Wo gibt es mehr zu erfahren über Weihnachtsfeiern als auf dem Weihnachtsmarkt? Nirgends - deswegen beginnt unsere Spurensuche hier - und zwar in Frankfurt. Da tummeln sich nicht nur Familien, sondern auch alles, was so arbeitet, von der Textilfachverkäuferin hin zum Investmentbanker.
"Die Weihnachtsfeier bei uns ist immer sehr edel, wir essen was und dann gehen wir noch mal einen trinken. "
"Wir feiern grundsätzlich im Paulaner am Dom. Dort wird etwas getrunken und dann geht's an den ersten schweizerischen Weihnachtsmarktstand, und da wird ein Ötzi getrunken, das ist quasi ein Gemisch aus allen Glühweinsorten, die es gibt und das hat's voll in sich. Das ist die volle Weihnachtsfeier sozusagen. "
Fröhlich ja, feuchtfröhlich vielleicht, ausufernd: nein. Da ist Elke Rosemond sehr entschieden. Sie ist Karriereplanerin und -beraterin und sie ist sich ganz sicher: Die Weihnachtsfeier, das ist heute keine Gelegenheit mehr, Exzesse auszuleben.
"Weil die Menschen heute ihren Job und ihre Tätigkeit ernster nehmen! Ich denke, dass sich Leute heute anders Gedanken machen. Was ist mein Job überhaupt? Also: Wie bin ich und wie bin ich im Job? Und das nicht mehr so trennen, also nicht mehr sagen, oh ich habe jetzt eine Weihnachtsfeier und ich mache jetzt Halligalli auf Kosten der Firma. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei."
Eine völlig unrepräsentative Umfrage unter den Weihnachtsmarktbesuchern am Frankfurter Dom ergibt: Elke Rosemond hat recht. Enthemmtes Saufen, Flirten auf Teufel komm raus - das scheint in deutschen Betrieben der Vergangenheit anzugehören:
"Sicherlich gibt's da ein paar Kollegen, die da ein bisschen abdrehen, aber, das ist ja lustig in dem Moment halt. Man soll dann aber den Moment genießen, und wenn das dann so frei kommt, das dann auch kommen lassen, sag ich mal. "
"Ich muss ganz ehrlich sagen, ich benehme mich nie daneben! Alles immer vernünftig und korrekt!"
"Wir sind alt genug, wir wissen, wann's gut genug ist. Das Problem ist, dass die nüchtern genauso peinlich sind, wie wenn sie angeschickert sind!"
"Das ist eine Frage von Charakterstärke. Weil das im Grunde ne Frage des Charakters ist, ob man sich auch bei so einem schönen Event in Gemütlichkeit wo sicherlich auch Alkohol mit dazugehört und Feiern und sich über den Jahresrückblick unterhält man trotzdem nicht über die Stränge schlagen muss."
Denn merke: Das Delikate an der Weihnachtsfeier ist, dass sie eigentlich unfair ist: sie kommt getarnt als feuchtfröhliche Veranstaltung daher - aber man ist nicht unter Freunden, sondern unter Kollegen, und der Chef ist meistens auch dabei. Das scheint heute den meisten Mitarbeitern präsenter zu sein, als sagen wir mal: vor 20 Jahren.
"Ich kenne Ältere, die haben, trotz ihren hohen Alters waren sie auch ausfallender als jüngere Leute und unter Arbeitskollegen, dass die Sachen gemacht haben, die uns als junge Leute schon sehr peinlich waren, auf der Tanzfläche an den Brüsten rumgespielt? Nicht, dass ich's sehen wollte, ich musste es sehen. Und da ist uns aufgefallen, dass die Älteren, wenn sie gut drauf sind und getrunken haben, schlimmer sein können, als jüngere Leute."
Geschmacklose Anspielungen, Fummeleien, Beleidigungen unter Alkoholeinfluss - absolute No-Nos, sagt die Frankfurter Karrierefachfrau Rosemond:
"Soweit sollte es eigentlich gar nicht kommen, Punkt. Also das ist einfach so. Ich sollte mich als Mensch so in Kontrolle haben, weil: Das ist eine Dienst-Weihnachtsfeier. Ich sollte die da nutzen, dass ich meine nötigen Strategien habe, Small Talk halten, nicht nur über die Firma quatschen, nicht zu viel trinken. Es ist Business, ich sollte mich einfach im Unternehmen auch mal mit Leuten unterhalten, mit denen ich sonst nicht spreche. Und es sollte wirklich nichts passieren, dass man am anderen Tag sagt: Oh, mein Gott!"
Überhaupt der nächste Tag, der ist immer der schwierigste. Eine britische Zeitung hat berichtet, dass in Großbritannien jedes Jahr ein Schaden von etwa einer Million Euro dadurch entsteht, dass sich so viele Mitarbeiter in den Tagen nach der Weihnachtsfeier krankmelden. Eine deutsche, dass es in jeder sechsten Ehe nach der Weihnachtsfeier zum Krach kommt.
