Dienstag, 23. April 2024

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Weg von Dessau und zurück

Das Bauhaus wurde 1919 von dem Architekten Walter Gropius gegründet. Schon 1925 zog die Kunstgewerbeschule vom bürgerlichen Weimar in die Industriestadt Dessau, wo ihre weltweite Erfolgsgeschichte begann. Das dortige Bauhausgebäude gilt als Ikone der Moderne und steht heute auf der Weltkulturerbeliste. Das Dessauer Industriedesign von Marcel Breuer oder Wilhelm Wagenfeld ist bis heute stilbildend.

Von Adolf Stock | 21.03.2009
    Die Nationalsozialisten zerschlugen das Bauhaus, doch sie konnten den Siegeszug der Bauhausidee letztendlich nicht aufhalten. In Dessau war erst in den achtziger Jahren ein Neuanfang möglich. Heute steht der Name Bauhaus für die Moderne schlechthin, und die Erben dieser großen Idee streiten sich ebenso gründlich wie die Bauhäusler in ihren besten Zeiten, auch in dieser Langen Nacht.

    Bauhausland Thüringen

    MoMA (Seite auf englisch)

    1919 verfasste Walter Gropius sein berühmtes Manifest: "Was ist Baukunst?"

    Da gehen wir durch unsere Straßen und Städte und heulen nicht vor Scham über solche Wüsten der Hässlichkeit! Seien wir uns nur klar: Diese grauen, hohlen, geistlosen Attrappen, in denen wir leben und arbeiten, werden vor der Nachwelt beschämendes Zeugnis für den geistigen Höllensturz unseres Geschlechtes ablegen, das die große einzige Kunst vergaß: Bauen. Bilden wir uns nur nicht ein, in unserer europäischen Anmaßung, die armseligen Bautaten unseres Zeitalters könnten das trostlose Gesamtbild verändern. Unser aller Werke sind nur Splitter. Gebilde, die Zweck und Notdurft schafft, stillen nicht Sehnsucht nach einer von Grund aus neu erbauten Welt der Schönheit, nach Wiedergeburt jener Geisteseinheit, die sich zur Wundertat der gotischen Kathedrale aufschwang. Wir erleben sie nicht mehr. Aber es gibt innen Trost für uns: die Idee, der Aufbau einer glühenden, kühnen, weitvorauseilenden Bauidee, die eine glücklichere Zeit, die kommen muss, erfüllen soll. Künstler, stürzen wir endlich die Mauern um, die unsere verbildende Schulweisheit zwischen den 'Künsten' errichtete, um alle wieder Bauende zu werden! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Baugedanken. Maler und Bildhauer, durchbrecht also die Schranken zur Architektur und werdet Mitbauende, Mitringende um das letzte Ziel der Kunst: die schöpferische Konzeption der Zukunftskathedrale.

    Wir alle müssen zum Handwerk zurück! Maler und Bildhauer, werdet auch ihr wieder Handwerker, zerschlagt die Rahmen der Salonkunst um eure Bilder, geht in die Bauten, segnet sie mit Farbenmärchen, meißelt Gedanken in die nackten Wände und - baut in der Phantasie, unbekümmert um technische Schwierigkeiten. Gnade der Phantasie ist wichtiger als alle Technik, die sich immer den Gestaltungswillen der Menschen fügt. Es gibt ja heute noch keinen Architekten, wir alle sind nur Vorbereitende dessen, der einmal wieder den Namen Architekt verdienen wird, denn das heißt: Herr der Kunst, der aus Wüsten Gärten bauen und Wunder in den Himmel türmen wird.


    Walter Gropius
    Sehr ausführliche Linkliste rund um das Thema Bauhaus, dort ist auch das Manifest "Was ist Baukunst?" nachzulesen.

    Über Mies van der Rohe
    Ein kleiner Streifzug durch sein Werk
    Anders als bei traditionellen Ausstellungen, in welchen Ausstellungsstücke gezeigt werden, sind hier Links zu Texten, Plänen, Bildern und Ansichten zu den Werken Ludwig Mies van der Rohes zusammengestellt. Die virtuelle Ausstellung ist thematisch in mehrere Vitrinen eingeteilt. Zu fast jedem Werk oder Projekt gibt es eine kleine Erläuterung, bevor die Links genannt werden.

