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Wahlkampf um US-Präsidentschaft
Clinton bezeichnet Trump als "Sicherheitsrisiko"

Hillary Clinton hat im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft den republikanischen Donald Trump scharf kritisiert. In einer Rede bezeichnete sie Trump als ahnungslosen Politnovizen und aggressiven Macho mit fragwürdigen Neigungen. Ihn zu wählen sei ein "historischer Fehler". Trump forderte im Gegenzug eine Gefängnisstrafe für Clinton.

03.06.2016
    Hillary Clinton
    Hillary Clinton (imago stock & people)
    Trump könne "den Job nicht machen", sagte Clinton. Seine außenpolitischen Vorstellungen seien "gefährlich unzusammenhängend" und ohnehin eher "eine Serie von bizarren Wutreden". In einer außenpolitischen Grundsatzrede im kalifornischen San Diego beschrieb sie den rechtspopulistischen Immobilienmilliardär am Donnerstag als Sicherheitsrisiko: "Wir können die Sicherheit unserer Kinder und Enkel nicht in die Hände von Donald Trump legen."
    Clinton warf Trump eine Nähe zu Diktatoren und autokratischen Staatschefs vor. "Ich kann Trumps bizarre Faszination für Diktatoren und starke Männer nicht verstehen", sagte sie. "Ich überlasse seine Vorliebe für Tyrannen den Psychologen." Wenn Trump gewönne, würde der Kreml feiern. Trump hatte sich in einem Reuters-Interview bereiterklärt, mit Nordkoreas Staatchef Kim Jong-Un über das umstrittene Atomwaffenprogramm des Staates zu reden. Im Gegenzug lobte ihn die nordkoreanische Führung als "weisen Politiker".
    "Stellen wir uns vor, er hätte nicht nur seinen Twitter-Account"
    Clinton ging außerdem auf Trumps Äußerungen zur Nato ein. Der Immobilienmilliardär hat den derzeitigen Grad des Engagements der Vereinigten Staaten in der Allianz in Frage gestellt und und angedeutet, dass er als Präsident generell die Rolle der USA in der Welt deutlich zurückfahren würde. Clinton bezeichnete Trump als jemanden, "der unsere Nato-Verbündeten im Stich lassen will". Dabei seien dies die Länder, die zusammen mit den USA gegen den Terrorismus kämpften.
    Ein so dünnhäutiger und schnell zu verärgernder Mann wie Trump dürfe zudem niemals an die Atomwaffen-Codes der USA gelangen. "Stellen wir uns doch einmal vor, Trump hätte nicht nur seinen Twitteraccount zur Verfügung, wenn er wütend wird, sondern das gesamte Waffenarsenal der USA."
    Im Gegensatz dazu wies Clinton auf ihre Erfahrung als Außenministerin der USA von 2009 bis 2013 hin. Sie betonte dabei den Wert der zahlreichen Verbündeten der USA sowie der Diplomatie und Entwicklungshilfe für die Sicherheit des Landes.
    Trump will Clinton im Gefängnis sehen
    Trump reagierte - natürlich bei Twitter. "Crooked Hillary" (Korrupte Hoillary"), wie er seine Konkurrentin dort konsequent nennt, habe einen schwachen Auftritt hingelegt und dabei schlecht von einem Teleprompter abgelesen. Sie würde nicht mal präsidial aussehen.
    Er forderte später bei einem Auftritt im kalifornischen San José eine Gefängnisstrafe für Clinton. "Ich sag Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast", sagte er mit Blick auf die Affäre um Clintons dienstliche E-Mails, die sie von einem privaten Postfach verschickt hatte. "Ehrlich, Leute - sie ist sowas von schuldig." Am Rande seines Auftritts kam es erneut zu Ausschreitungen zwischen Anhängern und Gegnern Trumps, Nachrichtenagenturen berichten von Schlägen und geworfenen Eiern.
    Immer mehr Republikaner stehen hinter Trump
    Der anfängliche Widerstand gegen Trump innerhalb der republikanischen Partei bröckelt derweil immer weiter. Trump ist der einzige verbliebene Bewerber, seine Nominierung zum Kandidaten der Republikaner gilt als sicher. Auch der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, schlägt sich nun doch auf die Seite von Trump. Damit habe er das Ziel vor Augen, die Partei zu einen, um im Herbst die Wahl gewinnen zu können, sagte Ryan der Nachrichtenagentur AP.
    Für Trump ist die Fürsprache strategisch bedeutsam: Ryan ist der ranghöchste US-Republikaner und galt bis zuletzt als einer seiner schärfsten parteiinternen Kritiker. Entsprechend euphorisch zeigte sich Trump in einer Reaktion auf den Schwenk Ryans. "Wir werden beide hart daran arbeiten, Amerika wieder großartig zu machen", twitterte er.
    Im Mai hatte Ryan Trump noch öffentlich die Gefolgschaft verweigert, als dieser als einziger Kandidat im Feld der republikanischen Bewerber ums Weiße Haus verblieb. Seitdem kamen beide jedoch zu einer Reihe von privaten Treffen in Washington zusammen, ihre jeweiligen Mitarbeiter blieben in Kontakt. Allerdings gibt es noch einige ranghohe Republikaner, die Trump die Gefolgschaft verweigern. Zu ihnen zählt der Präsidentschaftskandidat von 2012, Mitt Romney. Erst am Mittwoch deutete Romney an, dass er womöglich einen Drittkandidaten unterstützen könnte.
    Trump ist durch, Clinton kämpft noch gegen Sanders
    Der Republikaner hat im Vorwahlkampf genug Delegiertenstimmen sicher, um auf dem Parteitag im Juli zum Kandidaten gewählt zu werden. Bei den Demokraten ist Clinton zwar realistisch gesehen der Sieg ebenfalls nicht mehr zu nehmen. Allerdings erhebt der US-Senator Bernie Sanders trotz seines gewaltigen Rückstandes weiter Anspruch auf die Nominierung. Am Dienstag finden Vorwahlen der Demokraten in sechs Bundesstaaten statt.
    Das besondere Augenmerk liegt dabei auf Kalifornien mit fast 40 Millionen Einwohnern, etwa halb so viele wie Deutschland. Ein Niederlage dort wäre für Clinton peinlich und würde den Republikanern neue Angriffsfläche bieten.
    (nch/kis)