Wenn denn der Abend zu feucht und zu fröhlich war, der Chef einem das Du angeboten hat oder ein Date - dann gilt für den nächsten Tag im Betrieb nur eines: Augen zu und durch.
"Ganz normal bleiben. Habe ich vergessen, das hat nie stattgefunden. Wenn es jetzt so ist, dass der Chef in Redseligkeit verfallen ist, das ist sein Ausrutscher, und den habe ich am andern Tag nicht mehr präsent. Das ist kein ernst gemeintes Du. Ganz einfach tun, als ob es nicht passiert wäre: die After-Eight-Methode!"
Wer ein bisschen nachforscht, findet auch im Internet wichtige Hinweise für das, was man tut, und das, was man besser lässt: Keinesfalls das Buffet stürmen, sondern dem Chef den Vortritt lassen. Den Teller nicht zu voll laden. Und keinesfalls über Gehaltserhöhungen sprechen oder was man im Betrieb alles besser machen könnte.
Und noch ein Tipp: Wer sicher gehen will, geht früh. Gar nicht gehen, geht auch nicht - die Weihnachtsfeier ist wichtig, wer im Betrieb richtig drin sein will, muss hin. Aber: Früh gehen kann helfen. Ab elf nimmt erfahrungsgemäß der Hang zu Ausschweifungen zu - wohl dem, der's dann nicht mitkriegt.
"Wir hatten auch schon unsere Weihnachtsfeier, und da war es eigentlich in Ordnung, aber wir sind auch ziemlich früh gegangen, wir waren um elf schon weg. Ich weiß jetzt nicht, wie's danach noch war. Der Chef ist heute Morgen erst zwei Stunden später erschienen. "
"Einer der Oberärzte ist dann mit einer anderen Kollegin verschwunden und dann ging auch die Gerüchteküche los, aber die ist dann wieder reingekommen. Also, er ist dann allein gegangen."
Die Weihnachtsfeier als Kontakthof - ein beliebtes Motiv, kommt immer mal vor, aber auch da sagt die strenge Frau Rosemond: Geht gar nicht!
"Halten Sie die Gespräche auf neutraler Ebene, interessieren Sie sich für den andern, was hat er für Hobbys, was macht die Familie etc., aber gehen Sie nicht über die Grenze im Flirt-Faktor. Flirt-Faktor gehört da nicht hin!"
Die Nicht-Einhaltung dieser Regel kann teuer werden und folgenreich sein. Da gibt es ein prominentes Beispiel: Franz Beckenbauer nutzte eine Weihnachtsfeier seines FC Bayern dazu, mal schnell ein außereheliches Kind zu zeugen. Merke: Bei manchen Weihnachtsfeiern gibt es nicht nur den Tag danach, sondern ganze Jahre.
"Die Weihnachtsfeier bei uns ist immer sehr edel, wir essen was und dann gehen wir noch mal einen trinken. "
"Wir feiern grundsätzlich im Paulaner am Dom. Dort wird etwas getrunken und dann geht's an den ersten schweizerischen Weihnachtsmarktstand, und da wird ein Ötzi getrunken, das ist quasi ein Gemisch aus allen Glühweinsorten, die es gibt und das hat's voll in sich. Das ist die volle Weihnachtsfeier sozusagen. "
Fröhlich ja, feuchtfröhlich vielleicht, ausufernd: nein. Da ist Elke Rosemond sehr entschieden. Sie ist Karriereplanerin und -beraterin und sie ist sich ganz sicher: Die Weihnachtsfeier, das ist heute keine Gelegenheit mehr, Exzesse auszuleben.
"Weil die Menschen heute ihren Job und ihre Tätigkeit ernster nehmen! Ich denke, dass sich Leute heute anders Gedanken machen. Was ist mein Job überhaupt? Also: Wie bin ich und wie bin ich im Job? Und das nicht mehr so trennen, also nicht mehr sagen, oh ich habe jetzt eine Weihnachtsfeier und ich mache jetzt Halligalli auf Kosten der Firma. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei."
Eine völlig unrepräsentative Umfrage unter den Weihnachtsmarktbesuchern am Frankfurter Dom ergibt: Elke Rosemond hat recht. Enthemmtes Saufen, Flirten auf Teufel komm raus - das scheint in deutschen Betrieben der Vergangenheit anzugehören:
"Sicherlich gibt's da ein paar Kollegen, die da ein bisschen abdrehen, aber, das ist ja lustig in dem Moment halt. Man soll dann aber den Moment genießen, und wenn das dann so frei kommt, das dann auch kommen lassen, sag ich mal. "
"Ich muss ganz ehrlich sagen, ich benehme mich nie daneben! Alles immer vernünftig und korrekt!"
"Wir sind alt genug, wir wissen, wann's gut genug ist. Das Problem ist, dass die nüchtern genauso peinlich sind, wie wenn sie angeschickert sind!"
"Das ist eine Frage von Charakterstärke. Weil das im Grunde ne Frage des Charakters ist, ob man sich auch bei so einem schönen Event in Gemütlichkeit wo sicherlich auch Alkohol mit dazugehört und Feiern und sich über den Jahresrückblick unterhält man trotzdem nicht über die Stränge schlagen muss."
