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Warenhaus-Kette
Nächste Runde der Tarifgespräche bei Karstadt

Zum achten Mal treffen sich Karstadt-Vertreter und die Gewerkschaften, um über einen neuen Tarifvertrag zu verhandeln. Kein einfaches Unterfangen, schließlich steckt die Warenhaus-Kette in der Krise und plant noch mehr Filial-Schließungen. Dennoch wollen die Arbeitnehmer-Vertreter eine Abkehr vom Sanierungstarifvertrag.

Von Michael Braun | 15.05.2015
    Eine Frau steht in Essen vor einem beleuchteten Karstadt-Logo
    Die Gewerkschaften wollen, dass Karstadt wieder nach dem Einzelhandelstarifvertrag zahlt. (picture alliance / dpa / Caroline Seidel)
    Es ist die achte Runde, und ob es noch die Runden neun, zehn, elf geben wird, ist offen. Es belastet natürlich die Verhandlungen, dass die Warenhauskette Karstadt am Dienstag bekannt gegeben hatte, fünf weitere Filialen zu schließen, die in Recklinghausen, Bottrop, Dessau, Neumünster und Mönchengladbach-Rheydt. Zwei Ziele hat die Gewerkschaft Verdi deshalb: Zunächst Arbeitsplatzsicherheit für die Laufzeit des neuen Tarifvertrages, also keine Kündigungen, keine Schließungen mehr. Arno Peukes, Verhandlungsführer von Verdi und Mitglied im Aufsichtsrat bei Karstadt, sagt, trotz des jahrelangen Schrumpfungsprozesses bei Karstadt blieben Streiks ein letztes Mittel:
    "Der jetzige Beschluss, noch einmal fünf Häuser zu schließen, nimmt natürlich bei den Kolleginnen und Kollegen das Vertrauen, dass der Eigentümer und die Geschäftsleitung es mit dem Warenhaus als solches ernst meint. Und da steigt die Stimmung schon zusagen, also, wir verzichten jeden Monat mit Geld, wir haben die Unsicherheit des Arbeitsplatzes und entweder der Arbeitgeber bewegt sich oder wir müssen in der Tat drüber nachdenken, ob wir unsere Aktionen jetzt dann doch mal irgendwie verschärfen."
    Ziel: Rückkehr zum Einzelhandelstarifvertrag
    Die Formulierung, dass die noch 16.000 Karstadt-Mitarbeiter auf Geld verzichten, beschreibt den Umstand, dass für Karstadt ein Sanierungstarifvertrag gilt. Der, so rechnet Verdi vor, habe Karstadt alles in allem 800 Millionen Euro Kostenentlastung beschert, durch Verzicht etwa auf Lohnerhöhungen und auf Sonderzahlungen. Damit soll aber jetzt Schluss sein. Die Rückkehr in den normalen Einzelhandelstarifvertrag ist das zweite Ziel der Gewerkschaft.
    Was die Arbeitgeber davon halten, wollte ihr Verhandlungsführer uns heute nicht ins Mikrofon sagen. Der Verweis auf die Pressestelle war auch nicht hilfreich: Die will sich einstweilen nicht zu den Verhandlungen äußern. Dabei könnte es Brücken geben. Verdi-Verhandlungsführer Peukes ist jedenfalls nicht sauer auf das aktuelle Management:
    "Das Konzept Warenhaus ist zukunftsträchtig, sonst würden wir keine Verhandlungen führen, muss man mal ehrlich sagen. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels Warenhäuser eine gute Chance haben, sich am Markt zu behaupten, wenn sie erstens klar im Auge haben, was ist ihre wirkliche Stammkundschaft, und zweitens sich regional, lokal aufstellen. Ich finde, das ist jetzt nicht ein Fehler des jetzigen Managements. Aber wir haben bei den letzten Managements festgestellt, dass da gegen den Rat der Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmervertreter Konzepte umgesetzt worden sind, die am Markt vorbei gegangen sind."
    Konkurrent Kaufhof steht besser da
    Die Mitarbeiter von Karstadt würden wohl gerne solche Bekenntnisse zum Warenhaus hören, wie sie Metro-Chef Olaf Koch zuletzt für die Tochter Kaufhof abgegeben hat:
    "Beim Kaufhof ist die Geschichte eigentlich wieder schnell erzählt. Es war wieder ein gutes Jahr, und zwar eines, das das bestätigt hat, was wir Ihnen schon seit nun drei Jahren erzählen, nämlich dass das Warenhaus in gar keiner Weise sich verstecken muss."
    Kaufhof lässt dem auch Taten folgen: Das schon große Frankfurter Haus etwa wird noch größer, lässt die einst berühmte "Zeilgalerie" in der Nachbarschaft abreißen und dehnt sich deutlich aus. Die Tarifverhandlungen bei Karstadt dauern an.