter nicht erlauben. Die Lage könnte sich in den nächsten Tagen zuspitzen, sollte Mutko von Medwedjew entlassen werden, was nach dem schlechten Abschneiden der Russen bei den Winterspielen in Vancouver nicht unwahrscheinlich ist. Mutko ist übrigens gleichzeitig Exekutivmitglied der FIFA.
Die FIFA-Administration blendet all die Probleme aus – und zwar mit einer selten erlebten Propaganda-Offensive. Wie so oft werden kritische Berichterstatter umgangen oder gar ausgesperrt. Für den so genannten Ticket-Workshop kürzlich in Zürich erhielten jene, die exklusiv über die desaströsen Verkaufszahlen berichtet hatten, keine Einladung.
Analysiert man die Jubel-Meldungen der PR-Abteilung der FIFA aufmerksam, dann fällt auf, dass Blatter quasi schon in den Wahlkampf eingetreten ist: So machte er in dieser Woche, auf der Rückreise vom Festakt zum 100-Tage-Countdown in Durban, auf den Komoren Station – und ließ sich dort wie eine Gottheit feiern. Die Komoren, eine Inselgruppe zwischen Mozambique und Madagaskar, sind erst seit 2005 FIFA-Mitglied – sie haben beim nächsten Wahlkongress eine Stimme, wie etwa Brasilien oder Deutschland.
Und in Afrika muss Blatter Stimmen sammeln, dort dürfte sich seine Zukunft entscheiden. Auch deshalb hat die WM absolute Priorität.
Kaum zurückgekehrt nach Zürich erlebte Blatter die letzten Stunden eines Sicherheits-Workshops, zu dem die FIFA Vertreter der südafrikanischen Polizeibehörden, von Interpol und allen 32 WM-Teilnehmern geladen hatte. Auf der abschließenden Pressekonferenz waren nur Fragen zur Sicherheit erlaubt – keine zu den anderen Problemfeldern. FIFA-Kommunikationschef Nicolas Maingot bügelte Fragesteller ab. Und Blatter wollte nur jubeln:
""Natürlich brauchen wir Top-Sicherheitsmaßnahmen für diese WM. Aber in erster Linie feiern wir dort ein Fußballfest mit allen Emotionen. Ja, ein Fußballfest! Das ist mein Credo. Und ich sage ihnen: Am Tag nach dem Finale werden wir sagen können: Ja, wir hatten eine wunderbare WM in Südafrika!”"
Es gebe keine Gründe, an den Versprechen der Südafrikaner zu zweifeln, sagte Blatter. Nach Angaben der Organisatoren werden rund ein Viertel aller Polizeikräfte allein für die WM abkommandiert – etwa 44.000. Hinzu kommen rund 25.000 private Sicherheitskräfte.
Die FIFA-Festspiele wurden heute in Zürich mit der Sitzung des für Regelfragen zuständigen International Football Association Board (IFAB) fortgesetzt. Vor drei Monaten hatte Blatter nach der katastrophalen Fehlentscheidung im WM-Playoff zwischen Frankreich und Irland noch Regeländerungen in Aussicht gestellt. Dies aber war ganz offensichtlich nur eine Finte. Nach der IFAB-Sitzung verkündete Generalsekretär Jerome Valcke: Es bleibt alles beim Alten. Technische Hilfsmittel – etwa eine Torkamera oder ein Chip im Ball – wird es nicht geben. "Wir sind alle der Meinung, dass die Technologie aus dem Spiel herausgehalten werden muss”, sagte Valcke.
Business as usual bei der FIFA. Man hasst Veränderungen – und lebt lieber mit haarsträubenden Fehlern.
FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke auf einer Pressekonferenz in Zürich:
""Wir mussten begreifen, dass die Welt sich ändert und es zurzeit auch wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage nicht mehr so einfach ist für die Fans, ans andere Ende der Welt zu fliegen um Fußball zu gucken. Deshalb werden wir bis zum letzten Moment alles versuchen und allen, die sich in den nächsten Tagen entscheiden, bestmögliche Angebote machen.”"
Es gibt weitere heftige Probleme. Es war ein Schock für Blatter, als sich vor wenigen Tagen die beiden mächtigsten asiatischen Funktionäre gegen ihn verbündeten. Mohamed Bin Hammam aus Katar und der Milliardär Chung Mong-Joon aus Südkorea kündigten eine Gegenkandidatur an.