    Johannes Itten war der zweite wichtige Mann am Weimarer Bauhaus. Als Anhänger der Mazdaznan-Lehre war er Wortführer des esoterischen Flügels am Bauhaus. Die Mazdaznan-Lehre ist eine Erlösungslehre, die sich auf Zarathustra beruft. Itten hatte am Bauhaus seine berühmten Vorkurse eingeführt, um die Voraussetzungen für eine Ganzheitlichkeit der Kunstauffassung zu schaffen. Entspannungs- und Atemübungen gehörten ganz selbstverständlich zum Unterricht. Und strenge Diät- und Lebensregeln sollten der Läuterung dienen.

    bauhaus.de
    Das Bauhaus Dessau, 1925/26 nach Plänen von Walter Gropius errichtet und seit 1996 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes, ist heute wieder ein Ort für Gestaltung, Forschung und Lehre. Die Stiftung Bauhaus Dessau stellt sich die Aufgabe, vor dem Hintergrund einer umfassenden Analyse städtischer Lebenswelten gestalterische Beiträge zur Zukunft unserer Städte zu leisten. Um hier erfolgreich zu sein, reicht es nicht, die Frage nach der guten Form von Architektur und Stadt zu stellen: es wird vielmehr erforderlich, die zivilgesellschaftliche Entwicklung, die demokratische Teilhabe und als deren Voraussetzung die Akzeptanz kultureller Verschiedenartigkeit zu fördern.

    Bauhaus-Universität Weimar

    Das Bauhaus Museum in Weimar
    Mit einer großen Anzahl kunstgewerblicher Objekte, Gemälde und Graphiken zeigt das Museum repräsentative Arbeiten der Bauhausmeister und ihrer Schüler aus der Weimarer Zeit von 1919 bis 1925. Die Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes und die Bauhochschule Otto Bartnings werden als Vor- und Nachläufer-Institutionen der berühmten Kunstschule vorgestellt.

    Freundeskreis der Bauhaus Universität Weimar

    Die Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar (nicht zu verwechseln mit der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar) existierte von 1907 bis 1915 in Weimar und ging 1919 im Staatlichen Bauhaus zu Weimar auf. Heute gehört der ehemalige Kunstgewerbeschulbau als Bauhaus-Stätte zum UNESCO-Weltkulturerbe

    Die Meisterhäuser in Dessau

    Kurt Weill Zentrum in Dessau

    Europäische Vereinigung der Freunde Henry van de Veldes e.V.

    Das Werkbundarchiv - Museum der Dinge ist ein Museum der Sachkultur des 20. und 21.Jahrhunderts, eine Sachkultur, die von der industriellen Massen- und Warenproduktion geprägt ist. Kern der Institution ist das Archiv des Deutschen Werkbundes, eine 1907 gegründete Vereinigung von Künstlern, Industriellen und Kulturpolitikern, die als Teil der utopischen Kulturtendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Lebensreform angestrebt hat. Durch eine reformierte, modern-sachliche Gestaltung von industriell gefertigten Produkten, von Architektur und Lebensraum sollte der zunehmenden Entfremdung entgegengewirkt werden. Über die Etablierung ethisch fundierter Werte wie Qualität, Materialgerechtigkeit, Funktionalität und Nachhaltigkeit wollte der Werkbund einen neuen Verständigungszusammenhang zwischen Entwerfer, Produzent, Verkäufer und Verbraucher schaffen. Neben der Einflussnahme auf ein zeitgemäßes Entwerfen und Produzieren von Dingen und Ensembles war die ästhetische Bildung Kernaufgabe des DWB - durchaus im Sinne der individuellen Selbstbestimmung.

    Auch Friedl Dicker-Brandeis gehört zu den frühen Bauhausschülerinnen in Weimar. Sie war Fotografin und besuchte die Wiener Kunstgewerbeschule, bevor sie am Bauhaus studierte. Ihr weiterer Lebensweg ist ein Stück europäische Zeitgeschichte. Wie viele der Weimarer Schüler zog auch sie nicht mit nach Dessau, sondern ging jetzt eigene künstlerische Wege. Mit dem Bauhäusler Fritz Singer eröffnet sie in Wien ein Atelier. 1934 zieht sie nach Prag, beginnt zu malen und unterrichtet die Kinder politischer Emigranten. Sie heiratet ihren Cousin Pavel Brandeis und wird tschechische Staatsbürgerin. 1938 schlägt sie ein Visum nach Palästina aus. Am 14. Dezember 1942 werden Friedl und Pavel nach Theresienstadt deportiert. Dort unterrichtet sie Kinder. Im September 1944 kommt sie mit dem Transport Nr. 167 nach Auschwitz. Am 9. Oktober 1944 wird Friedl Dicker-Brandeis in Birkenau vergast.

    Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung in Berlin erforscht und präsentiert Geschichte und Wirkungen des Bauhauses (1919-1933), der bedeutendsten Schule für Architektur, Design und Kunst im 20. Jahrhundert. In einem von Walter Gropius, dem Gründer des Bauhauses entworfenen Gebäude steht die weltweit umfangreichste Sammlung zur Geschichte der Schule und zu allen Aspekten ihrer Arbeit jedem Interessierten offen.

    Das Internationale Forum für Gestaltung Ulm

    Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich
    Als vor 10 Jahren am Bauhaus Dessau die Idee eines "sozialorientierten, industriellen Gartenreichs" (vgl. Industrielles Gartenreich-2, Dessau, 1999, S. 32) geboren wurde, ahnte niemand, dass daraus ein sichtbarer Beitrag für die Weltausstellung im Jahre 2000 werden würde. Abseits der Messehallen, in der mitteldeutschen Region, die einst die "dreckigste Stadt Europas", Bitterfeld, beherbergte, entstanden erlebbare, diskussionswürdige Beiträge, die sich nun ihre eigenen Wege zu bahnen haben.
    Mit Literaturliste:

    industrielles-gartenreich.de/literatur

    Ulrike Müller
    Bauhaus-Frauen
    Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design.
    2009 Sandmann, München
    Das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus - ein Anziehungspunkt für junge, unkonventionelle Frauen! Architektinnen, Bildhauerinnen, Keramikerinnen, Möbelgestalterinnen wollten sie werden, später auch Fotografinnen. Versprochen hatte der Gründer Walter Gropius "absolute Gleichberechtigung", schickte die Studentinnen aber zunächst nur in die Textilwerkstätten. Doch Weben reichte ihnen nicht, auch wenn sie es mit Leidenschaft taten. Gegen den Widerstand einiger Bauhausmeister brachen sie in die Domänen ihrer männlichen Kommilitonen ein und schufen auch hier Herausragendes. Ihre Arbeiten haben wesentlich dazu beigetragen, dass modernes Bauhaus-Design im 20. Jahrhundert die Welt eroberte. Ulrike Müller würdigt mit diesem Buch erstmals die Leistung der Frauen am Bauhaus in allen gestalterischen Bereichen und stellt in ihren Porträts Leben und Schaffen von 20 Studentinnen, Lehrerinnen und Meisterinnen vor.

    Literatur:
    Kirsten Baumann: Bauhaus Dessau. Architektur Gestaltung Idee. Berlin (Jovis Verlag) 2007

    Anja Baumhoff / Magdalena Droste (Hg.): Mythos Bauhaus. Berlin (Reimer Verlag) 2009

    Regina Bittner (Hg.): Bauhausstil. Zwischen International Style und Lifestyle. Edition Bauhaus Band 11. Berlin (Jovis Verlag) 2003

    Gerda Breuer, Annemarie Jaeggi (Hg.): Walter Gropius Amerika Reise 1928. Katalog des Bauhaus-Archivs und der Bergischen Universität Wuppertal, 2008

    Matthias Hollwich, Rainer Welsbach (Hg.): UmBauhaus. Aktualisierung der Moderne. Edition Bauhaus Band 16. Berlin (Jovis Verlag) 2004

    Reginald R. Isaacs: Walter Gropius. Der Mensch und sein Werk. 2 Bände. Berlin (Gebr. Mann Verlag) 1984

    Hasan-Uddin Kahn: International Style. Architektur der Moderne von 1925 bis 1965. Köln (Taschen Verlag) 2001

    Klassik Stiftung Weimar (Hg.): Das Bauhaus kommt aus Weimar. (Katalog zur Ausstellung vom 1. April bis 5. Juli 2009. Berlin (Deutscher Kunstverlag) April 2009

    Terence Riley, Barry Bergdoll: Mies in Berlin. Die Berliner Jahre 1907 - 1938. München (Prestel Verlag) 2001

