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Wegen politischer Lage
Mario Gomez will nicht mehr in der Türkei spielen

Die politische Lage in der Türkei lässt auch den Sport nicht unberührt: Nationalspieler Mario Gomez hat angekündigt, nach der Sommerpause nicht zum Verein Besiktas Istanbul zurückzukehren. Als Grund nannte er die "schrecklichen Ereignisse der letzten Tage". Wo der 31-Jährige in der kommenden Saison spielen wird, ist noch unklar.

21.07.2016
    Mario Gomez im Besiktas-Trikot
    Der DFB-Nationalspieler Mario Gomez (OZAN KOSE / AFP)
    Gomez teilte seine Entscheidung via Facebook mit. Grund für seinen Abgang sei "ausschließlich die politische Situation", heißt es in dem Posting. "Weder sportliche noch andere Gründe haben mich dazu bewegt. Einzig und allein die schrecklichen Geschehnisse der letzten Tage." Er hoffe, dass die politischen Probleme "bald friedlich gelöst werden". Gomez sprach von einer "schwierigen Entscheidung", die ihn sehr beschäftigt habe. Er führte aus, er habe "ein überragendes Jahr mit der absoluten Krönung der Meisterschaft" gehabt", in dem ihm "der Verein und das Land sehr ans Herz gewachsen" seien. Er bat seine Fans um Verständnis.
    Die Reaktionen der Fans waren unterschiedlich. Viele zollten ihm Respekt:
    Andere sehen sehen in dem Schritt einen Vorwand:
    Gomez steht derzeit eigentlich beim AC Florenz unter Vertrag, wurde aber in der vergangenen Saison an Besiktas ausgeliehen. Dort wurde er mit 26 Treffern Torschützenkönig und gewann mit dem Verein die türkische Meisterschaft.
    Nach Florenz wird er aber wohl nicht zurückkehren. Präsident Andrea Della Valle ist Medienberichten zufolge offenbar bereit, den Stürmer für sieben Millionen Euro Ablösesumme zu verkaufen. Angeblich hat der VfL Wolfsburg Interesse signalisiert. Die italienische Zeitung "Gazetta della Sport" berichtete allerdings, Gomez wolle nicht in Deutschland spielen, sondern bevorzuge einen Premier-League-Klub oder einen Wechsel nach Spanien.
    Podolski bleibt bislang in Istanbul
    Gomez' Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski, der beim Stadtrivalen Galatasaray Istanbul spielt, hatte einen Wechsel in der Vergangenheit unter dem Eindruck der zahlreichen Terroranschläge zumindest in Erwägung gezogen. Mit den Niederländern Wesley Sneijder (ebenfalls Galatasaray) und Robin van Persie (Fenerbahce) spielen weitere große Namen des Weltfußballs in Istanbul.
    In Istanbul war es am vergangenen Freitag zu einem Putschversuch des Militärs gegen das Regime von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gekommen, bei dem knapp 300 Menschen starben. Seitdem geht Ergodan hart gegen mutmaßliche Putschisten vor. Zehntausende Staatsbeamte wurden entlassen, es gab zahlreiche Festnahmen. Gestern hatte Erdogan außerdem einen dreimonatigen Ausnahmezustand verhängt, der ihn berechtigt, per Dekret zu regieren.
    (cvo/ach)