Denn merke: Das Delikate an der Weihnachtsfeier ist, dass sie eigentlich unfair ist: sie kommt getarnt als feuchtfröhliche Veranstaltung daher - aber man ist nicht unter Freunden, sondern unter Kollegen, und der Chef ist meistens auch dabei. Das scheint heute den meisten Mitarbeitern präsenter zu sein, als sagen wir mal: vor 20 Jahren.
"Ich kenne Ältere, die haben, trotz ihren hohen Alters waren sie auch ausfallender als jüngere Leute und unter Arbeitskollegen, dass die Sachen gemacht haben, die uns als junge Leute schon sehr peinlich waren, auf der Tanzfläche an den Brüsten rumgespielt? Nicht, dass ich's sehen wollte, ich musste es sehen. Und da ist uns aufgefallen, dass die Älteren, wenn sie gut drauf sind und getrunken haben, schlimmer sein können, als jüngere Leute."
Geschmacklose Anspielungen, Fummeleien, Beleidigungen unter Alkoholeinfluss - absolute No-Nos, sagt die Frankfurter Karrierefachfrau Rosemond:
"Soweit sollte es eigentlich gar nicht kommen, Punkt. Also das ist einfach so. Ich sollte mich als Mensch so in Kontrolle haben, weil: Das ist eine Dienst-Weihnachtsfeier. Ich sollte die da nutzen, dass ich meine nötigen Strategien habe, Small Talk halten, nicht nur über die Firma quatschen, nicht zu viel trinken. Es ist Business, ich sollte mich einfach im Unternehmen auch mal mit Leuten unterhalten, mit denen ich sonst nicht spreche. Und es sollte wirklich nichts passieren, dass man am anderen Tag sagt: Oh, mein Gott!"
Überhaupt der nächste Tag, der ist immer der schwierigste. Eine britische Zeitung hat berichtet, dass in Großbritannien jedes Jahr ein Schaden von etwa einer Million Euro dadurch entsteht, dass sich so viele Mitarbeiter in den Tagen nach der Weihnachtsfeier krankmelden. Eine deutsche, dass es in jeder sechsten Ehe nach der Weihnachtsfeier zum Krach kommt.
Wenn denn der Abend zu feucht und zu fröhlich war, der Chef einem das Du angeboten hat oder ein Date - dann gilt für den nächsten Tag im Betrieb nur eines: Augen zu und durch.
"Ganz normal bleiben. Habe ich vergessen, das hat nie stattgefunden. Wenn es jetzt so ist, dass der Chef in Redseligkeit verfallen ist, das ist sein Ausrutscher, und den habe ich am andern Tag nicht mehr präsent. Das ist kein ernst gemeintes Du. Ganz einfach tun, als ob es nicht passiert wäre: die After-Eight-Methode!"
Wer ein bisschen nachforscht, findet auch im Internet wichtige Hinweise für das, was man tut, und das, was man besser lässt: Keinesfalls das Buffet stürmen, sondern dem Chef den Vortritt lassen. Den Teller nicht zu voll laden. Und keinesfalls über Gehaltserhöhungen sprechen oder was man im Betrieb alles besser machen könnte.
Und noch ein Tipp: Wer sicher gehen will, geht früh. Gar nicht gehen, geht auch nicht - die Weihnachtsfeier ist wichtig, wer im Betrieb richtig drin sein will, muss hin. Aber: Früh gehen kann helfen. Ab elf nimmt erfahrungsgemäß der Hang zu Ausschweifungen zu - wohl dem, der's dann nicht mitkriegt.
"Wir hatten auch schon unsere Weihnachtsfeier, und da war es eigentlich in Ordnung, aber wir sind auch ziemlich früh gegangen, wir waren um elf schon weg. Ich weiß jetzt nicht, wie's danach noch war. Der Chef ist heute Morgen erst zwei Stunden später erschienen. "
"Einer der Oberärzte ist dann mit einer anderen Kollegin verschwunden und dann ging auch die Gerüchteküche los, aber die ist dann wieder reingekommen. Also, er ist dann allein gegangen."
Die Weihnachtsfeier als Kontakthof - ein beliebtes Motiv, kommt immer mal vor, aber auch da sagt die strenge Frau Rosemond: Geht gar nicht!
"Halten Sie die Gespräche auf neutraler Ebene, interessieren Sie sich für den andern, was hat er für Hobbys, was macht die Familie etc., aber gehen Sie nicht über die Grenze im Flirt-Faktor. Flirt-Faktor gehört da nicht hin!"
Die Nicht-Einhaltung dieser Regel kann teuer werden und folgenreich sein. Da gibt es ein prominentes Beispiel: Franz Beckenbauer nutzte eine Weihnachtsfeier seines FC Bayern dazu, mal schnell ein außereheliches Kind zu zeugen. Merke: Bei manchen Weihnachtsfeiern gibt es nicht nur den Tag danach, sondern ganze Jahre.