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Wassermanagement ist auch in Europa ein großes Thema

Der blaue Planet - diesen Namen trägt die Erde, weil sie zu rund zwei Dritteln mit Wasser bedeckt ist. Trotzdem ist sauberes Süßwasser knapp - und der Zustand vieler Gewässer ist schlecht, vor allem in armen Ländern des Südens. Doch auch in Europa steht es mit der Wasserqualität nicht zum Besten.

Von Monika Hoegen | 14.03.2012
    Trotz aller Fortschritte in der globalen Wasserversorgung: Rund 800 Millionen Menschen haben nach Angaben der UN immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Für über eine Milliarde Menschen stehen keine Toiletten zur Verfügung. Und jeden Tag sterben schätzungsweise 3000 Kinder an Durchfallerkrankungen.

    Die Rede ist dabei natürlich in allererster Linie von den ärmsten Ländern der Erde. Dass aber auch im industrialisierten Europa mit Blick auf Wasserqualität und einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser so lebenswichtigen Ressource nicht alles zum Besten steht, das machte in Marseille EU-Umweltkommissar Janez Potocnik deutlich. Und er warf dabei einen Blick auf den Süden Europas.

    Zwischen 70 und 80 Prozent der verfügbaren Wasserressourcen nutzen etwa Spanien und Griechenland für die Landwirtschaft, so Potocnik. Doch auch anderswo führen alte Infrastruktur, schlechte Rohre und nichtnachhaltige Bewässerungssysteme zu erheblichen Wasserverlusten. EU-weit werden nach Angaben der Kommission zwischen 20 und 40 Prozent Wasser verschwendet. In Zukunft, so Potocnik, müsse man das Wasser viel besser nutzen.

    Die neue "Blaupause" für die europäischen Gewässer sieht nun eine Anpassung an den Klimawandel, bessere Landnutzung, innovatives Wassermanagement und vermehrte ökonomische Anreize für den Wasserschutz vor. Derweil gibt es auch in Deutschland noch allerlei zu tun. Zwar habe man die Verschmutzung der Flüsse durch Industrie und kommunale Abwässer deutlich verringert, sagt der zuständige Referatsleiter im Bundesumweltministerium, Thomas Stratenwerth. Doch die Landwirtschaft verursache noch immer Probleme – etwa durch Nitrateinleitungen.

    "In Deutschland haben wir vor allem zwei Hauptprobleme. Das eine ist die sogenannte Nährstoffbelastung der Gewässer, die sich letztlich dann vor allem in Küstengewässern auch mit Eutrophierung und so weiter niederschlägt. Und das Andere sind die Veränderungen der Gewässer aufgrund von Nutzung für Verkehr, Nutzung für Stromerzeugung und aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen und so weiter, wo es darum geht, einfach dass Habitate beispielsweise für Fische und andere Lebewesen verschwunden sind. Und wo es jetzt im Grunde darum geht, sozusagen die Biologie der Flüsse wieder herzustellen."

    Das allerdings braucht Zeit. Zwar sollte die Wasserrahmenrichtlinie der EU eigentlich bis 2015 umgesetzt sein, doch könne das noch fünf bis zehn Jahre länger dauern, schätzt man im Umweltministerium. Außer auf technische Lösungen setzt das Ministerium genau wie die EU-Kommission auf ökonomische Regulierungen, um den Wasserschutz zu beschleunigen. Stratenwerth:

    "Also da geht's darum, dass im Grunde die Zahlungen von Direktsubventionen an die Landwirte von bestimmten Kriterien, eben auch ökologischen Kriterien abgeleitet werden, die sich aus dem Recht, aus dem europäischen Recht herleiten lassen. Und das hat bisher zum Beispiel für die Nitratrichtlinie gegolten und das soll jetzt eben auch auf die Wasserrahmenrichtlinie und ihre Anforderungen erweitert werden."

    Schwierig, so Stratenwerth weiter, sei allerdings die Kontrolle. Immer noch allzu häufig werde in Europa Wasser ohne Genehmigung entnommen. Andere aktuelle Wasserprobleme sind dagegen einfacher zu lösen. So hat die Firma DB Sediments ein umweltschonendes Verfahren entwickelt, um die Verlandung, also die Verstopfung von Flüssen mit Geröll, Schlamm zu vermeiden. Diese Sedimente, die auch wichtige Nährstoffe enthalten, werden nicht einfach abgetragen, erläutert Ingenieur Dietrich Bartelt:

    "Ein Beispiel ist die Ruhr, wo wir zurzeit die verlandeten Sedimente im Ruhrtsberger Weiher entsprechend verlagern und dadurch dem Fluss, der Ruhr, diese Sedimente, die natürlicherweise Bestandteil dieses Flusses sind, entsprechend wieder zugeben."

    Die Firma macht im Übrigen auch mit bei German Water Partnership - ein Netzwerk der deutschen Wasserwirtschaft, das vom Umweltministerium unterstützt wird. Gemeinsam wollen die Akteure deutsches Umwelt-Know-How noch stärker als bisher international vermarkten - auch beim Treffen in Marseille.

    Weltwasserforum in Marseille