Mittwoch, 24. April 2024

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Walentin Bondarenko
Der tote Kosmonaut, den keiner kennen durfte

Walentin Bondarenko war der jüngste der sowjetischen Kosmonautengruppe Nummer Eins. Im Alter von nur 23 Jahren begann er 1960 seine Ausbildung.

Von Dirk Lorenzen | 23.03.2021
Der Kosmonaut Walentin Bondarenko (1937-1961)
Der Kosmonaut Walentin Bondarenko (1937-1961) starb drei Wochen vor dem Erstflug eines Menschen ins All (Roskosmos)
Dazu gehörte ein zehntägiger Isolationstest in einer Druckkammer. An dessen Ende, heute vor 60 Jahren, entfernte Bondarenko Elektroden von seinem Körper und reinigte die Kontaktstellen mit einem in Alkohol getränkten Wattebausch.
Den warf er danach unachtsam auf eine elektrische Heizspirale, die der Kosmonautenanwärter zum Kochen von Tee eingeschaltet hatte. Die Watte fing sofort Feuer, das sich rasend schnell ausbreitete; denn in der Druckkammer war eine reine Sauerstoffatmosphäre.
Als die Betreuungsmannschaft nach einigen Minuten endlich die Luke entriegelt hatte, lag Walentin Bondarenko bereits im Sterben. Er wurde heimlich in seiner Heimatstadt Charkiw in der Ukraine bestattet.
Die drei Astronauten Grissom, White und Chaffee
Die drei Astronauten Grissom, White und Chaffee kamen 1967 bei einem Feuer am Boden ums Leben (NASA)
1967 kamen bei einem ähnlichen Feuer in einer Apollo-Testkapsel drei US-Astronauten ums Leben.
Als Bondarenkos Kosmonautenkollege Juri Gagarin nur Wochen nach dem Unglück als erster Mensch ins All flog, war dies ein Medienereignis in aller Welt. Doch vom Tod des Walentin Bondarenko durfte niemand etwas erfahren.
Sein Name tauchte nirgends auf – erst 1986, 25 Jahre nach dem schrecklichen Geschehen, hatte das Vertuschen ein Ende.
Walentin Bondarenko ist trotzdem weitgehend in Vergessenheit geraten – immerhin heißt auf der Rückseite des Mondes ein kleiner Krater nach dem ersten Toten der Raumfahrt.