    Walter Scheiffele: Bauhaus Junkers Sozialdemokratie. Ein Kraftfeld der Moderne. Berlin (Form und Zweck Verlag) 2003

    Annette Seemann: Aus Weimar in alle Welt - Die Bauhausmeister und ihre Wirkung. Leipzig (E. A. Seemann Verlag) 2009

    Josef Straßer: 50 Bauhaus-Ikonen, die man kennen sollte. München (Prestel-Verlag) 2009

    Wolfgang Thöner, Ute Ackermann: Das Bauhaus lebt. Leipzig (E. A. Seemann Verlag) 2009

    Alexander von Vegesack, Mathias Remmele (Hg.): Marcel Breuer Design und Architektur. Weil am Rhein (Vitra Design Museum) 2003

    Walter Benjamin
    Illuminationen, ausgewählte Schriften.
    Ausgewählt von Siegfried Unseld.
    Frankfurt am Main (Suhrkamp Verlag) 1977
    Darin der Text: Erfahrung und Armut

    Ulrich Conrads / Peter Neitzke
    Die Bauhaus Debatte 1953.
    Dokumente einer verdrängten Kontroverse.
    Braunschweig, Wiesbaden (Bauwelt Fundamente 100, Vieweg Verlag) 1994

    Magret Kentgens-Craig (Hg.)
    Das Bauhausgebäude in Dessau 1926 -1999
    Basel, Berlin, Bosten (Birkhäuser Verlag) 1998

    Hans Engels, Ulf Meyer (Hg.)
    Bauhaus Architektur
    München ( Prestel Verlag) 2001

    Jeannine Fiedler, Peter Feierabend (Hg.)
    Bauhaus.
    Köln (Könemann Verlag) 1999

    Francoise Giroud
    Alma Mahler oder die Kunst geliebt zu werden.
    München (Deutscher Taschenbuch Verlag) 2000

    Annemarie Jaeggi
    Fagus.
    Industriekultur zwischen Werkbund und Bauhaus.
    Berlin (Jovis Verlag) 1998

    Herbert Lindinger (Hg.)
    Hochschule für Gestaltung Ulm.
    Die Moral der Gegenstände.
    Berlin (Ernst und Sohn) 1987

    Elena Makarova
    Friedl Dicker-Brandeis.
    Ein Leben für Kunst und Lehre.
    Wien, München (Verlag Christian Brandstätter) 2000

    Wilfried Nerdinger (Hg.)
    Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus.
    Zwischen Anbiederung und Verfolgung.
    München (Prestel Verlag) 1993

    Eckhard Neumann (Hg.)
    Bauhaus und Bauhäusler.
    Erinnerungen und Bekenntnisse.
    Köln (DuMont Buchverlag) 1985
    Michael Siebenbrodt (Hg.)
    Bauhaus Weimar.
    Entwürfe für die Zukunft.
    Ostfildern-Ruit (Hatje Cantz Verlag) 2000

    Stiftung Bauhaus Dessau (Hg.)
    Gunta Stölzl: Meisterin am Bauhaus Dessau
    Ostfildern-Ruit (Verlag Gerd Hatje) 1997

    Rainer K.Wick
    Bauhaus. Kunstschule der Moderne.
    Ostfildern-Ruit (Hatje Cantz Verlag) 2000

    Konrad Wünsche
    Bauhaus. Versuche, das Leben zu ordnen
    Berlin (Wagenbach Verlag) 1992

    Klaus-Jürgen Winkler
    Die Architektur am Bauhaus in Weimar
    Berlin; München (Verlag für Bauwesen)1993

    Tom Wolfe
    Mit dem Bauhaus leben
    Frankfurt am Main (Europäische Verlagsanstalt) 1986

    CD:
    Feininger Impulse. Bildkunst und Musik. Lyonel Feininger: Das Klavierwerk, Kurt Dietmar Richter: Feininger-Impulse. Viviane Goergen Piano. Kreuzberg Recordes.1999 (LC 02555)

    Hörbuch:
    Marion Oelmann: KunstGeschichten Bauhaus. Gelesen von Frank Arnold. Berlin (Argon Verlag) 2009

    Spiele:
    Stiftung Bauhaus Dessau (Hg.) Bauhaus-Memo. Gedächtnisspiel mit Bildern aus dem Bauhaus Dessau. Leipzig (E. A. Seemann Verlag) 2009