Schließlich läuft derzeit die Wahnsinns-Bewerbung um die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 mit zwölf Interessenten. Probleme musste Blatter in den vergangenen Wochen vor allem in Russland bewältigen, einem der WM-Bewerber, von dem er sich Unterstützung in seinem präsidialen Wahlkampf erhofft. Nach einem Ukas von Russlands Präsident Medwedjew musste Sportminister Witali Mutko die Präsidentschaft im nationalen Verband abgeben. Gemäß FIFA-Reglement, das die Einmischung der Politik verbietet, müsste Russland eigentlich international gesperrt werden. Doch nichts passierte. Streit mit Russland kann sich Blatter nicht erlauben. Die Lage könnte sich in den nächsten Tagen zuspitzen, sollte Mutko von Medwedjew entlassen werden, was nach dem schlechten Abschneiden der Russen bei den Winterspielen in Vancouver nicht unwahrscheinlich ist. Mutko ist übrigens gleichzeitig Exekutivmitglied der FIFA.
Die FIFA-Administration blendet all die Probleme aus – und zwar mit einer selten erlebten Propaganda-Offensive. Wie so oft werden kritische Berichterstatter umgangen oder gar ausgesperrt. Für den so genannten Ticket-Workshop kürzlich in Zürich erhielten jene, die exklusiv über die desaströsen Verkaufszahlen berichtet hatten, keine Einladung.
Analysiert man die Jubel-Meldungen der PR-Abteilung der FIFA aufmerksam, dann fällt auf, dass Blatter quasi schon in den Wahlkampf eingetreten ist: So machte er in dieser Woche, auf der Rückreise vom Festakt zum 100-Tage-Countdown in Durban, auf den Komoren Station – und ließ sich dort wie eine Gottheit feiern. Die Komoren, eine Inselgruppe zwischen Mozambique und Madagaskar, sind erst seit 2005 FIFA-Mitglied – sie haben beim nächsten Wahlkongress eine Stimme, wie etwa Brasilien oder Deutschland.
Und in Afrika muss Blatter Stimmen sammeln, dort dürfte sich seine Zukunft entscheiden. Auch deshalb hat die WM absolute Priorität.
Kaum zurückgekehrt nach Zürich erlebte Blatter die letzten Stunden eines Sicherheits-Workshops, zu dem die FIFA Vertreter der südafrikanischen Polizeibehörden, von Interpol und allen 32 WM-Teilnehmern geladen hatte. Auf der abschließenden Pressekonferenz waren nur Fragen zur Sicherheit erlaubt – keine zu den anderen Problemfeldern. FIFA-Kommunikationschef Nicolas Maingot bügelte Fragesteller ab. Und Blatter wollte nur jubeln:
""Natürlich brauchen wir Top-Sicherheitsmaßnahmen für diese WM. Aber in erster Linie feiern wir dort ein Fußballfest mit allen Emotionen. Ja, ein Fußballfest! Das ist mein Credo. Und ich sage ihnen: Am Tag nach dem Finale werden wir sagen können: Ja, wir hatten eine wunderbare WM in Südafrika!”"
Es gebe keine Gründe, an den Versprechen der Südafrikaner zu zweifeln, sagte Blatter. Nach Angaben der Organisatoren werden rund ein Viertel aller Polizeikräfte allein für die WM abkommandiert – etwa 44.000. Hinzu kommen rund 25.000 private Sicherheitskräfte.
Die FIFA-Festspiele wurden heute in Zürich mit der Sitzung des für Regelfragen zuständigen International Football Association Board (IFAB) fortgesetzt. Vor drei Monaten hatte Blatter nach der katastrophalen Fehlentscheidung im WM-Playoff zwischen Frankreich und Irland noch Regeländerungen in Aussicht gestellt. Dies aber war ganz offensichtlich nur eine Finte. Nach der IFAB-Sitzung verkündete Generalsekretär Jerome Valcke: Es bleibt alles beim Alten. Technische Hilfsmittel – etwa eine Torkamera oder ein Chip im Ball – wird es nicht geben. "Wir sind alle der Meinung, dass die Technologie aus dem Spiel herausgehalten werden muss”, sagte Valcke.
Business as usual bei der FIFA. Man hasst Veränderungen – und lebt lieber mit haarsträubenden Fehlern.