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Wechsel geschafft

Medizin. – Seit geraumer Zeit grassiert die Vogelgrippe derart unter asiatischem Geflügel, dass Experten schon von einer Pandemie sprechen. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass Grippeviren vom Stamm H5N1 von Vögeln auf Säugetiere übergehen können. Vor einiger Zeit wurde es von Schweinen berichtet, jetzt haben niederländische Forscher es bei Katzen nachgewiesen. In der aktuellen Ausgabe von "Science" berichten sie darüber.

03.09.2004
    Gerüchte gab es schon lange, jetzt haben es Wissenschaftler der Erasmus-Universität in Rotterdam experimentell nachgewiesen. Das Vogelgrippevirus vom Stamm H5N1 hat den Sprung von Vögeln auf Katzen geschafft. Die Forscher werten das als Überraschung, galten Katzen doch bislang als immun gegenüber dem Vogelgrippevirus. Allerdings hatte es hier und da auch Berichte von erkrankten Groß- und Hauskatzen gegeben. Die Ergebnisse aus Rotterdam lassen daran jetzt keinen Zweifel mehr. Die Gruppe hatte Versuchskatzen dem Virus direkt über die Lunge oder über infiziertes Fleisch oder über infizierte Artgenossen ausgesetzt. In jedem Fall kam es zu einer Ansteckung. Bei den Tieren äußert sich die Grippe in Form von Fieber und starkem Schnupfen. Wie der letztgenannte Übertragungsweg zeigt, scheinen Katzen auch als Überträger in Frage zu kommen.

    Glücklicherweise ist das Menschengrippevirus noch nicht so weit, auch Katzen zu befallen, so dass der gefürchtete Erbgutaustausch zwischen beiden Virenstämmen zumindest in der Katze noch nicht stattfinden kann. Allerdings zeigt die rasante Anpassung an die Stubentiger, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass die Viren das in Zukunft erreichen werden. Brunhilde Schweiger, Leiterin des Referenzzentrums Influenza beim Robert-Koch-Institut in Berlin: "Wir müssen unsere Kenntnisse, die wir bisher haben, wirklich umsetzen. Hier muss eine noch engere Überwachung erfolgen. Auch Katzen sollten stichprobenartig diesen Überwachungen unterzogen werden, Insbesondere wenn auf einer solchen Farm ein Ausbruch vorkommt, sollten Tiere engmaschiger untersucht werden." Möglicherweise kommt jedoch der Mensch der Viren-Evolution zuvor. Die Weltgesundheitsorganisation WHO koordiniert derzeit die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Grippe und testet ihn an Menschen.

    [Quelle: Grit Kienzlen]